506 IFA NKW Lwf; Rep. 506 VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen Ludwigsfelde; 1919-2004 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 506 VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde, Stammbetrieb des VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen Ludwigsfelde
Dat. - Findbuch:(1919 - 1950) 1951 - 2004
Vorwort:Betriebsgeschichte
In Ludwigsfelde-Genshagen entstand 1936 die Daimler-Benz Motoren GmbH. Das Werk wurde am 6. August 1944 durch Bomben zu 60% zerstört und ab 15. Mai 1945 im Rahmen der Reparationsleistungen demontiert. Außerdem erfolgte die Enteignung nach SMAD-Befehl Nr. 124 vom 30. Oktober 1945.
Auf Beschluss des Ministerrates der DDR begann am 1. März 1952 auf den nördlichen 2/3 der Fläche der ehemaligen GmbH der Aufbau eines neuen Werkes als VEB Industriewerke Ludwigsfelde. Man beabsichtigte, vor allem Schiffsdieselmotoren des Typs 20 KVD 25 mit 2500 PS für Schnellboote der Marine zu bauen. Es konnte jedoch nie Serienreife erlangt werden. 1953 begannen Ingenieure mit der Entwicklung von Motorrollern. 1955 startete die Serienproduktion des "Pitti", 1956 des "Wiesel", 1959 des "Berlin" und 1963 des "Troll". Ab 1956 wurde der Rennbootmotor RM 175 hergestellt. Mit dem Aufbau der Luftfahrtindustrie in der DDR erhielt Ludwigsfelde um 1958 den Auftrag, Turbinenluftstrahltriebwerke zu bauen. Außerdem wurden Strahltriebwerke der Armee repariert. Ab 1963 kam die Montage eines Armeejeeps hinzu. Zur Produktpalette des VEB Industriewerke gehörten außerdem Kraftfahrzeug-, Motorrad- und Fahrradzubehör, Dieselameisen, Turbinenschaufeln bis 800 mm Länge, Gesenkschmiedestücke, Zapfwellenkrautschläger, Speziallegierungen und Elektronenstrahl-Mehrkammerschmelzöfen für den Automobilbau (Armeefahrzeuge).
Die Unterstellung des Werkes änderte sich mehrfach: Auf Beschluss des Ministerrates vom 18. August 1955 wechselte es am 1. Januar 1956 vom Ministerium für Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung Automobil- und Traktorenbau, zum Amt für Technik, Verwaltung Schiffbau. 1958 wurde es der VVB Flugzeugbau Dresden unterstellt. Im Februar 1961 beschloss das Politbüro der SED die Einstellung der Flugzeugproduktion. Auf Anweisung des Volkswirtschaftsrates der DDR zur Änderung der Zuordnung von Betrieben der aufzulösenden VVB Flugzeugbau vom 4. August 1961 wurde es ab 1. Juli 1961 der neu gebildeten VVB Energiemaschinen Berlin unterstellt.
In seiner Beratung am 21. Dezember 1962 befasste sich der Ministerrat mit der künftigen Entwicklung der ehemaligen Werke der Luftfahrtindustrie und beschloss, in Ludwigsfelde einen Betrieb zur Fertigung von Nutzkraftwagen zu bauen. Beeinflusst wurde diese Entscheidung auch von der Notwendigkeit, der Landwirtschaft, insbesondere den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), robuste Lkw in großer Stückzahl zur Verfügung zu stellen. Mit Wirkung vom 1. Januar 1963 wurde der VEB Industriewerke der VVB Automobilbau Karl-Marx-Stadt zugeordnet. Im Zuge der Projektierungsarbeiten traf die Regierung die Entscheidung, das vorhandene Industriewerk mit seiner Bau- und teilweise seiner Ausrüstungssubstanz zu nutzen und zu rekonstruieren. Am 5. Juni 1964 