704 HFO FfO; Rep. 704 VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder); 1947-1996 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 704 VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder)
Dat. - Findbuch:1947 - 1996
Vorwort:Betriebsgeschichte
In den Jahren 1952/53, knapp vier Jahre nach der Entdeckung des Transistoreffekts in den USA, begannen in der DDR die ersten eigenen Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Halbleitertechnik. Eine Forschungsgruppe ging die ersten Schritte labormäßiger Halbleiterfertigung im VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik "Carl von Ossietzky" in Teltow. In den nächsten Jahren forderte die SED mehrfach, die Automatisierung der Produktion voranzutreiben. Am 17. Oktober 1957 beschloss die SED-Bezirksleitung Frankfurt (Oder), mit der Produktion von Halbleiterbauelementen in Frankfurt zu beginnen. Bereits am 2. Januar 1958 nahm eine Produktionsstätte in einer ehemaligen Berufsschule die Arbeit auf. Sie war ein Betriebsteil des VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik Teltow. Am 4. November 1958 fiel mit Zustimmung des Volkswirtschaftsrates die Entscheidung, zum 1. Januar 1959 den VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) zu bilden und im Ortsteil Markendorf aufzubauen. Die erste Produktionshalle wurde im Januar 1961 eingeweiht. Der VEB HFO war der VVB Bauelemente und Vakuumtechnik Berlin zugeordnet.
Das Werk stellte v.a. Transistoren, Gleichrichter und Zener-Dioden her. Waren bis etwa 1965 die Betriebe der VVB Rundfunk und Fernsehen Radeberg die Hauptabnehmer, so erfolgte nun eine Verlagerung zu den sich schnell entwickelnden Betrieben der VVB Datenverarbeitung und Büromaschinen. Aber auch in den Industriezweigen Nachrichten- und Messtechnik, Gerätebau, Optik, Anlagenbau und anderen stieg der Bedarf an Halbleiterbauelementen. 1963 begann man, statt Germanium das Silizium als Grundmaterial einzusetzen. Auf 1967 ist der Produktionsbeginn von Festkörperschaltkreisen zu datieren. Zur besseren Verbindung von Wissenschaft und Halbleiterproduktion wurde 1964 das Institut für Halbleitertechnik Teltow/Stahnsdorf, ab 1965 unter dem Namen Gleichrichterwerk Stahnsdorf, dem VEB HFO angegliedert. Auch die Bildung der Erzeugnisgruppe Halbleitertechnik im November 1967, in welcher der VEB HFO Leitbetrieb wurde, verfolgte das Ziel, die Effektivität zu erhöhen.
Am 1. Januar 1970 wurde innerhalb der VVB Bauelemente und Vakuumtechnik das Kombinat VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) gebildet. Das Halbleiterwerk wurde Stammbetrieb des Kombinates. Dem Kombinat gehörten außerdem der VEB Gleichrichterwerk Stahnsdorf (nun als selbständiger VEB), der VEB Gleichrichterwerk Großräschen, der VEB Spurenmetalle Freiberg, der VEB Röhrenwerk "Anna Seghers" Neuhaus und der VEB Isolierwerk Zehdenick an. In den 1970er Jahren erfolgte eine Umstellung und Erweiterung der Produktionsstruktur. Der VEB HFO entwickelte sich zum Haupthersteller von diskreten und integrierten Halbleiterbauelementen in der DDR. Neben analogen Schaltkreisen wurde 1971 mit der Produktion von digitalen Schaltkreisen für eine neue Generation von EDV-Anlagen des Kombinates Robotron Dresden begonnen. Statt Keramikgehäusen wurden Plastgehäuse für die Festkörperschaltkreise verwendet. 1972 startete die Herstellung von Konsumgütern (z.B. Scheibenwischer-Intervallschalter, Bastlerbeutel). 1977 lief die Produktion von Germanium-Bauelementen aus.
Die Steigerung der Produktivität durch Maßnahmen aus Wissenschaft und Technik wurde eine Aufgabe für die gesamte Volkswirtschaft. Hierbei kam insbesondere nach dem IX. Parteitag der SED im Jahre 1976 dem Einsatz der Mikroelektronik eine besondere Bedeutung zu. Unter diesem Aspekt wurde im Bereich des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik zum 1. Januar 1978 der VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt gebildet, der dem Minister direkt unterstellt war. Das Kombinat VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) wurde aufgelöst. Der VEB HFO wurde dem neuen Kombinat Mikroelektronik Erfurt zugeordnet und gleichzeitig Leitbetrieb für die ehemals zum Kombinat VEB HFO gehörenden Betriebe. Der Leiter des Leitbereiches war Stellvertreter des Generaldirektors und voll verantwortlich für den Reproduktionsprozess des Wirtschaftsbereiches, Forschung und Entwicklung, Produktion und Absatz von Halbleiterbauelementen. 1979 machten digitale und analoge Schaltkreise 70 % des Wertvolumens der Produktion aus, 16 % entfielen auf Silizium-Transistoren, hinzu kam die Konsumgüterproduktion. Schwerpunkt der Produktion waren bipolare Schaltkreise. Eine enge Verbindung entstand zum 1983 gebildeten Institut für Halbleiterphysik der Akademie der Wissenschaften in Frankfurt (Oder).
Direktoren waren 1959 Eberhard Uhlig, 1961 Rudi Schmidt, 1965 Karl Krahl, 1967 Elmar Sommer und 1986 Joachim Handke.
1990 erfolgte die Privatisierung zur Halbleiterwerk GmbH Frankfurt (Oder).

Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1987 und 1992 mit Findkartei übernommen. 2014 übergab die Rhenus GmbH, die im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben das Schriftgut liquidierter VEB verwahrte, weitere Akten. 2019 wurde der Bestand erschlossen.
Nachfolger:Halbleiterwerk GmbH Frankfurt (Oder)

Angaben zum Umfang

Umfang:41,00 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 704 VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) Nr.
Veröffentlichungen:Berkner, Jörg: Halbleiter aus Frankfurt. Die Geschichte des Halbleiterwerkes Frankfurt (Oder) und der DDR-Halbleiterindustrie. Funk Verlag Bernhard Hein e.K., 2005.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Archivar
Physische Benützbarkeit:§ 11 BbgArchivG
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=83616
 
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