Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 37 Herrschaft Lieberose, Kr. Lübben |
Dat. - Findbuch: | (1361 -) 1411 - 1949 (1962, 1995) |
Vorwort: | Besitzgeschichte
Der urkundlich erstmals 1272 erwähnte Ort erhielt 1302 von Markgraf Dietrich dem Jüngeren eine Bestätigung seiner Stadtrechte. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts befand sich Lieberose im Besitz der Familie von Strehla. 1361 veräußerte Friedhelm von der Dahme den Besitz an den Ritter Heinrich von Kittlitz. Die Familie von Kittlitz war an der Herausbildung zur Herrschaft maßgeblich beteiligt. Bis 1411 blieb sie mit einigen Unterbrechungen ihr Eigentum. 1371 kaufte Kaiser Karl IV. den Besitz. 1411 ging die Herrschaft durch Kauf an die Burggrafen von Dohna über, die sie aber offensichtlich bald wieder verkauften, denn seit der Mitte des 15. Jahrhunderts war sie Eigentum des Reinhard von Cottbus, der 1475 ohne direkte Leibeserben verstarb. Die bereits zu seinen Lebzeiten entbrannte Auseinandersetzung um die Nachfolge zwischen Boto VIII. von Ileburg-Sonnewalde, der sich auf die ihm von König Matthias von Böhmen zugesprochene Anwartschaft auf die Herrschaft berief, und Jaroslaw von Sternberg wurde 1477 zugunsten der böhmische Familie von Sternberg entschieden, die nachweislich bis 1843 das Oberlehnsrecht über Lieberose ausübte. Um 1480 wird Caspar von Kracht mit der Herrschaft belehnt, der sie 1485 an Nicolas von Köckritz verkaufte. Nach dessen Tode ging der Besitz an seine noch unmündigen Söhne über, die ihn mit Zustimmung ihres Vormundes Hans von Lidlo 1519 an die Gebrüder Jacob und Reichard von der Schulenburg auf Lübbenau verkauften. Neben der Herrschaft Lübbenau (1505-1621) war auch die Herrschaft Straupitz (1578-1615) zeitweise in Personalunion mit Lieberose verbunden. Alle drei Besitzkomplexe gehörten zu den Niederlausitzer (seit dem 19. Jh. Standes-) Herrschaften, deren Zahl 1669 fest bestimmt wurde, und die neben umfangreichem Grundbesitz über besondere ständische Vorrechte verfügten. Bis 1945 verblieb Lieberose in Hand verschiedener Linien der Familie von der Schulenburg. In der Kaufurkunde von 1519 wird erstmals der Umfang der Herrschaft genannt: Schloss und Stadt Lieberose, die Dörfer Behlow, Münchhofe mit Vorwerk Klein Liebitz, Schadow, Dobberbus mit Mühle, Blasdorf, Goschzschen (Goschen), Pinnow mit Schäferei, Syckadel mit Mühle, Zaue mit dem Zoll sowie das Vorwerk Glowe mit Wehr und Schäferei, neben einer Reihe von Seen, Teichen und Fließen, u.a. dem Schwielochsee, größerer Heidebesitz und der "Stockhof". 1592 wurde vom Kloster Neuzelle das Lehngut Trebitz erworben. Abermals erweitert wurde der Besitz 1597 um die sogenannten Wasser- oder Zicko’schen Güter, zu denen die Dörfer Niewisch, Pieskow und Speichrow zählten. 1622 kam das Gut Lamsfeld (gehörte vorher den von der Zauche) mit den Dörfern Jamlitz, Jessern und Staakow sowie den Vorwerken Lamsfeld, Jamlitz und Jessern nebst den 3 Schäfereien dazu. Heinrich Joachim (1644: Reichsfreiherr) von der Schulenburg (1610-1665) stiftete in seinem Testament von 1665 das Majorat Lieberose. Im Urbarium aus dem gleichen Jahr wird der Besitz genau angegeben: die Stadt Lieberose, 19 Dörfer: Behlow, Blasdorf, Dobberbus, Goschzschen (Goschen), Jamlitz, Jessern, Klein Liebitz, Lamsfeld, Möllen, Münchehofe, Niewisch, Pieskow, Pinnow, Schadow, Speichrow, Staakow, Syckadel, Trebitz, Zaue, 