37 Groß Leuthen; Rep. 37 Herrschaft (Groß) Leuthen, Kr. Lübben; 1439-1919 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Herrschaft (Groß) Leuthen, Kr. Lübben
Dat. - Findbuch:1598 - 1899
Vorwort:Besitzgeschichte

1517 wurde Wilhelm Schenk v. Landsberg zu (Wendisch) Wusterhausen mit den Dörfern Groß Leuthen mit dem Sitz, Bückchen, Dollgen, Guhlen, Klein Leuthen, Klein Leine und Ressen belehnt. Die Dörfer waren bereits seit Anfang des 16. Jh. im Besitz der Schenken, die mit den Herrschaften Buchholz (1576-1717), Leuthen, Teupitz (vor 1330-1717) und Wusterhausen (vor 1500-1699) einen umfangreichen Güterkomplex, das sogenannte Schenkenländchen, geschaffen hatten. Leuthen gehörte zu den Niederlausitzer (seit dem 19. Jh. Standes-) Herrschaften, deren Zahl 1669 fest bestimmt wurde, und die neben umfangreichem Grundbesitz über besondere ständische Vorrechte verfügten. Es war einer der kleineren Besitzkomplexe und hat sich erst spät zur Herrschaft entwickelt. 1633 erscheint Leuthen erstmals mit dieser Bezeichnung in den Quellen, verfügte aber bereits vorher über zentrale Vorrechte, wie z.B. die obere und niedere Gerichtsbarkeit. Der Besitzumfang blieb bis ins 19. Jh. weitgehend unverändert. 1622 wurde aus dem eingezogenen Schulzengut das Vorwerk (seit 1868 Neu) Bückchen gegründet, zu dem weitere wüste Hufengüter geschlagen wurden. Nach dem Aussterben der Schenken von Landsberg verlieh der sächsische Kurfürst 1721 Leuthen dem Feldmarschall Jakob Heinrich Graf von Flemming, der die Umwandlung des Lehens in Eigentum erreichte. Vier Jahre später verkaufte er Leuthen an die von der Schulenburg zu Lieberose. Die Herrschaft blieb bis 1802 ein Nebengut. Nach dem Tode des Grafen Georg Anton von der Schulenburg 1778 fiel Leuthen in der Erbteilung an seine Nichte Sophie Christine geb. von Podewils, die den Besitz 1779 antrat. Sie war von 1767-1780 in 3. Ehe mit Emanuel Friedrich v. Bredow und 1781-1798 in 4. Ehe mit dem Grafen Johann Ludwig von Hordt verheiratet und lebte überwiegend in Berlin und Spandau, wo Graf Hordt zuletzt Gouverneur der Festung war. 1780/81 erwarb sie die Güter Groß Leine und Leibchel, 1789/90 kamen durch Erbschaft die Anteilgüter Mittweide und Skuhlen hinzu. 1802 erbte ihr Sohn aus erster Ehe, August Ferdinand Graf Haeseler, den Besitz. Die Güter Leibchel, Mittweide und Skuhlen waren nur kurze Zeit mit der Herrschaft verbunden. Leibchel befand sich 1808 im Besitz des Oberamts-Regierungs-präsidenten v. Trosky, die Anteile Mittweide und Skuhlen waren 1821 im Besitz des sächsischen Ministers Graf v. Beust. 1841 erwarb der Oberamtmann Christian Wilhelm Griebenow die Herrschaft Leuthen, während Groß Leine um 1840 für nahezu vier Jahrzehnte in andere Hände überging. 1855 verkaufte Griebenow Leuthen wieder an den Kammerherrn Emil von Gutzmerow, da ihm als Bürgerlichen mit der Herrschaft verbundene ständische Vorrechte vorenthalten wurden. Gutzmerow erwarb 1877 wieder Groß Leine hinzu. 1906 erstand der aus einer bergischen Kaufmanns- und Fabrikantenfamilie stammende Johann Abraham (1908: von) Wülfing die Herrschaft, die er 1914 in ein Fideikommiss verwandelte und die bis 1945 im Besitz der Familie blieb. 1929 umfasste das Rittergut Groß Leuthen mit den Vorwerken Bückchen und dem 1868 neu erbauten Vorwerk Botta 2.660 ha. (Grundsteuerreinertrag: 9.600 RM), das Rittergut Groß Leine 888 ha. (ca. 3.900 RM) und das Rittergut Klein Leine 623 ha. (1.575 RM).

Bestandsgeschichte

Vom Herrschaftsarchiv (Groß) Leuthen ist nur ein Restbestand erhalten. Das Schloßarchiv samt Urkundenbestand ging 1945 vor Ort verloren, genauso wie die im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem (GStA) vorhandene Überlieferung des Patrimonialjustiz. Reste wurden 1950/51 aus Schloß und Wirtschaftsgebäuden von Groß Leuthen geborgen und in das Landesarchiv Lübben übernommen, dort 1952 geordnet und verzeichnet. Sie beinhalten vor allem Angelegenheiten der Patrimonialherrschaft. Unterlagen der Gutswirtschaft und der Besitzerfamilien fehlen weitgehend. Seit 1958 befindet sich der Bestand im BLHA. Er wurde 1963 durch die Übernahme von drei Urkunden aus dem damaligen Deutschen Zentralarchiv, Abt. Merseburg ergänzt. 1987 wurde eine weitere Urkunde im Rahmen des Kulturgutaustausches zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vom GStA dem Bestand hinzugefügt. Einen Eindruck vom Umfang des Archives im Jahre 1914 gibt der Quellenanhang von Walters Geschichte der Standesherrschaft (vgl. auch die von R. Lehmann rekonstruierte Gliederung des Aktenarchivs in: Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL. Bearbeitet von Rudolf Lehmann. Weimar 1958).

Literatur

Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 2277-2280. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/218-222. - Christine Exler, Das Schloss Groß Leuthen - Von der Wasserburg zum Kinderheim, in: Lübbener Heimatkalender 2004, S. 71-79 und 2005, S. 46-50. - Rudolf Lehmann, Die Herrschaften in der Niederlausitz, Köln, Graz 1966. - Dieter Hertz-Eichenrode, Herr Griebenow auf Groß Leuthen (1841-1855) oder: Der verhinderte Standesherr. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 58.2007, S. 114-136. - Götz Freiherr von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Bd. III: Kreis Lübben 1984, S.143-155. - Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL. Bearbeitet von Rudolf Lehmann. Weimar 1958, 8 u. 44-45. - Urkundenbuch der Stadt Lübben. 3. Die Urkunden der Stadt und des Amtes Lübben, der Herrschaften Zauche, Pretschen und Leuthen, hrsg. v. Woldemar Lippert (= UB zur Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, IV), Dresden 1933. - Hans Walter, Geschichte der Standesherrschaft Leuthen, Berlin 1915.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=104541
 
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