270 Alu Pdm; Rep. 270 VVB (Z) Alu Potsdam-Babelsberg; 1911-1953 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 270 VVB (Z) Alu Potsdam-Babelsberg
Dat. - Findbuch:(1911 - 1937) 1938 - 1953
Vorwort:Betriebsgeschichte
Mit den SMAD-Befehlen Nr. 64 vom 17. April 1948 und Nr. 76 vom 23. April 1948 fand der Prozess der Konstituierung des volkseigenen Sektors der Industrie vorerst seinen Abschluss. Zum 1. Juli 1948 wurden Betriebe von zentraler Bedeutung für die gesamte sowjetische Besatzungszone branchenweise in VVB (Z) zusammengefasst. Auch die Vereinigung Volkseigener Betriebe zur Produktion und Verarbeitung von Aluminium (VVB Alu) wurde zum 1. Juli 1948 errichtet. Ihr Sitz war zuerst Potsdam-Babelsberg, Borsigweg, und ab November 1950 Berlin, Friedrichstr. 165. In ihr waren Umschmelz- und weiterverarbeitende Betriebe von Aluminium, aber auch von Buntmetallen, mit ca. 4.500 Beschäftigten vereint. Der VVB gehörten 1948 die vier Betriebe in Brand-Erbisdorf, Finkenheerd, Merseburg und Rackwitz an. Zum 1. Januar 1949 kamen der VEB Aluminiumhütte Lauta und die vier Berliner Betriebe, diese allerdings zunächst nur in Verwaltung, hinzu. Die Berliner Betriebe hatten vorerst auch als VEB noch ihren alten Namen und wurden Anfang 1950 umbenannt (vgl. Aufstellung).
Die Vereinigung war Anstalt des öffentlichen Rechts und juristische Person. Die zugehörigen Werke waren unselbständig. Die VVB übte die wirtschaftliche, finanzielle und verwaltungsmäßige Leitung der Betriebe aus. An der Spitze der VVB stand ein Direktor, der diese gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten hatte, die Betriebsleiter ernannte und abberief. Als Überwachungs- und Kontrollorgan wirkte der Verwaltungsrat.
Die Herstellung von Aluminium war in Deutschland vor 1945 kriegswichtig und stieg auf 200.000 t pro Jahr an. Größter Aluminiumhersteller Europas war das Aluminiumwerk Lauta. 1946 betrug die Kapazität der aluminiumherstellenden Betriebe in der sowjetischen Besatzungszone bedingt durch Kriegszerstörungen und Demontagen im Vergleich zur Zeit vor 1945 nur noch 55 %, wovon wiederum nur 55 % effektiv genutzt wurden. In den zur VVB gehörenden Betrieben wurde vormals nur in Lauta Aluminium aus Bauxit neu erzeugt, sonst handelte es sich auch vorher schon um Umschmelzbetriebe. Der einzige Aluminiumhersteller aus Aluminiumoxid befand sich in Bitterfeld und war Sowjetische Aktiengesellschaft. Die Anlagen und Maschinen in Lauta waren zum größten Teil kriegszerstört oder demontiert und eine Aufnahme der Aluminiumproduktion nicht möglich. Auch für das Leichtmetallwerk Rackwitz werden 100 % Demontage und für das Hüttenwerk Kayser 80 % Kriegszerstörung und Demontage angegeben. Ohne nennenswerte Verluste konnten offensichtlich nur die Elbtalschmelze Brand-Erbisdorf und das Hüttenwerk Schmidt die Arbeit aufnehmen.
Die Ingangsetzung und Erweiterung der Produktion stand deshalb auch 1948 noch an erster Stelle der Aufgaben der VVB und war durch Investitionen und Maschinenbeschaffungen geprägt. Außerdem war die Beschaffung von aluminiumhaltigem Schrott (u.a. Flugzeug- und Motorenschrott) und Krätze (metallhaltige Abfälle) zu organisieren. In den Umschmelzbetrieben wurden daraus Reinaluminium und Legierungen in Blockform hergestellt. Sie wurden dann teilweise in den Betrieben der VVB weiter verarbeitet oder anderen Industriezweigen, wie der chemischen Industrie, der Bauindustrie oder der metallverarbeitenden Industrie, zugeführt. Zur besseren Koordinierung des Ein- und Verkaufs unterhielt die VVB Außenstellen der Ein- und Verkaufsabteilung in Leipzig, Dresden, Erfurt und Halle/Saale.
Hauptdirektor der VVB war bis zu seinem Tode im Mai 1950 Hermann Jung, danach der bisherige kaufmännische Leiter Alfred Popp.
Die VVB war zunächst der Deutschen Wirtschaftskommission/HV Metallurgie, ab Oktober 1949 dem Ministerium für Industrie/HA Metallurgie und ab November 1950 dem Ministerium für Schwerindustrie/HV Metallurgie unterstellt. Auf der Grundlage der "Verordnung über die Reorganisation der volkseigenen Industrie" vom 22. Dezember 1950 wurde sie zum 1. Januar 1951 aufgelöst und bis zum 31. März 1951 abgewickelt. Für die Elbtalschmelze Brand-Erbisdorf und die Metallschmelze Berlin war bereits vorher wegen fehlender Aluminium-Rohstoffe die Auflösung beschlossen worden. Die Aluminiumhütte Lauta wurde als VEB Chemiewerk Lauta der VVB Alcid Halle/Saale unterstellt. Hier war am 13. Dezember 1950 der Aufbau einer Tonerdefabrik als Grundlage für die Aluminiumherstellung beschlossen worden. Die Betriebe in Finkenheerd und Merseburg wurden der VVB Buntmetall Freiberg/Sa. zugeordnet. Das Leichtmetallwerk Rackwitz wurde dem Ministerium für Schwerindustrie/HV Metallurgie direkt unterstellt, ebenso die anderen drei Berliner Betriebe, die sich zum Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke zusammengeschlossen hatten.

