505 KMW Pdm; Rep. 505 VEB Maschinenbau "Karl Marx" Babelsberg; 1936-1991 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 505 VEB Maschinenbau "Karl Marx" Babelsberg
Dat. - Findbuch:1936 - 1991
Vorwort:Betriebsgeschichte
Am 1. April 1876 schufen Benno Orenstein und Arthur Koppel in Berlin eine OHG, die Aufträge zum Bau von transportablen Feldbahngleisen und Loren an verschiedene Betriebe vergab. Da das Geschäft gut lief, gründeten sie bald eigene Fabriken, u.a. in den 90er Jahren eine Aktiengesellschaft zur Produktion von Lokomotiven in Berlin. 1898/99 erwarben sie Land in der Nähe des Bahnhofes Drewitz, dem heutigen Potsdam-Babelsberg, verlegten den Sitz nach Drewitz und bauten eine Lokomotivfabrik auf. Am 1. April 1899 wurde die Produktion aufgenommen. Zum Bau von Dampflokomotiven kamen in den 30er Jahren der Bagger-, Motoren- und Dampfwalzenbau hinzu. In Kriegszeiten wurden auch Granaten gedreht sowie Feldhaubitzen und Verschlussstücke für Panzerabwehrkanonen hergestellt. Nach der Enteignung der jüdischen Eigentümer nannte sich der Betrieb ab 1940 Maschinenbau- und Bahnbedarfs-AG mit Hauptsitz in Berlin.
Nach 1945 wurde der Betrieb enteignet. Im Sommer 1945 wurde das Werk bis auf die leeren Hallen und wenige Reste demontiert. Doch bereits am 30. August 1945 fuhr die erste reparierte Lok mit einem Zug von 30 Waggons aus dem Werk. Außerdem wurden einfache Öfen für Umsiedler, sogenannte Siedlerherde, produziert. Hinzu kamen Geräte für die Neubauern, wie Garbenleger, Saateggen, Häufelpflüge und Kartoffelkörbe. Der SMAD-Befehl Nr. 120 vom 17. April 1946 forderte die Konstruktion und den Bau von 500 Loks des Typs GR, 250 PS, Schmalspur, als Reparationsleistung für die UdSSR. Am 1. Mai 1947 verließ die erste Lok als Baumuster die Montagehallen. Mit der Auslieferung der 100. Lok erhielt die Fabrik am 18. März 1948 den Namen VEB Lokomotivbau „Karl Marx“.
Insbesondere ab 1950 wurden Lokomotiven für die Deutsche Reichsbahn sowie Industrie- und Baulokomotiven verschiedenster Stärke und Spurweite hergestellt. Am 1. Oktober 1950 wurde die erste Motorlok mit 30 PS für die Bauwirtschaft der DDR ausgeliefert. Mitte der 50er Jahre begann die Entwicklung und Konstruktion von Großdiesellokomotiven, zuerst der V 60 (ab 1960 Serienproduktion, 1964 Abgabe der Produktion an den VEB Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke Hennigsdorf) und V 180 (ab 1962 Serienproduktion, am 31. März 1970 letzte Lok an die Deutsche Reichsbahn übergeben). Ende 1960 verließ die letzte Dampflokomotive das Werk. Am 1. April 1960 wurde die Fa. Walter Schobrick in Leipzig in die Treuhänderschaft des Betriebes als Werksteil übernommen. Leipzig übernahm die Reparatur von Kleinlokomotiven.
1948-1952 war der Betrieb der VVB (Z) Lowa Wildau, einer VVB des Lokomotiv- und Waggonbaus, zugeordnet, 1952-1958 der Hauptverwaltung Lokomotiv- und Waggonbau des Ministeriums für Transportmittel- und Landmaschinenbau, des Ministeriums für Maschinenbau bzw. Allgemeinen Maschinenbau und ab 1958 der VVB Schienenfahrzeuge Berlin.
