|
Allgemeine Information |
Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 503 VEB Chemiefaserwerk "Friedrich Engels" Premnitz |
Dat. - Findbuch: | 1910 - 1992 |
Vorwort: | Betriebsgeschichte 1915 begann die Vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabriken AG, eine Pulverfabrik in Premnitz aufzubauen. 1916 nahm sie die Produktion auf. 1917 stellte sie bereits 34 % der Pulverproduktion Deutschlands her. Hinzu kam die Produktion von Schießwolle aus Zellstoff als Ausgangsstoff für Pulver. Der Versailler Vertrag von 1919 sah vor, die Pulverfabrik als Kriegsmittelproduzenten stillzulegen und teilweise zu demontieren. Unter der neuen Firmenbezeichnung „Köln-Rottweil AG, Fabrik Premnitz“ unternahm der Konzern alle Anstrengungen, die größte ihrer Fabriken zu erhalten. Sie stellte die Fabrik auf die Produktion von Kunstfasern nach dem Viskoseverfahren, die erstmals in Deutschland hergestellt wurden, um. Die Kunstfasern waren u.a. unter den Namen „Vistra“ und „Travis“ bekannt. Zunächst waren sie als „Notfasern“ des durch den Krieg bedingten Mangels an Wolle und Baumwolle gedacht. Bald nutzte man sie, um vom Weltmarkt unabhängig zu sein, und entwickelte sie weiter. 1926 übernahm die IG-Farbenindustrie AG das Werk. Eine Anlage zur Produktion von Perlon war vor Kriegsende 1945 im Entstehen. Außerdem wurden Schwefelkohlenstoff, Schwefelsäure und Aktivkohle hergestellt. Nach 1945 unterlagen die Produktionsanlagen von Premnitz als ehemaliges Eigentum der IG-Farbenindustrie den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens. Große Teile der Anlagen wurden zu Reparationszwecken demontiert. Der Betrieb fiel unter die Enteignung. Die Kunstseidenanlage blieb bestehen und nahm bald die Produktion auf. Am 1. Juli 1948 übernahm der VVB (Z) Kunstfaser Glauchau die Premnitzer Produktionsanlagen in Treuhandschaft. Bis 1949 wurden verschiedene Namen für den Betrieb verwendet, so „I. G. Farben AG i. Auflösung“, „Agfa Seide“, „Travis-Kunstseidenfabrik“ und „Kunstseidenwerke“. Am 1. März 1949 erfolgte die offizielle Übergabe des Kunstseidenwerkes in Volkseigentum. Nun lautete der Name VEB Kunstseidenwerk Premnitz. Seit 1950 trug er den Namen „Friedrich Engels“. Im Sommer 1945 wurde zunächst eine Viskosefaser unter dem Namen „Suprema“ hergestellt. Ab 1952 produzierte eine zweite Anlage unter dem Namen „Prezenta“. Später wurde die Viskosefaser als „REAGAN“ vermarktet. Auch die Polyamidfaser „Perlon“, ab 1959 „DEDERON“, entstand in kleinen Mengen in einer Versuchsanlage. 1954 wurde mit der Inbetriebnahme einer größeren Anlage auch in größeren Mengen eine synthetische Faser in Premnitz erzeugt. Versuche zur Herstellung einer Polyacrylnitrilfaser unter dem Namen „Prelana“, ab 1961 „WOLPRYLA“, starteten um 1953. In der 1956 errichteten Pilotanlage wurde sie zur Produktionsreife entwickelt. Am 13. November 1960, dem Tag des Chemiearbeiters, wurde die erste Bandstraße der Anlage angefahren. Mit der Serienproduktion der Polyamidfaser und der Polyacrylnitrilfaser standen erstmals die synthetischen Fasern im Vergleich zur Kunstseide im Mittelpunkt der Produktion. Aus diesem Grunde wurde am selben Tag der VEB Kunstseidenwerk „Friedrich Engels“ in VEB Chemiefaserwerk „Friedrich Engels“ umbenannt. Als vierte Faser gab es eine Polyesterfaser, zunächst unter dem Namen „Lanon“, ab 1961, der Inbetriebnahme der Pilotanlage, als „GRISUTEN“. Durch den weiteren Ausbau des Ortes Premnitz zum Industriestandort erhielt er am 13. November 1962 das Stadtrecht verliehen. Die Fasern REGAN, DEDERON, WOLPRYLA und GRISUTEN bildeten in den folgenden Jahren in größeren Mengen und verbesserter Qualität die Schwerpunkte der Produktion. 1964 war Produktionsbeginn von DEDERON-DEDOTEX, 1968 einer neuen GRISUTENAnlage und 1970 der WOLPRYLA-65-Faser. 1972 nahm die GRISUTEN-72-Anlage den Dauerbetrieb auf, 1982 begann der Probebetrieb einer weiteren WOLPRYLA-Anlage und noch 1988 nahm die WOLPRYLA-Erweiterung ihren Betrieb auf. Aber auch Schwefelkohlenstoff (bis 1968), Aktivkohle, Schwefelsäure und Novoktan (Tetraäthylblei, ein Antiklopfmittel für Vergaserkraftstoffe, ab 1959) sowie Magnetbandkassetten (ab 1975) gehörten zum Sortiment. Der Betrieb wechselte mehrmals seine Unterstellungen: Ab 1951 gehörte er zum Ministerium für Schwerindustrie sowie zum Staatssekretariat bzw. Ministerium für chemische Industrie, ab 1958 zur VVB Chemiefaser und Fotochemie Wolfen und ab 1. Januar 1970 zum VEB Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“ Schwarza. 1990 erfolgte die Privatisierung zur Märkischen Faser AG.
Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 1981, 1988 und 1989 mit Findkartei sowie 2000 ohne Findhilfsmittel übernommen. 2001 erfolgte eine Titelaufnahme des unbearbeiteten Teils. Akten aus der Zeit vor 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 IG-Farbenindustrie AG, Werk Premnitz.
Erschließungszustand Der Bestand wurde im Zuge der Retrokonversion von FHM in das Archivprogramm überführt, d.h. es erfolgte keine Bearbeitung. |
Vorgänger: | IG-Farbenindustrie AG |
Nachfolger: | Märkische Faser AG |
|
Angaben zum Umfang |
Umfang: | 252 lfm |
|
Angaben zur Benutzung |
Zitierweise: | BLHA, Rep. 503 VEB Chemiefaserwerk "Friedrich Engels" Premnitz Nr. |
|
|
Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
|
URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=82211 |
|