35H KZ Sachsenhausen; Rep. 35H KZ Sachsenhausen; 1935-1970 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 35H KZ Sachsenhausen
Dat. - Findbuch:1935 - 1970
Vorwort:Geschichte des Konzentrationslagers

Die ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager (KZ) entstanden in Deutschland 1933. Sie wurden teils von staatlichen Stellen (Polizeibehörden u.a.), teils eigenmächtig von SA und SS (sogenannte "wilde" KZ) in leerstehenden Fabrikgebäuden, Lagerhallen u.ä. eingerichtet. Hierbei wurden SA und SS vom NS-Staat als Hilfspolizei eingesetzt. Nach der sogenannten Röhm - Affäre (30. Juni 1934) gingen Leitung und Bewachungsaufgaben allein auf die SS über.
Zum Modell für alle KZ entwickelte sich das Lager Dachau. Analog der Lagerordnung für das KZ Dachau vom 1. Dezember 1933 gliederten sich die in der Folgezeit errichteten KZ in jeweils 5 Abteilungen:
I Kommandantur
II Politische Abteilung
III Schutzhaftlager
IV Verwaltung
V Lagerarzt
Der Lagerkommandant Eicke wurde am 4. Juli 1934 zum "Inspekteur der KZ" ernannt.
Die in das Geheime Staatspolizeiamt eingegliederte "Inspektion der Konzentrationslager" bestand zunächst nur aus einer "Zentralabteilung", die später als "Politische Abteilung" bezeichnet wurde, und einer "Verwaltungsabteilung". Im April 1936 wurde eine sogenannte "Sanitätsabteilung" angegliedert, aus der in der Folgezeit "Der Leitende Arzt KL" als Abteilung hervorging.
In den Kriegsjahren trat ein Wechsel in der Kompetenz und Leitung der KZ ein. Im Februar 1942 wurde das Wirtschaftshauptverwaltungsamt errichtet, dem im März desselben Jahres die Dienststelle des Inspekteurs der KZ unter der Bezeichnung "Amtsgruppe D" eingegliedert wurde. Diese allgemeine Organisationsstruktur blieb bis zum Kriegsende 1945 bestehen.
Die Arbeiten zur Errichtung des KZ Sachsenhausen begannen am 12. Juli 1936. Aus dem KZ Esterwegen überstellte Häftlinge errichteten unter Aufsicht des SS-Bewachungspersonals alle Gebäude im Lager, die Bauten für die SS-Kommandantur und für das SS-Truppenlager. Der Aufbau des Häftlingslagers war im Dezember 1937 abgeschlossen. Auf dem abgetrennten Industriehof entstanden Werkstätten.
Das Lager Sachsenhausen galt als sogenanntes Musterlager der SS. Auf dem angrenzenden Gelände wurde 1938 durch die SS-Führung die Inspektion aller Konzentrationslager untergebracht.
Mit der Errichtung des SS-Betriebes "Deutsche Erd- und Steinwerke" (Klinkerwerk) wurden die Häftlinge zunehmend in ca. 75 Außenkommandos, Neben- und Außenlagern als Zwangsarbeiter ausgebeutet. 1941 wurden erstmals Insassen des KZ Sachsenhausen in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Ab 1. September 1944 wurden dem KZ Sachsenhausen verstärkt sogenannte Frauenarbeitskommandos und -außenlager zugeordnet.
Das KZ Sachsenhausen gehörte nicht zu den Vernichtungslagern. In Sachsenhausen verbüßten politische Gegner des NS-Regimes, Juden, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte und wegen krimineller Delikte bestrafte "Gewohnheitsverbrecher", "Asoziale" bzw. "Arbeitsscheue" ihre "Schutzhaft". Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges kamen Zehntausende Zivilisten und Kriegsgefangene aus 47 Ländern nach Sachsenhausen.
Das KZ Sachsenhausen war mit rd. 26 000 Inhaftierten im August 1943 nach dem KZ Auschwitz das zweitgrößte KZ unter der NS-Diktatur. Insgesamt dürften von 1936 bis 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert gewesen sein; Zehntausende überlebten die Haft nicht.
Am 20./21. April 1945 begannen sogenannte Evakuierungsmärsche; am 22. April 1945 wurde das KZ von sowjetischen Truppen befreit.

Bestandsgeschichte

Die schriftliche Überlieferung des KZ Sachsenhausen wurde von der SS im April 1945 weitgehend vernichtet. So mussten Häftlinge kurz vor der Evakuierung des Lagers die Kartei der Effektenkammer verbrennen. Verschiedene Unterlagen gelangten noch Anfang 1945 mit einem Transport kranker Häftlinge nach Bergen-Belsen und wurden dort vermutlich ebenfalls vernichtet. Die Häftlingskartei führte die SS bei ihrer Flucht mit sich; der Verbleib ist ungeklärt.
Nach der Befreiung des KZ stellten ehemalige Häftlinge in Zusammenarbeit mit Justizoffizieren der Roten Armee noch vorhandene Unterlagen zusammen, die u.a. für die Vorbereitung des ersten Sachsenhausen-Prozesses im Jahre 1947 genutzt und in diesem Zusammenhang in Moskauer Archive gebracht wurden.
Materialien zum KZ Sachsenhausen wurden seit 1946 vom Hauptausschuss der "Opfer des Faschismus" (OdF) in Berlin und seit 1948 im Generalsekretariat der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (VVN) in Berlin gesammelt.
Das im April 1948 von ehemaligen Häftlingen gegründete Sachsenhausen-Komitee trug im Zusammenhang mit einer Rekonstruktion der Geschichte des KZ verschiedenste Materialien zusammen. Hierzu gehörten u.a. Erhebungen zu Anzahl und Namen der Ermordeten, der Geretteten sowie zu an den Verbrechen im Lager beteiligten SS-Angehörigen.
Im Zusammenhang mit der Auflösung der VVN 1953 gelangten archivierte Unterlagen des Generalsekretariats in das Archiv des Marx-Engels-Lenin-Institutes beim Zentralkomitee der SED bzw. in das Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit. 1962 wurden die Fonds KZ- und Haftanstalten sowie VVN an das Deutsche Zentralarchiv in Potsdam abgegeben. In der Folgezeit wurden die Unterlagen im Archivdepot Dornburg sicherungsverfilmt und gelangten anschließend in das Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR. 1991 wurde der Bestand vom Bundesarchiv, Abteilungen Potsdam in das Zwischen-Archiv in Dahlwitz-Hoppegarten übernommen. Die heute im Brandenburgischen Landeshauptarchiv vorhandenen Unterlagen wurden 1993 vom Bundesarchiv, Abteilungen Potsdam übergeben und 1997 in der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen von Dr. H. Coppi unter Mitarbeit von G. Weigelt intensiv verzeichnet.
Der Bestand enthält wenige Originale aus dem KZ Sachsenhausen. Der größere Teil des Sammelbestandes umfasst nach 1945 entstandenes Schriftgut wie Erlebnis- und Erinnerungsberichte sowie Fragebögen ehemaliger Häftlinge, Totenlisten, Namenslisten überlebender Häftlinge sowie Materialien zur Vorbereitung von Prozessen gegen SS-Angehörige.
Weitere Unterlagen befinden sich in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen - Archiv, im Bundesarchiv (Koblenz, Berlin-Lichterfelde) sowie beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.

Angaben zum Umfang

Umfang:2,64 lfm; 59 Akte(n)

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 35H KZ Sachsenhausen Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=112444
 
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