37 Boitzenburg; Rep. 37 Herrschaft Boitzenburg, Kr. Templin; 1209-2010 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Herrschaft Boitzenburg, Kr. Templin
Dat. - Findbuch:1209 - 2008
Vorwort:Besitzgeschichte

1276 belehnten die Markgrafen von Brandenburg Dietrich von Kerkow mit ihrem Schloss Boitzenburg und zehn dazugehörigen Dörfern, erwarben es aber im Laufe der Zeit zurück und ließen es durch Vögte, meist Pfandbesitzer, verwalten. 1375 gehörten zum Schloss die Dörfer Boitzenburg, Crewitz, Zerwelin, Wichmannsdorf und Mittenwalde. 1528 vertauschte der Kurfürst das Schloss samt Pertinenzien an Hans von Arnim auf Gerswalde und Biesenthal gegen das von diesem 1506 erworbene Schloss Zehdenick nebst Zubehör. Zu Schloss Boitzenburg gehörten Dienste und Hebungen aus den Boitzenburger Klosterdörfern (s. u.) und aus Klosterwalde, Berkholz, Mechow/Mecklenburg, Neu und Alt Thymen und Rutenberg sowie die wüsten Feldmarken Crewitz (zwei Drittel) und Zerwelin. 1529 erwarb Hans von Arnim die Lehngüter Börnicke und Zepernick gegen einige Lehen in Bergsdorf und die Feldmark Liebenberg, 1530 zwei Drittel der wüsten Feldmark Kröchlendorf, 1531 die Feldmark Petznick und 1539 die Güter des drei Jahre zuvor säkularisierten Klosters Marienpforte bei Boitzenburg. Das Kloster war 1269 von Ritter Heinrich von Steglitz gestiftet worden und hatte bis 1539 an Besitzungen erworben: die Dörfer Boitzenburg, Klaushagen, Hardenbeck, Bröddin, Warthe, Haßleben, Mahlendorf, Weggun, Rosenow, Kuhz, Beenz, Ziegelsdorf (Tegelsdorf), Cüstrinchen, Thomsdorf, Naugarten und Lebüske (Labuzik) bei Templin, die wüste Mark Wuppgarten, ein Drittel von Crewitz, Hebungen aus den Mühlen zu Stegelitz und Suckow, aus Schmiedeberg, Hindenburg, Prenzlau und Parmen und Anteile an Wittstock, Kröchlendorf und Conow/Mecklenburg. 1550 wurde Hans von Arnim noch mit zwei Teilen der wüsten Feldmark Dochow belehnt. 1569 erwarben die Söhne des Hans von Arnim, Curt und Berndt, 19 Hufen der Familie von Sperrenwalde in und bei Boitzenburg und besaßen es damit vollständig. 1570 teilten sie ihre Güter in das Schloss B. (später "Oberhaus" genannt) und die Vorburg B. (später "Unterhaus" genannt) nebst Kloster, 1573 auch die Vorwerke Crewitz und Kröchlendorf. 1577 überließen sie dem Kurfürsten ihre Anteile an Biesenthal gegen Amt, Schloss und Gut Plaue im Havelland, das Curt von Arnim übernahm. Der Enkel Curt von Arnims, Curt Ludolph, Besitzer des Schlosses B., erbte 1641 nach dem Tode des Generalfeldmarschalls Hans Georg von Arnim auch die Vorburg mit dem Kloster, verfügte aber letztwillig eine weitere Teilung. 1649 bzw. 1653 fiel das Unterhaus mit den Dörfern Berkholz, Beenz, Naugarten, Hardenbeck und Klaushagen an den Hofkammerpräsidenten Berndt von Arnim auf Löhme und Zichow, das Oberhaus mit den Vorwerken Kröchlendorf und Petznick und den Dörfern Weggun und Warthe an den Landschaftsdirektor Georg Wilhelm von Arnim auf Sachsendorf, Haus Crewitz mit den Dörfern Haßleben, Mahlendorf, Cüstrinchen, Thomsdorf und Rosenow an Christian Friedrich von Arnim auf Sachsendorf und Lübbenow. 1691 starb das Unterhaus aus und fiel ans Oberhaus und Haus Crewitz. Crewitz wurde 1694 verpfändet. Durch die sog. Brüderliche Teilung von 1710 vereinigte der spätere Minister Georg Dietloff von Arnim die Herrschaft Boitzenburg wieder zu einem geschlossenen Besitz, indem er seine Miterben abfand und 1712 Haus Crewitz wieder einlöste. Sein Bruder Jacob Vivigenz erhielt das Majorat Suckow mit Nechlin, Hans Abraham Gut Kröchlendorf und Milow nebst Dorf Kuhz. 1712-1716 erwarb er das zu vier Gütern gehörige Dorf Wichmannsdorf, 1734 erhielt er von den Zichower Gütern Zichow, Kleinow und Falkenwalde. Die letzte Teilung fand 1820 statt; Adolf Heinrich Graf von Arnim, der spätere Minister, erbte die Boitzenburger Güter, sein Bruder Friedrich Wilhelm die Zichower Güter, denen er, mit Hilfe des Lehnstammes, das Rittergut Blumberg im Barnim nebst Hellersdorf und Elisenau hinzufügte. Das 1833 und erneut 1855 gestiftete Familien-Fideikommiss und Majorat Boitzenburg wurde 1856 zur "Grafschaft Boitzenburg" erhoben. Dazu gehörten Schloss, Rittergut und Städtchen B., die Rittergüter Zerwelin, Crewitz mit Feldmark Petznick, Funkenhagen mit Vorwerk Steinrode, Brüsenwalde nebst Mühle und Feldmark, Götzkendorf und Wuppgarten, die Boitzenburger, Funkenhagener und Rummelpforter Mühle, die kontribuablen Güter und Vorwerke Bröddin, Mahlendorf, Cüstrinchen nebst Schäferei Fegefeuer, Lindensee, Lichtenhain und Sternthal, Grundstücke und Gerechtsame in den Bauerndörfern Beenz, Berkholz, Klaushagen, Hardenbeck, Haßleben, Naugarten, Rosenow, Thomsdorf, Warthe, Weggun und Wichmannsdorf, Kolonie Karolinenhof, die Warthische und Kolbatzer Mühle, Forsten, Seen, Fischereien, Jagden u. a. Im 19. Jh. waren außerdem die Vorwerke Arnimshain, Boisterfelde und Fürstenau hinzugekommen. Der jeweilige Fideikommissbesitzer war erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses. Die 1786 in den Grafenstand erhobene Familie von Arnim (-Boitzenburg) besaß die Herrschaft bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945. Das Majorat umfasste 1929 14.172 Hektar mit einem Grundsteuerreinertrag von rund 94.500 RM.

