Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 270 VVB (Z) Lowa Wildau |
Dat. - Findbuch: | 1921 - 1956 |
Vorwort: | Betriebsgeschichte Mit den SMAD-Befehlen Nr. 64 vom 17. April 1948 und Nr. 76 vom 23. April 1948 fand der Prozess der Konstituierung des volkseigenen Sektors der Industrie vorerst seinen Abschluss. Zum 1. Juli 1948 wurden Betriebe von zentraler Bedeutung für die gesamte sowjetische Besatzungszone branchenweise in VVB (Z) zusammengefasst. Auch die Vereinigung Volkseigener Betriebe für Lokomotiv- und Waggonbau (VVB Lowa) wurde zum 1. Juli 1948 errichtet. Ihr Sitz war zuerst Görlitz und ab 1. Januar 1949 Wildau. 1949 gehörten ihr siebzehn Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus, einzelne Zulieferbetriebe und Reparaturwerke an (vgl. Aufstellung). Die Vereinigung war Anstalt des öffentlichen Rechts und juristische Person. Die zugehörigen Betriebe waren unselbständig. Die VVB übte die wirtschaftliche, finanzielle und verwaltungsmäßige Leitung der Betriebe aus. An der Spitze der VVB stand ein Direktor, der diese gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten hatte, die Betriebsleiter ernannte und abberief. Als Überwachungs- und Kontrollorgan wirkte der Verwaltungsrat. Der Lokomotiv- und Waggonbau war 1945/46 durch Demontagen und später durch Reparationsforderungen geprägt. In den ehemaligen Großbetrieben, den Lokomotivfabriken in Babelsberg und Wildau sowie den Waggonfabriken in Görlitz, Bautzen, Werdau und Gotha, schätzte man die Kapazitätsverluste durch Kriegseinwirkung auf 8 % und durch Demontagen auf 82 %. Demontiert wurden meist die Maschinen und weniger die Gebäude. Lediglich der Waggonbau Werdau blieb von Kriegsschäden und Demontagen verschont. Weitere große Waggonfabriken in Ammendorf, Dessau und Wismar waren noch Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG). Die Wismarer Fabrik wurde dann der VVB VVW Schwerin, der Vereinigung Volkseigener Werften, zugeordnet. Die Ingangsetzung und Erweiterung der Produktion war deshalb von umfangreichen Investitionen und Maschinenbeschaffungen geprägt. Stockungen traten auch immer wieder durch fehlendes Material auf. Standen zunächst die Reparaturarbeiten von Waggons und Loks im Vordergrund, so gewann später der Neubau an Bedeutung, aber auch hier zuerst für die sowjetischen Bedarfsträger. Die Dringlichkeitsstufen waren gegliedert nach Aufträgen für Reparationen, für die SMA und SAG, den Export, den Interzonenhandel, den Zivilbereich und den Eigenbedarf. Als Reparationsleistungen wurden v.a. Lokomotiven, D-Zugwagen, Elektrostationen und Kippwagen geliefert. Für sowjetische Aktiengesellschaften wurden Förderwagen für die Wismut AG gebaut. Der Neubau für den deutschen Bedarf begann mit Güterwagen, da der Bedarf der Reichsbahn mit der Reparatur vorhandener Lokomotiven gedeckt werden konnte. Die alten Zeichnungsarchive waren zum Teil nicht mehr vorhanden (in Babelsberg abgebrannt) oder es waren kaum Zeichnungen überliefert. Die VVB hatte ein zentrales Konstruktionsbüro in Wildau, ab Sommer 1951 in Babelsberg, dem VEB Lokomotivbau Babelsberg zugeordnet. Vorrang hatten auch bei den Neuentwicklungen die Reparationswünsche. Während für den Waggonbau die SAG-Betriebe wesentliche Arbeiten übernahmen, von denen auch die VVB Lowa profitierte, war man für den Lokomotivbau allein verantwortlich. Loks wurden nur in Babelsberg serienmäßig gebaut. In Babelsberg begann man bereits 1945 mit der Reparatur und 1946 mit der Konstruktion und dem Bau