9 Vorwerke: Schlossvorwerk, Weißenberge, Hollbrunn, Lamsfeld, Jamlitz, Jessern, Pinnow, Trebitz, Pieskow, 5 Schäfereien, 10 Seen, 16 Teiche, 7 Mühlen, 2 Schneidemühlen, 5 Weinberge, 2 große Heiden, 3 Teeröfen, 1 Eisenhammer. Mit Georg Anton (1734: Reichsgraf) von der Schulenburg (1706-1778) starb die Lieberoser Linie der Familie aus. Die zu seinen Lebzeiten erworbenen Allodial-Güter Herrschaft (Groß) Leuthen (1725), Bärenklau (1743), Skuhlen (1745), Mochlitz und Reicherskreuz (1749), Leeskow (1751) sowie Mittweide (1753) fielen nach seinem Tod an die Kinder seiner Schwester Sophie Henriette von Podewils. In Lieberose trat nach langen Streitigkeiten 1787 Johann Heinrich (1788: Graf) von der Schulenburg auf Tucheim, Kr. Jerichow die Nachfolge an. Anfang des 19. Jahrhunderts geriet die Herrschaft Lieberose in so massive finanzielle Verschuldung, dass 1825 der Konkurs eingeleitet wurde und eine bis 1847 andauernde Sequestration zugunsten der Gläubiger erfolgte. Nach dem Tode des Majoratsherrn Friedrich Ferdinand Bernhard Achatz (1772-1847) schlug sein Sohn und Nachfolger Friedrich Albrecht Graf von der Schulenburg (1801-1869) die überschuldete Allodialerbschaft zunächst aus, erkämpfte dann aber in einem sich bis 1855 hinziehenden Prozess gegen die Gläubigerschaft die Freigabe des zwangsverwalteten Fideikommisses. 1853 umfasste die Herrschaft Lieberose neben Schloss, Schlossvorwerk und der Stadt Lieberose 17 Dörfer (Behlow, Blasdorf, Dobberbus mit der Baroldmühle und dem Etablissement Siehenshof, Goschzschen (Goschen), Jamlitz, Jessern mit dem Etablissement Neubrück und der Schiffsgüterablage Hoffnungsbai, Klein Liebitz, Möllen, Münchehofe, Niewisch mit der Voigtsmühle, Pieskow mit dem Etablissement Annenhof, Pinnow, Schadow, Speichrow, Staakow, Syckadel und Zaue), 5 Vorwerke (Damme, Hollbrunn, Heideschäferei, Jamlitz u. Klein Liebitz) sowie 2 Rittergüter (Lamsfeld und Trebitz). Durch Beschluss des Auflösungsamtes vom 22. Juni 1928 wurde das Fideikommiss "Freie Standesherrschaft Lieberose" infolge des Gesetzes über die Aufhebung der Standesvorrechte des Adels und die Auflösung der Hausvermögen vom 23.6.1920 in eine Waldgutstiftung mit Namen "Graf von der Schulenburg'sches Waldgut" umgewandelt. Es bestand aus einer Forstfläche von 10.837 ha. und einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1.685 ha. Der Schwieloch- und Mochowsee wurden verkauft, das Gut Lamsfeld für Siedlungszwecke abgegeben. 1929 wurden die bestehenden Gutsbezirke Lieberose-Schloss, Jamlitz, Lamsfeld, Mochlitz und Trebitz aufgelöst. Dabei wurden große Flächen in die angrenzenden Gemeinden eingemeindet, der verbleibende Rest dieser Gutsbezirke wurde als Forstgutsbezirk "Lieberoser Heide" aufrechterhalten. 1941 wurde der Name in "Forstgutsbezirk Lieberose" geändert. 1943 erfolgte die teilweise Enteignung der Standesherrschaft Lieberose durch die Waffen-SS zum Zwecke der Errichtung des Truppenübungsplatzes "Kurmark", ca. 7413 ha. wurden dafür von der Fläche des Forstgutsbezirks Lieberose abgetreten. Die endgültige Enteignung der Herrschaft führten 1945 die Behörden der sowjetischen Besatzungsmacht durch. Laut Niekammer betrug 1929 der Umfang des Waldgutes Lieberose mit den Gütern Hollbrunn und Lamsfeld sowie dem Vorwerk Louisenhof 14.480 ha.
