Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 903 VEB Synthesewerk Schwarzheide, Stammbetrieb des Kombinates Synthesewerk Schwarzheide |
Dat. - Findbuch: | 1929, 1937 - 1988 |
Vorwort: | Betriebsgeschichte Im Zuge der Kriegsvorbereitungen und der Autarkiebestrebungen Deutschlands in Bezug auf Kraftstoffe wurde am 26. Oktober 1934 in Berlin die Braunkohle-Benzin-AG (Brabag)geschaffen. Die Mitglieder dieser Pflichtgemeinschaft wurden vom Reichswirtschaftsminister berufen: die Anhaltische Kohlenwerke AG, die Braunkohle- und Brikett-Industrie-AG, die Deutsche Erdöl AG, die Elektrowerke AG, die IG-Farbenindustrie AG, die Ilse-Bergbau AG, die AG Sächsische Werke, die Mitteldeutsche Stahlwerke-AG, die RheinischeAG für Braunkohlenbergbau- und Brikettfabrikation und die Werschen-WeißenfelserBraunkohlen-AG. Das Unternehmen war bald bedeutendster Hersteller von Treibstoffen und Schmiermitteln unter Verwendung von Braunkohle in Deutschland. Neben Werken in Magdeburg (1935), Böhlen (1937) und Zeitz (1937) begann man 1935 mit der Errichtung eines Werkes in Schwarzheide. 1936 wurden das erste Dieselöl und Benzin gewonnen. In Schwarzheide wurde nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren (1926 von Franz Fischer und Dr. Hans Tropsch entdeckt) aus Braunkohle Wassergas (Kohlenmonoxyd und Wasserstoff) gewonnen und aus diesem Synthesegas unter Zusatz von Katalysatoren Treibgas, Dieselöl, Kogasin und Gatsch, Benzin und Paraffin hergestellt. Ca. 70 % der Produktionsanlagen fielen 1944/45 Bombenangriffen zum Opfer. Nach Kriegsende besetzte die Rote Armee das Werk. Im Frühjahr 1946 erfolgten Demontagearbeiten. Mit dem Befehl Nr. 167 der SMA Brandenburg vom 20. Juli 1946 ging das Werk als Reparationsleistung in das Eigentum der Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) für Brennstoffindustrie über. Zum 31. Dezember 1953 wurde es als einer der letzten SAG-Betriebe in das Eigentum des Volkes übergeben. Es entstand der VEB Synthesewerk Schwarzheide. Die Produktion blieb im Wesentlichen die gleiche wie vor 1945, nur dass das niederoktanige Benzin nicht mehr das Hauptprodukt bildete, sondern Kogasin, Gatsch und Paraffine, aus denen Weichmacher, Waschmittel, Schuhkrem und andere Dinge mit hohem Gebrauchswert hergestellt werden konnten. Ab 1956 wurde auch Erdöl verarbeitet. Doch die veralteten Anlagen der Fischer-Tropsch-Produktion und die relativ geringe Ausbeute waren der entstandenen petrolchemischen Industrie (u.a. nahm 1964 der VEB Erdölverarbeitungswerk Schwedt seine Produktion auf) nicht mehr gewachsen. Deshalb entschloss man sich in den 60er Jahren, die Produktion in Schwarzheide umzuprofilieren. 1965-1967 wurde eine Herbizidfabrik aufgebaut, die ab 1967 Pflanzenschutzmittel herstellte. 1968-1973 errichtete man einen Komplex zur Herstellung von Polyurethan. Als eine der ersten Anlagen begann die Polyesteralkoholproduktion. 1972 wurde die Fischer-Tropsch-Produktion stillgelegt. Die Herstellung ehemaliger Erzeugnisse wurde in andere Betriebe verlagert. Das Synthesewerk unterstand in den 50er Jahren direkt dem entsprechenden Ministerium bzw. Staatssekretariat (u.a. Ministerium für Schwerindustrie, Hauptverwaltung flüssige Brennstoffe, Ministerium für Kohle und Energie, Hauptverwaltung Kohlenwertstoffe) und ab 1958 der VVB Mineralöle und organische Grundstoffe Halle. Mit dem Umbau des Produktionsprofils wechselte auch die Unterstellung zur VVB Agrochemie und Zwischenprodukte Halle. Ab dem 1. Januar 1979 gehörte das Synthesewerk als Stammbetrieb zum neu gebildeten Kombinat Synthesewerk Schwarzheide. Zum Kombinat gehörten des Weiteren der VEB Sprengstoffwerk Schönebeck, der VEB Pyrotechnik Silberhütte, der VEB Chemiewerk Kapen, der VEB Sprengstoffwerk Gnaschwitz und der VEB Schaum-Chemie Burkhardtsdorf. Das Kombinat unterstand dem Ministerium für chemische Industrie. 1990 kam es im Zuge der Privatisierung zur Auflösung des Kombinates. Das Synthesewerk wurde Aktiengesellschaft. Im Oktober 1990 übernahm die BASF AG Ludwigshafen den Betrieb als Tochtergesellschaft, nun BASF Schwarzheide GmbH. (vgl. Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Teil III/2: Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990, Berlin 2005)
Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 1982 bis 1991 in mehreren Teilen mit Ablieferungsverzeichnissen übernommen. Akten des Werkes aus der Zeit vor 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 Braunkohle- Benzin AG (Brabag), Werk Schwarzheide. Weitere Unterlagen werden im Unternehmensarchiv aufbewahrt. Im Bestand befinden sich auch Unterlagen des VEB Mineralölwerk Herrenleite (bei Pirna). Dieser wurde am 30.06.1964 auf Entscheidung der VVB Mineralöle und organische Grundstoffe Halle als Produktionsbetrieb aufgelöst und für diese Auflösungsphase in Rechtsträgerschaft dem Synthesewerk unterstellt. Der Betrieb wurde liquidiert und das Betriebsgelände ging in Eigentum der NVA über. Der Bestand wurde 2009/2010 verzeichnet. 2020 wurden Aktenen aus der Rep. 75 Brabag Schwarzheide übernommen und in den Bestand eingearbeitet. Es handelt sich um 0,22 lfm Nr. 1512-1522. Abkürzungsverzeichnis
ABI Arbeiter-und-Bauern-Inspektion AG Aktiengesellschaft AG Arbeitsgemeinschaft APO Abteilungsparteiorganisation ARZ Automatisierungs- und Rechenzentrum ASAO Arbeitsschutzanordnung AWG Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft BBD Betriebsberufsschule BGL Betriebsgewerkschaftsleitung BKV Betriebskollektivvertrag BKW Braunkohlenwerk BPO Betriebsparteiorganisation BRABAG Braunkohle-Benzin-Aktiengesellschaft BRD Bundesrepublik Deutschland BSG Betriebssportgemeinschaft CDU Christlich-Demokratische Union Deutschlands Co. Compagnie DDR Deutsche Demokratische Republik DEWAG Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft DM Deutsche Mark DR Deutsche Reichsbahn DSF Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft EDV Elektronische Datenverarbeitung FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FDJ Freie Deutsche Jugend GAB Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz GST Gesellschaft für Sport und Technik HA Hauptabteilung HO Handelsorganisation IG Industriegewerkschaft Ing. Ingenieur KG Kommanditgesellschaft Kfz Kraftfahrzeug KZ Konzentrationslager KOM Kraftomnibus LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft MAK Material-, Ausrüstungs- und Konsumgüterbilanz MMM Messe der Meister von Morgen NAW Nationales Aufbauwerk NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSW Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet NVA Nationale Volksarmee PCK VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt Pkw Personenkraftwagen PSM Pflanzenschutzmittel PU Polytechnischer Unterricht PUR Polyurethan RGW Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe RKV Rahmenkollektivvertrag SAG Sowjetische Aktiengesellschaft SBZ Sowjetische Besatzungszone SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland SS Schutzstaffel StAL Staatliche Auflage SU Sowjetunion SW Sozialistisches Wirtschaftsgebiet SYS Synthesewerk Schwarzheide TAN Technisch begründete Arbeitsnorm TKO Technische Kontrollorganisation TU Technische Universität UdSSR Union der sozialistischen Sowjetrepubliken USA Union der vereinigten Staaten von Amerika VEB Volkseigener Betrieb VPKA Volkspolizeikreisamt VVB Vereinigung volkseigener Betriebe WAO Wissenschaftliche Arbeitsorganisation WTZ Wissenschaftlich-technisches Zentrum ZK Zentralkomitee ZV Zivilverteidigung |
Vorgänger: | Braunkohle-Benzin-AG (Brabag) |
Nachfolger: | BASF Schwarzheide GmbH |
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Angaben zum Umfang |
Umfang: | 56 lfm |
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Angaben zur Benutzung |
Zitierweise: | BLHA, Rep. 903 VEB Synthesewerk Schwarzheide Nr. |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Archivar |
Physische Benützbarkeit: | § 11 BbgArchivG |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=84413 |
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