Der VVB (Z) Alu gehörten folgende Betriebe an:

VEB Elbtalschmelze Brand-Erbisdorf
Fabrikstraße
ehemals Elbtalschmelze GmbH;
Juli 1948-Dezember 1950 VVB Alu;
31. Dezember 1950 Schließung des Betriebes;
Umschmelz-Aluminium-Legierungen

VEB Metallschmelzwerk Finkenheerd
Bahnhofstr. 6
ehemals Metallschmelzwerk Speichert & Co. KG;
Juli 1948-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 zur VVB Buntmetall Freiberg/Sa.;
Umschmelz-Aluminium-Legierungen, Alu-Formguss, Schwefelsäure, Produkte aus der Zerlegung von Flugzeugmotoren

VEB Aluminiumhütte Lauta
ehemals Vereinigte Aluminiumwerke AG;
August 1946-Dezember 1948 Gemeinnützige Bergungs- und Verwertungsgesellschaft mbH als kommunaler Betrieb;
Juli 1948 in Verwaltung der VVB Alu, ab Januar 1949 in Rechtsträgerschaft;
ab Januar 1951 als VEB Chemiewerk Lauta zur VVB Alcid Halle/Saale;
Alu-Formguss, Baubeschläge, Grauguss

VEB Metallwerk Merseburg
August-Bebel-Str. 1
ehemals Blancke Metallwerke GmbH;
Juli 1948-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 zur VVB Buntmetall Freiberg/Sa.;
Bleche und Platten aus Reinaluminium, Pantal (Al-Mg-Si) und Dural (Al-Cu-Mg); Zink- und Zinklegierungen, Armaturen, Manometer

VEB Leichtmetallwerk Rackwitz
ehemals Leipziger Leichtmetallwerk Rackwitz, Bernhard Berghaus und Co. KG, Walz- und Presshalbzeuge;
Juli 1948-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 der HV Metallurgie direkt unterstellt;
Umschmelz-Aluminium-Legierungen, Magnesium-Gusslegierungen, Formguss, Alu- und Phosphorbronze-Draht, Saftpressen, Aluminiumtöpfe, Fleischwölfe, Produkte aus der Zerlegung von Flugzeugmotoren

VEB Metallschmelze Berlin-Lichtenberg
Herzbergstr. 35
ehemals Hüttenwerk Emil Schmidt GmbH;
dann VEB Hüttenwerk Schmidt;
ab Januar 1950 VEB Metallschmelze;
Januar 1949-Dezember 1950 VVB Alu;
Oktober bzw. Dezember 1950 Stilllegung des Strangguss-Betriebes und des Umschmelzbetriebes;
Januar 1951 Abwicklung des Betriebes, nur die Gießerei geht als VEB Berliner Metallguss an die VVB Berlin Metallurgie und Maschinenbau;
Umschmelz-Aluminium-Legierungen, Formguss, Baubeschläge, Anfertigung von Kokillen

VEB Deutsche Halbzeugwerke Berlin-Niederschöneweide
Ernst-Schneller-Str. 131-134
ehemals Deutsche Messingwerke Carl Eveking AG;
dann VEB Deutsche Messingwerke;
ab Januar 1950 VEB Deutsche Halbzeugwerke;
Januar 1949-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 Zusammenschluss mit dem VEB Hüttenwerk und dem VEB Sonderbronze zum VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke und direkt der HV Metallurgie unterstellt;
Nichteisen-Halbfabrikate (Bleche, Bänder, Stangen, Rohre, Pressteile), Drähte, Umschmelzzink

