Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 37 Güter Friedersdorf, Kr. Lebus, und Groß Kreutz, Kr. Zauch-Belzig |
Dat. - Findbuch: | 1633 - 1998 |
Vorwort: | Besitzgeschichte
Das südlich von Seelow gelegene Friedersdorf wird erstmals in einer Urkunde des Bischofs Johann von Lebus aus dem Jahre 1401 erwähnt. Besitzer waren zumindest seit 1441 die von Schapelow. Nach dem Aussterben der Familie 1529 wird Melchior von Pfuel zu Quilitz mit Dorf und Mühle belehnt. 1608 sind zwei Rittersitze des Geschlechts in Friedersdorf nachweisbar. Infolge des 30jährigen Krieg waren die Pfuels stark verschuldet und überließen 1652 Friedersdorf wiederkäuflich dem Obersten Joachim Ernst von Goertzke. Nach dessen Tod 1682 erbte die mit Johann Georg von der Marwitz verheiratete Tochter Maria Elisabeth das Gut. Es war zunächst im Pfandbesitz, ab 1697 im Eigentum der von der Marwitz. Ende des 18. Jh. wurde auf der Feldmark des Gutes das Vorwerk Ludwigslust angelegt. Die aus der Neumark stammende Familie blieb bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 in Friedersdorf ansässig. Bekanntester Vertreter war der Generalmajor Friedrich August Ludwig v.d. Marwitz (1777-1848), der als Verfechter ständischer Rechte zum entschiedenen Gegner der Stein-Hardenbergschen Reformen wurde. Im Jahre 1929 umfasste der Gutsbesitz 619 Hektar und erwirtschaftete einen Grundsteuerreinertrag von ca. 21.800 RM.
Das in der Zauche zwischen Potsdam und Brandenburg (Havel) gelegene Dorf Groß Kreutz gehörte seit dem Spätmittelalter der Familie v. Rochow auf Golzow. Nach dem Tode Jacob v. Rochows 1564 wurde Groß Kreutz in drei Besitzanteile zerteilt. Der Hauptteil ging an Wittich v. Rochow, dessen Erben 1593 Groß Kreutz mit der Feldmark Möllendorf an die v. Streithorst verkauften. 1604 ging es an die Erbschenken der Kurmark, von Hake, über. 1608 ist ein Rittersitz in Groß Kreutz nachweisbar. Durch die Familie v. Hake wurden die anderen beiden Anteile 1659 und 1735 wieder mit dem Hauptgut vereinigt. 1801 kam Groß Kreutz durch Erbschaft an die Familie von Arnstedt. Um diese Zeit gehörten zum Gut die Forst Uhlenheide mit dem Uhlenhaus bei Brück, die Wilhelm I. später in Hackenheide und Hackenhausen umtaufte, das Vorwerk Mittelbusch, die Schäferei Möllendorf und das Vorwerk Neuhaus (Jungfernheide). Durch Heirat des letzten Arnstedt auf Groß Kreutz mit einer Tochter des Friedrich August Ludwig von der Marwitz, die 1884 kinderlos starb, kam Groß Kreutz in den Besitz der von der Marwitz auf Friedersdorf. Die Güter wurden von Friedersdorf aus verwaltet, aber selbständig bewirtschaftet. 1929 umfassten die Rittergüter Gr. Kreutz und Hackenhausen samt Forst 764 bzw. 1692 Hektar und erzielten einen Grundsteuerreinertrag von 10.600 bzw. 5.630 RM.
Bestandsgeschichte
Der letzte Besitzer von Friedersdorf, Bodo v.d. Marwitz, verlagerte 1945 Archiv und Bibliothek vor der heranrückenden Roten Armee auf sein Gut Groß Kreutz. Bei seinem Weggang im Oktober 1945 war der Archivbestand noch vollständig vorhanden. 1946/ 1947 erfolgte der Abtransport nach Belzig, wo die Unterlagen ohne besondere Schutzmaßnahmen auf dem Boden einer Schule untergebracht wurden. Wertvolle Teile sind dort entfremdet worden, darunter: das Hausbuch der v. Pfuel aus dem 16. Jh., Teile der Lebenserinnerungen von Friedrich Ludwig August v.d. M. (1777-1837) und ein Teil des Nachlasses von Bernhard v. d. M. (1890-1918) mit Rilke-Autographen. Der Restbestand konnte 1948 vom Deutsches Zentralarchiv in Potsdam sichergestellt werden und gelangte 1949 in das neu gegründete BLHA. 1957 wurde die laufende Guts- und Privatregistratur aus Groß Kreutz übernommen und 1959/1961 der gesamte Bestand neu verzeichnet. 1994 überließen die Erben von Bodo v. d. Marwitz (1893-1982) seinen Nachlass dem BLHA. Die Unterlagen wurden ein Jahr später erschlossen. Die unter den Nummern 860-910 verzeichneten Fotografien wurden 1969 von Bodo von der Marwitz dem GStA PK geschenkt. Im Zuge einer Bestandsbearbeitung wurden diese Kopien im November 2014 an das BLHA abgegeben. Der Bestand ist bis auf wenige Akten Depositum der Familie von der Marwitz. Ein Teil der jüngeren Akten unterliegt Benutzungsbeschränkungen.
Literatur
Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 1759-1812 u. 2271-2274. - Walther v. Diest, Geschichte der Familie von der Marwitz, Kolberg 1929. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/145-151 (Friedersdorf) und S. 214-217 (Gr. Kreutz). - Friedrich Meusel, Friedrich Ludwig August v.d. Marwitz. Ein märkischer Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege, 2 Bde, Berlin 1908. - Hermann v. Redern, Zur Geschichte der Familie von der Marwitz, Berlin 1879. - Klaus Vetter, Über Friedrich August Ludwig von der Marwitz und den Umgang mit seinem schriftlichen Nachlaß. In: Friedrich Beck und Klaus Neitmann (Hrsg.), Brandenburgische Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Lieselott Enders, Weimar 1997, S. 271-285. |
Verweis: | BLHA Grundbucharchiv GA K II AG Seelow P 1199: Grundakte des Rittergutes Friedersdorf mit Abschrift der Stiftungsurkunde des Fideikommisses von 1854, darin: Inventar von Schloss, Archiv und Bibliothek 1829-1847 |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=103679 |
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