von Loks. In Wildau fing man erst 1949 mit der Reparatur von Loks an. Außerdem wurde an Versuchsmustern für Loks gearbeitet. Im Zuge der Bestimmung des genauen Produktionsprofils wurde der Betrieb Mitte 1950 in VEB Schwermaschinenbau Wildau umbenannt und der VVB (Z) Abus Halle (Saale), einer VVB für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie, unterstellt. Geplant war, ab 1951 feuerlose Loks im VEB Berliner Lokomotiv- und Kesselbau Niederschönhausen zu bauen. Wegen diverser Schwierigkeiten übernahm Babelsberg den Auftrag. Ein Schwerpunkt der Entwicklungsarbeiten im Lokomotiv- und Waggonbau war die Verringerung des Eigengewichts der Loks und Waggons. Straßenbahnen wurden ab 1950 in Werdau produziert. 1954 verlegte man die Produktion nach Gotha. Reparaturen fanden auch in anderen Werken statt. Ab 1952 wurden in Werdau O-Busse hergestellt. Die Stelle des Hauptdirektors der VVB Lowa wurde erst im Juli 1949 endgültig mit Hans Singhuber besetzt, der sie bis zur Auflösung der VVB bekleidete. Bis dahin waren nacheinander der Direktor des VEB Waggonbau Görlitz, der Direktor des VEB Lokomotivbau Babelsberg und der Technische Direktor der VVB mit dieser Aufgabe betraut. Die "Verordnung über die Reorganisation der volkseigenen Industrie" vom 22. Dezember 1950 bedingte eine Umgestaltung der volkseigenen Industrie. Sieben Betriebe der VVB Lowa wurden dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt und juristisch selbständig bzw. anderen VVB (Z) übergeben. Somit waren bis auf den VEB Waggonbau Gotha die großen Betriebe abgegeben. Dafür gelangten vier weitere Betriebe von VVB (L) bzw. aus kommunaler Ebene zur VVB Lowa. Bis auf einzelne Ausnahmen für den Neubau von Fahrzeugen, so in Gotha, Lößnitz und Vetschau, handelte es sich ab 1951 nur um Reparaturbetriebe oder Zulieferer. Mit der "Verordnung über Maßnahmen zur Einführung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Betrieben der volkseigenen Wirtschaft" vom 20. März 1952 erhielten die Betriebe das Recht, im Rahmen des Betriebsplanes selbständig zu wirtschaften und in eigener Verantwortung abzurechnen. Sie wurden juristische Person und Rechtsträger von Volkseigentum. Damit waren die Vereinigungen überflüssig und wurden aufgelöst. Statt dessen wurden Verwaltungen Volkseigener Betriebe gebildet. Sie hatten keine juristische Selbständigkeit, sondern waren nachgeordnete Verwaltungen der Fachministerien. Auf "Anordnung des Ministeriums für Maschinenbau über Maßnahmen zur Einführung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den ihm unterstellten Betrieben der volkseigenen Wirtschaft" vom 17. April 1952 wurde die VVB Lowa aufgelöst. Mit Wirkung vom 10. April 1952 wurde eine Verwaltung Volkseigener Betriebe für Lokomotiv- und Waggonbau (ebenfalls VVB Lowa) gebildet. Diese wurde auf Anordnung des Ministeriums für Maschinenbau vom 10. November 1952 mit Wirkung vom 1. November 1952 aufgelöst. Übergeordnete Organe der VVB Lowa waren die Deutsche Wirtschaftskommission, Hauptverwaltung Maschinenbau und Elektrotechnik (1948-1949), das Ministerium für Industrie, Hauptabteilung Maschinenbau und Elektrotechnik (1949-1950), bzw. das Ministerium für Maschinenbau, Hauptverwaltung Fahrzeugbau (1950-1952). Im Dezember 1952 wurde das Ministerium für Maschinenbau in drei Ministerien getrennt, u.a. in das Ministerium für Transportmittel und Landmaschinenbau, dem die Mehrzahl der Betriebe nun innerhalb der Hauptverwaltung Lokomotiv- und Waggonbau direkt unterstellt wurden.
