75 Smyrna; Rep. 75 Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabriken AG, Cottbus; 1868-1945 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 75 Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabriken AG, Cottbus
Dat. - Findbuch:1868 - 1945
Vorwort:Firmengeschichte (vorläufig)

Die Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabriken Aktiengesellschaft wurde am 26. September 1894 unter Übernahme der Firmen Gevers & Schmidt in Schmiedeberg i. Riesengebirge (bereits 1856 gegründet), Oscar Prietsch in Cottbus und Dehmann, Spoerer & Friedrichs in Hannover-Linden gegründet und hatte ihren Verwaltungssitz zunächst in Berlin. Sie verfügte über ein Grundkapital von 1 800 000, - Mark.
Die Aktiengesellschaft produzierte und handelte mit Teppichen und verwandten Artikeln. Darüber hinaus erwarb sie Grundstücke, beteiligte sich an ähnlichen Unternehmen, errichtete Zweigniederlassungen sowie Agenturen und Geschäftsstellen im In- und Ausland.
Die Produktion fand in Cottbus und Schmiedeberg i. Riesengebirge statt.
1899 kamen die Lindener Smyrnateppichfabrik Erblich & Michels aus Hannover-Linden und 1910 die Firma Guido Röder & Co GmbH aus Ansbach hinzu. Die mechanische Fabrikation wurde 1912 von Linden nach Cottbus verlegt sowie der Gesellschaftssitz im April 1913 von Berlin nach Cottbus.
1920 kündigte man das bestehende Mietverhältnis mit der Fa. Ernst Michaelis & Co, Cottbus, Eichenpark, die bisher auch als Färberei für die Smyrna tätig war. Darüber hinaus erwarb man das Grundstück und die Fabrikgebäude der Fa. Paatz in Schmiedeberg und Hohenwiese zum Umbau in Arbeiter- und Beamtenwohnungen. Die vorhandenen Webstühle wurden in den Neubau nach Cottbus gebracht.
Für Erweiterungszwecke kaufte man 1924 ca. 1000 m² an der Cottbuser Fabrik und legte 1926 gleichartige Betriebe in Cottbus und Schmiedeberg zusammen. Die notwendigen Betriebsvergrößerungen führten 1927 [1928] zu einem weiteren Grundstückskauf in Cottbus von ca. 23 000 m². Hier entstand das Werk II, das im Laufe des Jahres 1928 in Betrieb genommen wurde. Der Wert der verarbeiteten Rohstoffe (Garne) lag 1928 bei 2 306 000,- Reichsmark und der der verkauften Erzeugnisse bei 4 914 000,- Reichsmark.
1929 erfolgte dann die Erweiterung und Verbesserung des Werkes in Schmiedeberg sowie in den Folgejahren weitere Modernisierungen, An- und Neubauten an den verschiedenen Standorten. Die Fabrikation lag nunmehr komplett in einer Hand von der Rohwolle bis hin zum fertigen Teppich und gestaltete sich 1935 wie folgt:
Spinnerei Schmiedeberg: Streichgarn und Haargarn
Weberei Cottbus: Werk I handgeknüpfte Teppiche, Woll-Tournay-Teppiche in 3 Qualitäten
Weberei Cottbus: Werk II Bouclé- u. Jute-Teppiche
Weberei Schmiedeberg: mechanische Smyrnateppiche in 3 Qualitäten sowie Läufer, Vorlagen und Brücken
Die Wolllieferungen für die Verarbeitung kamen v. a. aus England und Indien. Weitere Zulieferer waren für Hanfgarn Ungarn und Italien, für Haargarn die Tschechoslowakei und für Leinengarn Belgien. Die Endprodukte gingen v. a. an Warenhäuser, Schifffahrtsgesellschaften, Autofabriken und Eisenbahngesellschaften im In- und Ausland. Man beschäftigte zeitweilig bis zu 900 Personen. Insassen der Strafanstalt Luckau stellten für die Firma Bastmatten her. Kriegsbedingt sank die Beschäftigtenzahl 1943 auf ca. 400. Die Musterlager in Berlin und Hamburg wurden auf Grund der kriegsbedingten Einschränkungen am 30.9.1939 stillgelegt.
Generaldirektor Gustav Zander, seines Zeichens Alleininhaber der Fa. Müller & Dintelmann, Hannover und Cottbus und mit 60 % Aktionär von Smyrna wurde 1927 zunächst Vorsitzender des Aufsichtsrates der Firma und ab 1935 dortiger Generaldirektor.

Das soziale Engagement der Firma spiegelt sich in dem 1896 gebildeten Unterstützungsfonds wider. Dieser hatte keinen Namenszusatz oder eine Satzung und war ursprünglich für die Angestellten gedacht. Er wurde jedoch auf die gesamte Belegschaft ausgeweitet. Das Fondsvermögen war Bestandteil des Firmenvermögens und somit eine freiwillige jährlich schwankende Zuweisung der Firma. Die Leistungen legte der Direktor fest, z. B. wöchentliche oder monatliche Zahlungen, v. a. nach Renteneintritt, bei Krankheit, für Hinterbliebene oder als Weihnachtsgeldzahlung.

1941 wurde das Cottbuser Werk II stillgelegt und als Arbeitslager eingerichtet.
Nach dem Krieg erfolgte die restlose Demontage des Werkes I in Cottbus. Das Werk II war auf Grund eines Bombenschadens zu 1/3 zerstört und nicht arbeitsfähig.


Bestandsgeschichte

Der Bestand gelangte 1983 mit einem Ablieferungsverzeichnis in das Archiv. Im Zeitraum von 2022 - 2023 erfolgte die Verzeichnung und technische Bearbeitung des Bestandes.

Angaben zum Umfang

Umfang:2,31 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 75 Vereinigte Smyrna-Teppich-Fabriken AG, Cottbus Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=52386
 
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