VEB Hüttenwerk Berlin-Niederschöneweide
Fließstr. 9-11
ehemals Hüttenwerk Kayser AG;
dann VEB Hüttenwerk Kayser;
ab Januar 1950 VEB Hüttenwerk;
Januar 1949-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 Zusammenschluss mit dem VEB Deutsche Messingwerke und dem VEB Sonderbronze zum VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke und direkt der HV Metallurgie unterstellt;
Umschmelz-Aluminium-Legierungen, Kupfer und -legierungen, Bronze, Rotguss, Weichblei und Hartblei, Lagermetall, Schrift- und grafische Metalle

VEB Sonderbronze Berlin-Oberschöneweide
Wilhelminenhofstr. 89 a
ehemals Allgemeines Deutsches Metallwerk (Admos);
dann VEB Admos, Allgemeines Deutsches Metallwerk;
ab Januar 1950 VEB Sonderbronze;
Januar 1949-Dezember 1950 VVB Alu;
ab Januar 1951 Zusammenschluss mit dem VEB Hüttenwerk und dem VEB Deutsche Halbzeugwerke zum VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke und direkt der HV Metallurgie unterstellt;
Halbfabrikate, Stangen, Rohre, Warmpressteile, Knüppel und Buchsen, Formguss, Bleibronze-Verbundgleitlager

Bestandsgeschichte
Die Akten wurden 1963 im Zentralen Staatsarchiv der DDR, Außenstelle Coswig, grob, oft nur unter Nennung des Strukturteils, erfasst und 1991 an das BLHA übergeben. 1996 erfolgte eine einfache Verzeichnung, 2001/2002 die Erschließung. 2,3 lfm Akten des VEB Elbtalschmelze Brand-Erbisdorf als Fremdprovenienz aussortiert und an das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz abgegeben. Mit der Auflösung des Werkes zum 31.12.1950 wurden die Akten offensichtlich in das Archiv der VVB nach Berlin gebracht und gelangten dann gemeinsam in das Zentrale Staatsarchiv.
Grundlage für die Gliederung des Bestandes bildete im Wesentlichen der Strukturplan von 1950. Zum Verständnis der Gliederung und Suche nach Inhalten sei Folgendes hervorgehoben: Es gab keine gesonderte Rechtsstelle. Grundstücksangelegenheiten (Übernahmen, Grundbücher), Verträge, Forderungen an andere Firmen und weitere Rechtsfragen wurden zumeist in der Finanzabteilung bearbeitet und auch im Findbuch diesem Bereich zugeordnet. Die Betriebswirtschaftliche Abteilung befasste sich im Grunde mit fast allem, was in den Werken passierte, beginnend mit der Betriebsorganisation und der Arbeitsvorbereitung über Betriebsuntersuchungen und -vergleiche, Kalkulationen und Preise bis hin zur Betriebsabrechnung und -statistik. Dementsprechend lässt sich unter Punkt 2.3.4. auch Schriftgut aus den verschiedensten Bereichen finden. Wegen der geringen Überlieferung der Revisionsabteilung und ähnlicher Aufgaben wurden die Betriebswirtschaftliche und die Revisionsabteilung im Findbuch zusammengefasst. Überschneidungen gab es außerdem mit der Technischen Abteilung, vorher Operative Lenkung, deren Aufgabe vor allem die Überwachung der Produktion und Technik war.
Im Findbuch werden der Einfachheit die Berliner Werke generell mit ihrem erst ab Januar 1950 gebräuchlichen VEB-Namen benannt.
Oft hat die VVB-HV gesonderte Zusammenstellungen über die Berliner und die zonalen/nichtberliner Werke vorgelegt. Im Findbuch wird der Begriff "nichtberliner Werke" verwendet.

Abkürzungen
Al Aluminium
Alu Aluminium
Cu Kupfer
DWK Deutsche Wirtschaftskommission
EVA Ein- und Verkaufsabteilung
FDJ Freie Deutsche Jugend
HA Hauptabteilung
HV Hauptverwaltung
Mg Magnesium
NE Nichteisen
SAG Sowjetische Aktiengesellschaft
SBZ Sowjetische Besatzungszone
Si Silizium
SMA Sowjetische Militäradministration
SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland
TAN Technische Arbeitsnormung
VEB Volkseigener Betrieb
VR Volksrepublik
VVB (Z) Vereinigung Volkseigener Betriebe (Zentral)

Angaben zum Umfang

Umfang:10 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 270 VVB (Z) Alu Potsdam-Babelsberg Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=65288
 
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