Der VVB Lowa gehörten folgende Betriebe an:
VEB Waggonreparatur Altenburg im November 1945 als Altenburger Werkzeug-, Maschinen- und Waggonfabrik GmbH gegründet, 1948 städtischer Betrieb; 1951 von der KWU Stadt Altenburg zur VVB Lowa; Reparatur von Güterwagen
VEB Lokomotivbau "Karl Marx" Babelsberg ehemals Orenstein & Koppel AG bzw. Maschinenbau und Bahnbedarf AG; ab 1951 dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt; Bau und Reparatur von Dampf- und Dieselloks
VEB Waggonbau Bautzen ehemals Waggon- und Maschinenfabrik AG, vorm. Busch; August 1946 bis Februar 1947 SAG für Transportmittel; ab 1951 dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt; Bau von Güter- und D-Zugwagen, Baugruppen für Haldenpflüge, Pufferfertigung, Reparatur von S-Bahn-, Personen- und Güterwagen, Gusserzeugnisse
VEB Berliner Lokomotiv- und Kesselbau, Berlin-Niederschönhausen ehemals Gebbers & Co., Kessel u. Rohrleitungen; Behälterbau, Lokreparatur, Baugruppen für Haldenpflüge, Rohrerweiterungs- und Verengungsarbeiten, Bau von Draisinen
VEB Waggonreparatur Berlin-Johannisthal ehemals Ambi-Budd Preßwerk GmbH; Reparatur von Waggons und Straßenbahnen, Bau von Metallbetten
VEB Dampfkesselbau Dresden ehemals Dampfkesselfabrik Übigau, Wasserreinigungsbau- und Elektro-Schweißgesellschaft mbH; ab 1951 der VVB EKM Halle, einer VVB des Energie- und Kraftmaschinenbaus, unterstellt; Bau von Kesseln für Loks und stationären Kesseln, Luftbehältern für Haldenpflüge, Vakuumpumpen, Siederohren und Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie, Kesselreparaturen
VEB Mechanische Werkstätten Freital ehemals Freitaler Stahl-Industrie GmbH, 1946 Mechanische Werkstätten Johannes Vogler; Reparatur von Schienenfahrzeugen und für den Maschinenbau
VEB Waggonbau Görlitz ehemals Waggon- und Maschinenbau AG (WUMAG); August 1946 bis Februar 1947 SAG Transportmittelbau; ab 1951 dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt; Bau von D-Zugwagen, Kippwagen, Rungenwagen, Kupplungen und Drehgestellen, Reparatur von Waggon-, Personen- und Spezialeisenbahnwagen sowie Straßenbahnwagen
VEB Waggonbau Gotha ehemals Gothaer Waggonbau AG; Bau und Reparatur von Güterwagen und Personenwagen, Reparatur von Straßenbahnwagen
VEB Metallwerk Großbreitenbach ehemals Klopp-Werke GmbH Solingen, Zweigwerk Großbreitenbach; ab 1951 der VVB WMW, einer VVB für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, Chemnitz unterstellt; Bau und Reparatur von Werkzeugmaschinen
VEB Metallwerk Lockwitz ehemals Walter Simon Metallwarenfabrik Dresden; Fertigung von Stehbolzen für Lokkessel und Radmuttern für KfZ, Ersatzteilen für Loklaufwerke sowie Rädern und Achsen, Verchromungsarbeiten
VEB Blechverformungswerk Lößnitz ehemals Metallwarenfabrik für die KfZ-Industrie Emil Eschenauer Lößnitz, Industriewäscherei Erich Pässler Lößnitz und Walter Reinwart, Metallwarenfabrik Schneeberg; Bau von Förderwagen und Muldenkippen, Ersatzteilen für Aufbauten und Waggons, Blechformungsarbeiten
VEB Lok-Reparaturwerk Mühlhausen 1951 von VVB Maschinen-Elektro-West Land Thüringen an VVB Lowa; Reparatur von Loks und Waggons
VEB Waggon-, Holz- und Stahlbau Niesky ehemals Christoph u. Unmack AG; ab 1951 dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt; Bau von Güterwagen und Kohlenstaubwagen, Stahlkonstruktionen für Brücken und den Hochbau, Reparatur von Waggons, Straßenbahnwagen und Brücken, Leichtbauplatten
VEB Dichtungswerk Staßfurt früher Deventer-Werke GmbH; Dichtungen aller Art
VEB Waggonreparatur Staßfurt 1951 von VVB Maschinenbau und Elektrotechnik Land Sachsen-Anhalt zur VVB Lowa; Waggonreparatur