Bestandsgeschichte

1949 aus Schloss Boitzenburg ins BLHA übernommen (vgl. Birk unter Literatur), 1955-1963 neu geordnet und verzeichnet. Einzelne Urkunden wurden 1963 vom Deutschen Zentralarchiv, Abt. Merseburg, 1969 vom Evangelischen Konsistorium Berlin und 1970 vom Stadtarchiv Brandenburg (Havel) ins BLHA übernommen, einzelne Akten aus anderen Beständen (Rep. 16 Kleine Erwerbungen, Rep. 2 Kurmärkische Kriegs- und Domönenkammer A) provenienzhalber zugeordnet. Bis auf Einzelstücke und die Persönlichen Bestände von Sieghart (C.II.32) und Andreas (C.II.33) Graf v. Arnim Depositum der Grafen v. Arnim(-Boitzenburg). Für bestimmte Akten gelten Benutzungsbeschränkungen. - Teile der Überlieferung befinden sich im Geheimen Staatsarchiv PK, Berlin-Dahlem: VII. HA: 123 Urkunden des Klosters Boitzenburg 1269-1572 (Übersicht über die Bestände des Geheimen Staatsarchives in Berlin-Dahlem. Teil I: Provinzial- und Lokalbehörden. Bearb. von Hans Branig, Ruth Bliß, Winfried Bliß. Köln u. Berlin 1966, S. 219) und VI. HA: FA v. Arnim, darunter Teilnachlass des Feldmarschalls Hans Georg v. Arnim (Ute Dietsch, Familienarchive und Nachlässe im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Berlin: Selbstverlag 2008, S. 3-4). Der größte Teil der Akten zur Patrimonialjustiz wurde 1849 an die zuständigen staatlichen Gerichte abgegeben und gelangte von dort in das GStA (X. HA, Pr.Br.Rep. 5 C Boytzenburg). Der Bestand ist beim Magazinbrand 1945 vernichtet worden.

Literatur

Gustav von Arnim-Criewen, Beiträge zur Geschichte des von Arnim’schen Geschlechts, Teil 1, Berlin 1883. - Sieghart Graf v. Arnim, Boitzenburg, ein Wirtschaftsbetrieb mit sozialem Netz und kultureller Tradition, Hannover 1998 - Ernst Devrient u. Werner Konstantin v. Arnswaldt, Das Geschlecht von Arnim, Teil I: Urkundenbuch, Leipzig 1914. Teil II: Geschichte der Familie, Bd. 2: Der Hauptstamm Gerswalde, (Prenzlau) 1922. Teil III: Stammtafeln der Familie, (Prenzlau) 1924. Teil IV: Chronik der Familie im 19. u. 20. Jahrhundert u. Teil V: Stammtafeln (= Deutsches Familienarchiv, 137-140), Neustadt an der Aisch 2002. - Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 734-845. - Gerhard Birk, Zum Schicksal von Adelsarchiven in der Nachkriegszeit, aufgezeigt am Beispiel des von Arnimschen Guts- und Familienarchivs Boitzenburg/Uckermark. In: Friedrich Beck und Klaus Neitmann (Hrsg.), Brandenburgische Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Lieselott Enders, Weimar 1997, S. 381-397. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/45-53. - Hartmut Harnisch, Die Herrschaft Boitzenburg. Untersuchungen zur Entwicklung der sozialökonomischen Struktur ländlicher Gebiete in der Mark Brandenburg vom 14. bis zum 19. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam, 6). Weimar 1968. - E. Kirchner, Das Schloß Boitzenburg und seine Besitzer. Berlin 1860. - Susanne Wittern, Die kartographische Darstellung von Dörfern, Vorwerken und Heideflächen in einer ostelbischen Patrimonialherrschaft. Zur Genese und Entwicklung der Kartensammlung der Grafen von Arnim-Boitzenburg im 18. und 19. Jahrhundert. In: Klaus Neitmann (Hrsg.), Aus der brandenburgischen Archivalienkunde (= Veröffentlichungen des BLHA, 40). Berlin 2003, S. 113-131.
Verweis:Zu Joachim Erdmann v. Arnim (1741-1804), vgl. den Teilnachlass in BLHA, Rep. 37 Herrschaft Bärwalde-Wiepersdorf, zur Bestandsgeschichte den Anhang unter Boitzenburg. - BLHA, Rep. 7 Ämter Biesenthal, Löhme, Sachsendorf und Zehdenick, Rep. 10 B Zisterzienserinnenkloster Boitzenburg und Rep. 37 Gut Zichow.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=102109
 
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