Bestandsgeschichte
Der Bestand befand sich bis zum Ende des 2. Weltkriegs im Schlossbezirk von Lieberose. Im Herbst 1946 wurden die an verschiedenen Stellen lagernden Akten sichergestellt und mit einem Aktenrepertorium von 1857 (Nr. 17) verglichen. Die Revision ergab erhebliche Verluste. In das neu angelegte Aktenverzeichnis wurden aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen bestimmte Gruppen, wie z. B. Bausachen, Beamten-, Ärzte-, Hebammen- und Pensionsangelegenheiten, Administrationssachen, Subhastationen, Konkurse, Städtische Angelegenheiten und Familiensachen, "nicht mehr aufgenommen", obwohl die Akten noch vorhanden waren. Möglicherweise waren sie zur Vernichtung vorgesehen. Insgesamt ist die Quellenüberlieferung lückenhaft, viele Kirchen-, Schul-, Kassen- und Rechnungssachen sowie Familienunterlagen sind verloren gegangen. Auffällig ist die vergleichsweise geringe Anzahl an Gerichtsakten, nur wenige von ihnen reichen in das 17. Jahrhundert zurück. Im Mai/Juni 1950 wurde der auf dem Boden des Schlosses Lieberose vorhandene Restbestand durch das Landesarchiv Lübben sichergestellt und dorthin überführt. Hinzu gelangten später die durch einen Forstbeamten aufgefundenen Urkunden. Die Archivalien wurden 1952 von Rudolf Lehmann in Anlehnung an das Repertorium von 1857 geordnet und verzeichnet. 1958 erfolgte die Übernahme in das BLHA. 1961 konnten einige Urkunden, zahlreiche Karten sowie ein Teil der jüngeren Aktenregistratur von der Revierförsterei Lieberose übernommen und erschlossen werden. 1963 kamen die zwei ältesten Urkunden vom Deutschen Zentralarchiv, Abt. Merseburg hinzu. 2003 wurde eine intensive Neuerschließung des Bestandes durchgeführt, da sich das vorhandene handschriftliche Findbuch als unzureichend erwies und unverzeichnete Reste vorlagen. Nach Provenienztrennung wurden Akten in Rep. 41 Amtsbezirk Lieberose eingeordnet. 2009 übergaben die Grafen von der Schulenburg verschiedene Karten als Depositum, darunter den Atlas der Standesherrschaft Lieberose von Carl Friedrich August Last, 1800-1802.
Literatur
Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 3272-3299. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/350-357. - Rudolf Lehmann, Die Herrschaften in der Niederlausitz, Köln, Graz 1966. - Götz Freiherr von Houwald, Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Bd. III: Kreis Lübben 1984, S.156-170. - Alexander Kessler: Stadt und Herrschaft Lieberose/Niederlausitz im 17. und 18. Jahrhundert. Alltagsleben in der Gutsherrschaft, Berlin 2003 (= Veröffentlichungen des BLHA, 48). - K. Krüger: Alt-Lieberose. Mitteilungen aus der Geschichte der Stadt Lieberose und der Gegend. 2. Aufl. Lieberose 1904. - Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL. Bearbeitet von Rudolf Lehmann. Weimar 1958, 8 u. 45-49. - Georg Schmidt: Das Geschlecht von der Schulenburg. 1. Teil. Beetzendorf 1908. - Albrecht Friedrich Graf von der Schulenburg, Waldgut (1939: Forst) Lieberose. Über Vorgeschichte, Niedergang und Aufbauarbeit in einem nordostdeutschen Privatwaldbesitz in einer durch Klima und Boden wenig begünstigten Lage. Berlin 1937. 2. Aufl. 1939 (Dienstbibliothek BLHA Lü 3345 und OB 7640/2). - Dietrich Werner Graf von der Schulenburg und Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983. Wolfsburg 1984. - Die Grafen von der Schulenburg auf Lieberose und ihr Archiv (Rep. 37 Herrschaft Lieberose), (= Findbücher und Inventare des BLHA, 29), bearb. von U. Gentzen, K. Schaper, S. Wittern, Frankfurt am Main 2014. - Klaus Neitmann: Hoch- und wohlgeboren. Die Grafen von der Schulenburg auf Lieberose in der Welt der Niederlausitzer Adelsherrschaften des 15. bis 18. Jahrhunderts, in: Brandenburgische Archive. Berichte und Mitteilungen aus den Archiven des Landes Brandenburg 33 (2016) S. 43-51. |
Verweis: | Rep. 37 Herrschaft (Groß) Leuthen und Rep. 37 Herrschaft Lübbenau |
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