VEB Fahrzeug- und Gerätebau Vetschau ehemals Fahrzeug- und Gerätebau GmbH; Bau von Förderwagen, Muldenkippen, Untergestellen für Grubenkompressoren, Packetierpressen, Karbidtrommeln, Ersatzteilen für Haldenpflüge und Förderwagen, Metallerzeugnisse
VEB Waggonbau Werdau ehemals Fahrzeugbau Schumann-Werke GmbH; ab 1951 dem Ministerium für Maschinenbau, HV Fahrzeugbau, direkt unterstellt; Bau von Kühlwagen, Güterwagen, Kübelwagen, Straßenbahntriebwagen und -beiwagen, Bau von Elektrostationen und Drehgestellen, Reparatur von Güterwagen, Straßenbahnwagen und Bussen, Fahrzeugaufbauten für Busse und LKW, Bau von LKW- und Omnibusanhängern und Spezialfahrzeugen, Schmiedearbeiten
VEB Lokomotivbau Wildau ehemals Berliner Maschinenbau AG, vormals Schwarzkopff, Werk Wildau; ab Mitte 1950 als VEB Schwermaschinenbau der VVB (Z) Abus Halle (Saale), einer VVB für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie, unterstellt; Montage von Haldenpflügen, Reparatur von Loks und Waggons, Bau von Walzwerksausrüstungen
VEB Federnwerk Zittau ehemals Max Weber Federnfabrik KG; Federn aller Art
VEB Waggonreparatur Zörbig ehemals Zuckerrübenfabrik GmbH Zörbig, 1947 Waggonreparaturwerkstatt; 1951 von VVB Maschinenbau und Elektrotechnik Land Sachsen-Anhalt zur VVB Lowa; Reparatur von Schienenfahrzeugen
Bestandsgeschichte Der Bestand gelangte vom Ministerium für Schwermaschinenbau (undatiert) und 1963 vom Institut für Schienenfahrzeuge mit Ablieferungsverzeichnissen ins Zentrale Staatsarchiv, Außenstelle Coswig, von wo aus er 1991 an das BLHA übergeben wurde. Die Akten hatten eher die Größe von Bündeln. 1996 erfolgte eine technische Bearbeitung des Bestandes und eine Präzisierung der Ablieferungsverzeichnisse. 2000-2001 wurde der Bestand erschlossen. Grundlage für die Gliederung des Bestandes bildete im Wesentlichen der Strukturplan von 1950. Auf Grund der geringen Überlieferung und des engen inhaltlichen Bezugs wurden die Bereiche Personal und Schulung zusammengelegt. Auch die Bereiche Planung und Plankontrolle wurden zusammengefasst, da jeweils Unterlagen sowohl zur Planung als auch zur Plankontrolle enthalten sind. Andere Bereiche, wie das Zentrale Konstruktionsbüro, das ab Sommer 1951 zum VEB Lokomotivbau Babelsberg gehörte, die Konstruktionsvermittlung und die Gütekontrolle/Kontrollinspektion, sind kaum überliefert. Die wenigen Konstruktionszeichnungen wurden dem Technischen Direktor zugeordnet.
Abkürzungen
Abt. Abteilung BGL Betriebsgewerkschaftsleitung F/E Forschung und Entwicklung GSOW eigentlich GSOVG, Gruppe der sowjetischen Okkupationstruppen in Deutschland Güko-Koni Gütekontrolle-Kontrollinspektion HA Hauptabteilung HD Hauptdirektor HV Hauptverwaltung Kfm. Dir. Kaufmännischer Direktor KfZ Kraftfahrzeug Kovermi Konstruktionsvermittlung KWU Kommunales Wirtschaftsunternehmen LKW Lastkraftwagen Plan-Ko Plankontrolle Rewe Rechnungswesen SAG Sowjetische Aktiengesellschaft SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SMAD Sowjetische Militäradministration TAN Technische Arbeitsnormung Techn. Dir. Technischer Direktor UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken VEB Volkseigener Betrieb VR Verwaltungsrat VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe VVB Abus VVB zur Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie Halle VVB EKM VVB des Energie- und Kraftmaschinenbaus Halle VVB IFA VVB des Industrieverbandes Fahrzeugbau Chemnitz VVB Lowa VVB des Lokomotiv- und Waggonbau Wildau VVB WMW VVB für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge Chemnitz Wipla Wirtschaftsplanung Z-Kobü Zentrales Konstruktionsbüro |
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