Am 16. Januar 1969 wies der Minister für Schwermaschinen- und Anlagenbau die Umstellung der Produktion auf klimatechnische Anlagen an. Hintergrund dafür waren einerseits Sortimentsbereinigungen innerhalb des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe - die Deutsche Reichsbahn benötigte zunehmend größere Diesellokomotiven, die aus der UdSSR bezogen werden sollten - und andererseits der erwartete höhere Bedarf an Klimaanlagen für die EDV, den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie den wissenschaftlichen Gerätebau. Noch im Januar 1969 begann die Überleitung der Produktion von Klimablöcken vom VEB Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz. Der VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ wurde zum 1. Januar 1970 aus der VVB Schienenfahrzeuge ausgegliedert und dem neu gebildeten VEB Kombinat Luft- und Kältetechnik Dresden zugeordnet. Der neue Betriebsname lautete nun VEB Klimatechnik „Karl Marx“. Gefertigt wurden als Haupterzeugnisse Klimablöcke, Klimaschränke und Dampfbefeuchtungsgeräte, aber auch noch Kleinlokomotiven. Hinzu kamen Radsätze für die V 60 und V 100. Die Reparaturabteilung in Leipzig bestand weiter. Es zeigte sich jedoch, dass der Bedarf an Klimatechnik geringer war als eingeschätzt. Deshalb endete am 31. Oktober 1974 die Produktion klimatechnischer Erzeugnisse und wurde wieder an den VEB Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz abgegeben.
Am 1. Januar 1974 startete die Umstrukturierung auf Autodrehkräne. Der Hintergrund bestand darin, dass sich im Zuge des Ausbaus der Energiegewinnung auf Braunkohlenbasis in der DDR diejenigen Betriebe, die bisher die Autodrehkrane hergestellt hatten, verstärkt auf die Produktion von Tagebau- und Kraftwerksausrüstungen konzentrieren sollten. Der in VEB Maschinenbau „Karl Marx“ umbenannte Betrieb wurde der VVB TAKRAF Leipzig, einer VVB zur Herstellung von Tagebauausrüstungen, Kranen und Förderanlagen, ab 1. Januar 1979 VEB Schwermaschinenbaukombinat TAKRAF, Betrieb für Anlagenbau und Rationalisierung Leipzig, unterstellt. Man übernahm die Produktion des ADK 125 vom VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff“ Magdeburg und des ADK 70 aus dem VEB Schwermaschinenbau „S. M. Kirow“ Leipzig. Babelsberg wurde Alleinhersteller von Autodrehkränen in der DDR. Die Kleinlokproduktion wurde fortgeführt und am 20. Juli 1976 mit der letzten Lok der Baureihe V 23 eingestellt. 1982 wurde die Konsumgüterproduktion aufgenommen, Rohre für Abgasanlagen von Import-PKW und Heimtrainer. Bis 1983 mussten noch Ersatzteile für die ehemals produzierten Loks bereitgestellt werden.
Am 14. Juni 1983 beschloss das Zentralkomitee der SED ein Programm zur Entwicklung des PKW- und NKW-Baus. Deshalb legte das Präsidium des Ministerrates am 23. Juni 1983 fest, das Produktionsprofil des VEB Maschinenbau „Karl Marx“ zu modifizieren und ihn in den VEB IFA-Kombinat Nutzkraftfahrzeuge Ludwigsfelde einzugliedern, was am 1. Januar 1984 geschah. Ein Teil der Produktion des Ernst-Grube-Werkes Werdau wurde übernommen, und zwar von Sattelaufliegern für den LKW „W 50“ sowie die Achsen- und Bremsbackenfertigung. Das Werk in Leipzig sowie die Produktion von Radsätzen und Lok-Ersastzteilen wurde abgegeben. Autodrehkräne wurden weiterhin produziert. 1985 war die Serienreife für den ADK 80 erreicht, 1987 begannen die Konstrukteure mit den Arbeiten am ADK 100. Am 31. März 1987 wurde die Produktion des ADK 125 eingestellt.
1990 erfolgte die Privatisierung zur Maschinenbau Babelsberg GmbH.

Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1978 und 1985 mit Findkartei, 1993 ohne Findhilfsmittel und 1997 mit Ablieferungsverzeichnissen übernommen. 1994 wurden von der Abgabe 1993 die Aktentitel aufgenommen. Der Bestand wurde von 2002 bis 2006 erschlossen.
Zeichnungen des Werkes bilden einen gesonderten Bestand Rep. 505 VEB Maschinenbau "Karl Marx" - Karten. Lokomotivzeichnungen befinden sich im Verkehrsmuseum Dresden. Akten des Werkes aus der Zeit bis 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG Potsdam-Babelsberg.

Bestandsumgang und -analyse
Der Bestand umfasst 87 lfm Akten und Fotos aus dem Zeitraum 1936-1991.
Im Vergleich zu anderen Beständen ist beim Bestand des VEB Maschinenbau "Karl Marx" die Produktdokumentation gut überliefert. Von den Dokumentationsakten über Klimageräte, Autodrehkrane und Sattelauflieger wurden nur Beispiele zu den jeweiligen Typen aufbewahrt. Betriebsbücher aus der Dampf- und Diesellokproduktion wurden in großer Anzahl übernommen und auch aufbewahrt. In der Regel befinden sich in den Betriebsbüchern der Dampflokomotiven folgende Angaben: Abnahmebescheinigung, Beschreibung der Lokomotive, Radsatzverzeichnis, Bescheinigung über Prüfung der Bauart, Stammheft für Kessel, Kesselgenehmigungszeichnung, Stoffprüfungsbescheinigungen und Röntgenprüfungen.
In den Betriebsbüchern der Diesellokomotiven sind in der Regel folgende Angaben enthalten: Allgemeine Angaben über die Diesellok, Abnahme- und Prüfbescheinigungen, Zeichnung über den Kuppelradsatz, Zeichnung über den Einbau des mechanischen Teils der Bremse, Schaltplan über die elektrische Anlage, Werkprüfschein, Messblätter für Rahmen und Grundvermessung, Protokolle über Probefahrten, Urkunde zur Genehmigung der Indienststellung, technische Daten des Fahrzeugs, Radsatzverzeichnis, Stammheft für Dieselmotor.

Abkürzungsverzeichnis

ADK Autodrehkran
AG Aktiengesellschaft
AGL Abteilungsgewerkschaftsleitung
APO Abteilungsparteiorganisation
AWG Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft
BBS Betriebsberufsschule
BGL Betriebsgewerkschaftsleitung
BKV Betriebskollektivvertrag
BPO Betriebsparteiorganisation
BSG Betriebssportgemeinschaft
CSR Tschechoslowakische Republik
DGB Deutscher Gewerkschaftsbund
DIATRANS Deutscher Innen- und Außenhandel
Transportmaschinenexport- und -import
DR Deutsche Reichsbahn
DRK Deutsches Rotes Kreuz
DSF Deutsch-Sowjetische Freundschaft
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EDVA Elektronische Datenverarbeitungsanlage
EOS Erweiterte Oberschule
Fa. Firma
FB Fertigungsbereich
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ Freie Deutsche Jugend
GST Gesellschaft für Sport und Technik
IG Industriegewerkschaft
KdT Kammer der Technik
KG Klimagerät
LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
Matrab Maschinen- und Transportgerätebau GmbH
NKW Nutzkraftwagen
NVA Nationale Volksarmee
PKW Personenkraftwagen
RAW Reparaturausbesserungswerk
SBZ Sowjetische Besatzungszone
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMA Sowjetische Militäradministration
SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland
TM Transportmaschinen
VEB Volkseigener Betrieb
VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe
VS Verschlusssache
VVV Vertrauensleutevollversammlung
WP Wirtschaftspatente
ZK Zentralkomitee
Vorgänger:Lokomotivfabrik Orenstein & Koppel AG
Maschinenbau- und Bahnbedarfs-AG
VEB Lokomotivbau "Karl Marx"
VEB Klimatechnik "Karl Marx"
Nachfolger:Maschinenbau Babelsberg GmbH
Verweis:Karten

Angaben zum Umfang

Umfang:96 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 505 VEB Maschinenbau "Karl Marx" Babelsberg Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Archivar
Physische Benützbarkeit:§ 11 BbgArchivG
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=82441
 
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