wurde der Grundstein für die Montagehalle des Lkw "W 50" (Werdau, 50 t) gelegt. (Der W 50 war im VEB Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" Werdau konstruiert und mit Prototypen erprobt worden.) Am 30. Juni 1965 lief in Ludwigsfelde das Montageband an, und am 17. Juli 1965 rollte der erste Lkw vom Band. Der Betrieb führte jetzt den Namen VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde. Gleichzeitig erhielt Ludwigsfelde das Stadtrecht. Der Bau des Lkw-Werkes Ludwigsfelde stellte die größte Investition im Kraftfahrzeugbau der DDR dar.
Im Dezember 1964 wurde der letzte Motorroller gefertigt. Im Laufe des Jahres 1965 lief die gesamte ehemalige Produktion aus. Der Betriebsbereich Triebwerkinstandsetzung wurde zum 1. Juli 1965 dem VEB Flugzeugwerft Dresden angegliedert und ab 1. Januar 1971 als selbstständiger Betrieb VEB Instandsetzungswerk Ludwigsfelde im VEB Kombinat Spezialtechnik Dresden geführt.
Mit der Auflösung der VVB Automobilbau entstanden zum 1. Januar 1978 vier Kombinate des Fahrzeugbaus, u.a. der VEB IFA-Kombinat Nutzkraftwagen Ludwigsfelde. 1979 wurde der Betrieb in Ludwigsfelde Stammbetrieb. Am 27. August 1982 fasste der Ministerrat einen Beschluss zur Sicherung der komplexen und stabilen Leitung der Produktion von Nkw und Anhängern und des Exportes in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet. Auf dieser Grundlage wurden der VEB IFA-Kombinat Nkw Ludwigsfelde (19 Betriebe) mit dem VEB IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger Werdau (12 Betriebe) mit Wirkung vom 1. Januar 1983 unter dem Namen VEB IFA-Kombinat Nkw zusammengelegt. Der bisher selbstständige VEB Fahrzeugwerk Treuenbrietzen wurde dem Stammbetrieb angegliedert, 1984 kam ein Werk zur Produktion von Pkw-Lastenanhängern in Trebbin hinzu. Ab Juni 1987 wurde in Ludwigsfelde auch der Lkw "L 60" (Ludwigsfelde, 60 t) gebaut. (Vorbereitungsarbeiten hatten bereits 1974 begonnen.)
Am 1. September 1977 wurde der 250.000 LKW W 50 ausgeliefert; ihn gab es in über 50 Grundvarianten mit mehr als 200 länderspezifischen Modifikationen; den L 60 in über 20 Ausführungen, u.a. als Pritschenwagen, Kofferfahrzeug, Kipper und Sattelzug. Über 70 % der Produktion gingen in den Export. Hervorgehoben sei auch die Ludwigsfelder Gesenkschmiede, in der jedes 7. Schmiedestück der DDR hergestellt wurde. Trebbin wurde zum größten Produzenten von Pkw-Anhängern in der DDR.
1990 gehörten zum Kombinat 26 Betriebe. Im Kombinat wurden u.a. der "Robur" (Zittau) und der "Multicar" (Waltershausen) gebaut. Zu den Standorten im Brandenburgischen gehörten der VEB Maschinenbau "Karl Marx" Babelsberg, der VEB IFA-Getriebewerke Brandenburg und der VEB Kugelgraphiteisen-Gießerei Fürstenwalde.
1990 erfolgte die Privatisierung des Stammbetriebes zur Automobilwerk Ludwigsfelde GmbH. Die Werke in Treuenbrietzen und Trebbin wurden jeweils eigenständige GmbH. Im Frühjahr 1990 stellte man zwar noch einen L 60 mit Mercedes-Fahrerhaus vor, doch im August wurde mit knapp 20.300 Fahrzeugen die Produktion des L 60 eingestellt, im Dezember mit ca. 571.800 Fahrzeugen die Produktion des W 50. Mitte 1992 schloss die Schmiede. Am 18. Juni 1993 begann die Liquidation.

Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1986 und 1991/92 vom VEB IFA-Automobilwerke bzw. von der Automobilwerke Ludwigsfelde GmbH mit Findkartei, Ablieferungsverzeichnis oder ohne Findhilfsmittel übernommen. 1997/98 wurde der unbearbeitete Teil der Akten verzeichnet. Im Jahre 2011 erfolgte die Retrokonversion der Findkartei in ein Archivverzeichnungsprogramm. 2016 übergab die Rhenus GmbH, die im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben das Schriftgut liquidierter VEB verwahrte, weitere Akten, die 2017 verzeichnet wurden.
Akten des Werkes aus der Zeit vor 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 Daimler-Benz Motoren GmbH Genshagen.

Abkürzungsverzeichnis:
AGL Abteilungsgewerkschaftsleitung
AIWP Abgesetzte Industrielle Warenproduktion
AK, Akr Arbeitskräfte
A/L, A und L Arbeits- und Lebensbedingungen
ALB Arbeits- und Lebensbedingungen
AP Arbeitsproduktivität
ASMW Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung
AU Arbeitsunfälle
Automot VEB Automot Heidenau
BAB Betriebsabrechnungsbogen
BBS Betriebsberufsschule
BD Betriebsdirektor
BfS Büro für Standardisierung
BE Bilanzentscheid
BGL Betriebsgewerkschaftsleitung
BHL VEB Bremshydraulik Limbach-Oberfrohna
BK Betriebskomitee
BKV Betriebskollektivvertrag
BL Bezirksleitung
BP Betriebspreis
BPL Betriebsparteileitung
BPO Betriebsparteiorganisation
BPF Betriebsprämienfonds
BSG Betriebssportgruppe
BT Betriebsteil
BVF VEB Vergaser- und Filterwerke Berlin
DAMW Deutsches Amt für Messwesen und Warenprüfung
DB Direktionsbereich
DDB Direktorendienstbesprechung
DK Dieselkraftstoff
DSF Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft
ET Ersatzteile
FAGO VEB Fahrzeugachsen Gotha
FD Fachdirektoren
FDJ Freie Deutsche Jugend
F/E Forschung und Entwicklung
FE-Bev. Fertigerzeugnisse für die Bevölkerungsversorgung
FPL Feinplan
FWW VEB Fahrzeugwerk Waltershausen
FzRV Freiwillige Zusatzrentenversicherung
GAB, GABS Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz
GAV Gesellschaftliches Arbeitsvermögen
GD Generaldirektor
GDD Generaldirektorendienstbesprechung
GL Grundlöhne
GM Grundmittel
GWB VEB IFA-Getriebewerke Brandenburg
GWH VEB Gelenkwellenwerk Haldensleben
GWS VEB Gelenkwellenwerk Stadtilm
HF Hoch- und Fachschulabsolventen
HV Hauptverwaltung
IBF Industriebankfiliale
IFA Industrieverband Fahrzeugbau
IIB VEB IFA-Ingenieurbetrieb Limbach-Oberfrohna
ITP Ingenieurtechnisches Personal
IWL Industriewerk Ludwigsfelde; VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde
IWP Industrielle Warenproduktion
J.C.L VEB Fahrzeuggetriebewerke "Joliot Curie" Leipzig
KFD, Kfz Dr. VEB Kraftfahrzeugzubehörwerke Dresden
KD Kundendienst
KdT Kammer der Technik
KL Kreisleitung
KLS Kombinatsleitungssitzung
KPP Konstanter Planpreis
KSA IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger
KuS(-Fonds) Kultur- und Sozialfonds
KZ Kennziffern
KFM, KZM VEB Kraftfahrzeugzubehörwerke Meißen
LAB Leitungsarbeitsberatungen
LF Lohnfonds
LFM Leipziger Frühjahrsmesse
LHM Leipziger Herbstmesse
LVO Lieferverordnung für Lieferungen und Leistungen an bewaffnete Organe
MAH Ministerium für Außenhandel
MALF Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau
MC VEB Motorenwerk Cunewalde
MdI Ministerium des Innern
MfNV Ministerium für Nationale Verteidigung
MfS Ministerium für Staatssicherheit
MMM Messe der Meister von Morgen
MN VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen
Möve VEB Möve-Werke Mühlhausen
MTS Maschinen-Traktoren-Station
MV Märkische Volksstimme
MWM Möve-Werk Mühlhausen
Nkw Nutzkraftwagen
NP Nettoproduktion
NSW Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet
Nve Neuerervorschläge
PE Planentwurf
PGA Produktionsgrundarbeiter
PGH Produktionsgenossenschaft des Handwerks
PHA Produktionshilfsarbeiter
PSR Plan Sozialistische Rationalisierung
PP Produktionspersonal
RdK Rat des Kreises
RdS Rat der Stadt
RWZ VEB Roburwerk Zittau
SFR Staatliche Finanzrevision
SK Sicherheitskonferenz
SKS Selbstkostensenkung
STAG Staatliche Aufgabe
STAL Staatliche Auflage
SV Schriftverkehr
SW Sozialistisches Wirtschaftsgebiet
TK Bereich Technik - Konstruktion
TM Transportmaschinen Export-Import
TOM Technisch-organisatorische Maßnahmen
TWG VEB Traktorenwerk Gotha
VbE Vollbeschäftigteneinheit
VK Vergaserkraftstoff
VVV Vertrauensleutevollversammlung
VWP, VW-Plan Volkswirtschaftsplan
WAO Wissenschaftliche Arbeitsorganisation
W.F.K VEB Fahrzeuggetriebewerke "Wilhelm Friedel" Karl-Marx-Stadt
W und T, W/T Wissenschaft und Technik
ZBGL Zentrale BGL
ZK Zentralkomitee
Vorgänger:Daimler-Benz Motoren GmbH Genshagen
VEB Industriewerke
Nachfolger:Automobilwerk Ludwigsfelde GmbH

Angaben zum Umfang

Umfang:136 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 506 VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Archivar
Physische Benützbarkeit:§ 11 BbgArchivG
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=82595
 
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