Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 703 VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner |
Dat. - Findbuch: | 1927 - 1990 |
Vorwort: | Betriebsgeschichte 1861/62 begann J. Rütgers mit dem Bau einer Teerproduktenfabrik in Erkner, nach England der ersten auf europäischem Festland. 1897/98 wurde die Rütgerswerke AG Berlin gegründet. Ihr gehörten 1929 neben Erkner Teerproduktenfabriken in Rauxel, Niederau und Mochbern an, außerdem Imprägnierwerke und chemische Fabriken. Das Werk in Erkner sollte zunächst vornehmlich die in den Berliner Gasanstalten erzeugten Rohteere verarbeiten und Imprägnieröl zur Haltbarmachung von hölzernen Eisenbahnschwellen und Telegrafenmasten herstellen. Später kamen die Karbolsäuredestillation, die Naphthalinherstellung und die Benzolverarbeitung hinzu. 1944 wurden 20-30 % des Werkes durch Bombenangriffe zerstört. Nach 1945 erfolgte die Enteignung der Rütgerswerke in Erkner und die Überführung in Volkseigentum. Durch vollständige Demontage des Werkes Niederau war das Werk Erkner das einzige der sowjetischen Besatzungszone, das in der Lage war, Steinkohlenteere zu Reinprodukten aufzuarbeiten. Der VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner unterstand 1948 der VVB (Z) Kohlewertstoffe Halle, später dem Ministerium für Kohle und Energie bzw. der VVB Mineralöle und organische Grundstoffe Halle. Am 1. Juli 1969 wurde er in den VEB Erdölverarbeitungswerk Schwedt eingegliedert. Mit der Bildung des VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt am 1. Januar 1970 wurde er ein Betriebsteil des Stammbetriebes Schwedt. Bereits vor 1970 und auch danach gab es Überlegungen, die Produktion umzuprofilieren oder einzustellen. Neben veralterten Produktionsanlagen war das Aufkommen an Steinkohlenteer u.a. durch Stilllegung von Gaswerken rückläufig. Mit der Eingliederung in das PCK Schwedt sollte die Carbochemie durch die Petrolchemie abgelöst werden. Es war vorgesehen, eine Rußfabrik zu errichten. Anfang 1970 zog ein Brand die Naphthalinanlage in Mitleidenschaft. 1971 sollte das Werk geschlossen werden, dann zum 1. Januar 1972 im Zuge der Aufnahme der Radialreifenproduktion dem VEB Reifenkombinat Fürstenwalde zugeordnet werden. Letztlich wurde das Werk erhalten, arbeitete jedoch zunehmend unökonomischer. Der Betrieb bestand aus mehreren Erzeugnislinien: zunächst dem Teerbetrieb (u.a. Weich- und Hartpech, Straßenteer, Stahlwerksteer), dem Benzolbetrieb (u.a. Benzol, Toluol, Pyridin) und dem Karbolbetrieb (u.a. Kresol, Phenol, Xylenol), dann dem Pyridinbetrieb, dem Naphthalinbetrieb und dem Cumaronharzbetrieb. In den 80er Jahren wurde Steinkohlenteer verarbeitet, Lösungsmittel (Ekosol, Kobosol) und Reinpräparate (Reinbenzole, Reinduole, Reinpyridin) hergestellt und Pyridin verarbeitet. 1990 wurde der Betriebsteil Erkner aus dem PCK Schwedt ausgegliedert und als Erkner Chemie GmbH geführt. Dieser stellte am 30. Juni 1993 die Produktion ein. Danach wurden fast alle Gebäude abgerissen, um einen Industrie- und Gewerbepark zu schaffen.
Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 1996 dem Heimatverein Erkner e.V. angeboten, der die Aktentitel aufnahm und die Akten verpackte. 2001 übernahm das BLHA den Bestand. Der überwiegende Teil der Akten befasst sich mit dem Aufbau und der Funktionsweise der Produktionsanlagen 1945-1970. Akten des Werkes aus der Zeit vor 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 Rütgerswerke AG, Erkner. Der Bestand wurde 2005-2006 erschlossen.
Abkürzungsverzeichnis
AG Aktiengesellschaft CSR Tschechoslowakische Republik NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland VEB Volkseigener Betrieb VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe |
Vorgänger: | Rütgerswerke AG |
Nachfolger: | VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt |
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Angaben zum Umfang |
Umfang: | 16,75 lfm |
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Angaben zur Benutzung |
Zitierweise: | BLHA, Rep. 703 VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner Nr. |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Archivar |
Physische Benützbarkeit: | § 11 BbgArchivG |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=83594 |
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