55C LA Neuruppin; Rep. 55C Landesanstalt Neuruppin; 1885-1966 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 55C Landesanstalt Neuruppin
Dat. - Findbuch:1885 - 1966
Vorwort:Behördengeschichte

Die kurmärkischen Stände hatten bereits 1798 eine Irren-Anstalt in Neuruppin errichtet. Sie wurde am 5. März 1801 eröffnet. Nach dem Bau einer Provinzialirrenanstalt in Eberswalde in den Jahren 1862 bis 1865 wurde die Neuruppiner Anstalt am 30.10.1865 aufgelöst. In den Jahren 1893 bis 1897 errichtete die brandenburgische Provinzialverwaltung ihre vierte große Einrichtung zur Geisteskrankenpflege und -versorgung. Die Inbetriebnahme der Landesirrenanstalt Neuruppin erfolgte am 3. Mai 1897. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurde ein Teil der Anstalt als Lazarett genutzt. Einen tiefen Einschnitt erfuhr die Landesanstalt Neuruppin 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie war im Zuge der Umsetzung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" in die Zwangssterilisationen von männlichen Patienten eingebunden. In die "Euthanasie"-Aktion war sie in zweifacher Hinsicht einbezogen. Zum einen wurden zahlreiche langjährige Anstaltsbewohner Opfer des Krankenmordes. Ab Juli 1940 fungierte die Landesanstalt Neuruppin als sogenannte Zwischenanstalt (auch als "Sammelanstalt" bezeichnet). In dieser Funktion hatte sie die Aufnahme und den reibungslosen Transport von Patient*innen aus anderen Einrichtungen, insbesondere aus Berlin, in die Tötungsanstalten zu organisieren. Für die Sammelanstalt musste eine möglichst geschlossene Sammelabteilung in gesonderten Gebäuden zur Verfügung gestellt werden. Die in der Landesanstalt Neuruppin eingerichtete Sammelstation für 203 Männer und 203 Frauen "wurde am 6. August 1940 im Beisein des Landesmedizinalrats Dr. Baumann besichtigt und in jeder Hinsicht für geeignet befunden". Die hierfür in Aussicht genommenen Häuser lagen so günstig, dass der An- und Abtransport reibungslos und ohne Aufsehen erfolgen konnte. Es wurde festgelegt, dass der Neuruppiner Sammelstelle " nur Berliner Kranke aus Berliner Anstalten zugewiesen werden sollen" (Rep. 55C LA Neuruppin Nr. 69). Die dort eingelieferten Berliner Patient*innen, die im Rahmen der "Aktion T4" nach Neuruppin kamen, wurden als "Berliner Listenkranke" oder auch als "Transportkranke" bezeichnet. Mit der zunehmend kleiner werdenden Anzahl der "Berliner Listenkranken" sollte die Neuruppiner Sammelanstalt gemäß Verfügung vom 02.12.1940 allmählich wieder aufgelöst werden. Nachweislich bestand sie bis Februar 1941. Als Zwischenanstalt für Transporte der letzten noch verbliebenen Berliner "Listenkranken", Neuruppiner Patient*innen sowie Kranken aus anderen brandenburgischen Einrichtungen blieb die Landesanstalt Neuruppin weiterhin bestehen. Nach dem offiziellen Abbruch der "Aktion-T4" im August 1941 gingen die Patientenzahlen durch verschiedene Evakuierungsmaßnahmen sowie durch eine hohe Sterblichkeitsrate in den letzten Kriegsjahren massiv zurück. Nach Kriegsende 1945 dienten die Gebäude der Landesanstalt Neuruppin als Ausweichobjekt für Berliner Krankenhäuser. Auch das Kreiskrankenhaus des Ruppiner Kreises zog mit ein.
Infolge der Verwaltungsreform 1952 war das Land Brandenburg nicht mehr Träger der Landesanstalt Neuruppin. 1958 erfolgte die Umbenennung der Einrichtung in Krankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Neuruppin.Seit 1977 führte sie den Status einer Bezirksnervenklinik. Diese ging 1991 als Landesklinik Neuruppin wieder in die Trägerschaft des Landes Brandenburg über und fusionierte 1996 mit der Ruppiner Klinikum GmbH zur Ruppiner Kliniken GmbH.

Siehe allgemeine Behördengeschichte zur Bestandsgruppe Rep. 55C Brandenburgische Landesanstalten sowie Publikation von Dietmar Schulze: Die Landesanstalt Neuruppin in der NS-Zeit (Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte des Landes Brandenburg ; Bd. 8), Berlin-Brandenburg 2004.


Bestandsgeschichte

Die archivische Zuständigkeit für die Überlieferung der Landesanstalt Neuruppin von 1952 bis 1990 lag beim Kreisarchiv Neuruppin bzw. Kreisarchiv Ostprignitz-Ruppin. 1958 übergab der Rat des Kreises Neuruppin, Abt. Inneres dem damaligen Staatsarchiv Potsdam Unterlagen der ehemaligen Landesanstalt Neuruppin aus dem Krankenhaus für Psychiatrie in Neuruppin. 2015 übergab die Ruppiner Kliniken GmbH Patientenakten, Patientenaufnahmebücher und Patientenbestandsnachweise aus dem Zeitraum 1897 bis ca. 1952.

Angaben zum Umfang

Umfang:26,76 lfm; 2426 Akten

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 55C Landesanstalt Neuruppin Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=17952
 
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