270 BKV Welzow; Rep. 270 VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow; 1905-1956 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 270 VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow
Dat. - Findbuch:1905 - 1956
Vorwort:Betriebsgeschichte
Im Lausitzer Braunkohlenrevier waren Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Braunkohlengesellschaften entstanden, wie die Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW AG), die Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG (Eintracht AG) und die Ilse Bergbau AG. Sie besaßen v.a. Gruben, Brikettfabriken und Kraftwerke. Da Kohle die Voraussetzung für die Ingangsetzung beinahe sämtlicher Industrie bildete, entstanden Kohlengruben auch im Zusammenhang mit den in der Lausitz typischen Ziegeleien, Sägewerken, Glashütten oder Tuchfabriken.
Das Revier der künftigen VVB Braunkohlenverwaltung Welzow entstand im Wesentlichen aus der Eintracht AG Welzow. Die Eintracht AG wurde 1881/1887 ursprünglich als „Gewerkschaft Eintracht“ zum Betreiben der Grube und Brikettfabrik Louise in Domsdorf gegründet. Durch Erweiterungen gehörten ihr später auch die Gruben Clara in Welzow, Werminghoff, Clara III in Zeißholz und Henriette bei Sallgast-Poley (letztere 1932 stillgelegt) an. Der böhmische Industrieelle Ignaz Petschek erwarb Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre erhebliche Anteile an den Braunkohlenwerken in Mitteldeutschland und in der Niederlausitz, so auch an der Eintracht AG. 1939 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft enteignet, die Eintracht AG konfisziert, den Hermann-Göring-Werken zugeleitet und 1940 von der Anhaltischen Kohlenwerke AG, die 1944 der Flick-Gruppe zugeordnet wurde, übernommen.
In der Sowjetischen Besatzungszone erfolgte die Beschlagnahme der Braunkohlenwerke auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 124 vom 30. Oktober 1945. Doch die Anhaltische Kohlenwerke AG wurde (wie alle Unternehmen mit mehreren Standorten) nicht als Ganzes beschlagnahmt, sondern jede Grube einzeln durch das Land, in dem sie sich befand. Die Grube Clara lag in der Provinz Brandenburg, die Grube Louise in der Provinz Sachsen (später Sachsen-Anhalt) und die Gruben Clara III und Werminghoff im Land Sachsen (vorher Schlesien). Manchmal überschritten auch die Kohlenfelder einer Grube die Ländergrenzen oder die Betriebsleitung hatte ihren Sitz in dem einen Land und die Fabriken befanden sich in dem anderen Land. In der Praxis traten nun Probleme auf, da es sich um historisch gewachsene Reviere handelte, in denen zwischen den einzelnen Gruben arbeitsteilige Verbindungen bestanden. Es war zu klären, wie die Leitung aussehen sollte, ob sie auf der Basis der bisherigen länderübergreifenden Reviere weiter geführt oder generell durch das jeweilige Land erfolgen sollte. Ebenso gab es Vorschläge, die Ländergrenzen geringfügig zu ändern, um die Einheit der Kohlenreviere nicht zu gefährden.
Von Anbeginn war man in Brandenburg bemüht, die beschlagnahmten Kohlenwerke zentral zu verwalten. Zunächst wurde mit Wirkung vom 1. Mai 1946 für die beschlagnahmten großen Bergbaugesellschaften Herr Günther Berentz als Generaltreuhänder eingesetzt. Herr Opp wurde Treuhänder für die AKW AG, Gruppe Welzow. Mit diesem Datum hörte auch die Hauptverwaltung der AKW in Berlin auf zu bestehen. Am 2. Juni 1946 gründete sich die „Arbeitsgemeinschaft der Braunkohlenwerke der Provinz Brandenburg“ im Volkshaus Senftenberg. Mehrere Ausschüsse (für Verwaltung, Organisation, Finanzen und Produktion) bemühten sich um einheitliche Regelungen und Verfahren für die bisher von verschiedenen Eigentümern geleiteten Werke.
Auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 323 vom 20. November 1946, der u.a. die Schaffung von Selbstverwaltungsorganen der Kohlenindustrie forderte, wurde zum 1. Januar 1947 der „Brandenburgische Bergbau, Provinzeigene Betriebe“ mit Sitz in Senftenberg als Körperschaft des öffentlichen Rechts geschaffen. Damit wurden die Arbeitsgemeinschaft und die Ausschüsse aufgelöst. Die Funktionen der Treuhänder erloschen. Allerdings beschloss der Landtag der Mark Brandenburg erst am 28. Juni 1947 das „Gesetz zur Überführung der Bodenschätze und Kohlenbergbaubetriebe in die Hand des Volkes“. Und am 12. November 1947 erließ die Landesregierung Brandenburg die „Verordnung über die Errichtung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts unter dem Namen Brandenburgischer Bergbau“ . Dem „Brandenburgischen Bergbau“ wurde die gesamte Leitung der landeseigenen Betriebe der Kohlenindustrie übertragen. Die Dienstaufsicht übte das Ministerium für Wirtschaftsplanung aus. Zunächst übernahm Günther Berentz die Aufgabe des Generaldirektors. Zum 1. November 1947 wurde er von Kurt Rudolph abgelöst.
Der „Brandenburgische Bergbau“ war neben der Hauptverwaltung in Senftenberg im Wesentlichen in vier Bereiche geteilt: die Zentralgruppe West (v.a. Werke der AKW, Gruppe Klettwitz), die Zentralgruppe Ost (v.a. Werke der AKW, Gruppe Senftenberg, und der Ilse Bergbau AG), das Revier Finkenheerd (Märkische Elektrizitätswerke AG) und das Revier Welzow (v.a. Werke der AKW, Gruppe Welzow).
Das Revier Welzow war nun nicht mehr identisch mit den AKW, Gruppe Welzow. Die Gruben wurden trotz zahlreicher Bedenken den jeweiligen Ländern zugeordnet.
Die Grube Louise wurde am 3. Oktober 1945 auf Anordnung der Regierung der Provinz Sachsen beschlagnahmt und der Verfügungsgewalt der Provinz unterstellt. Die Verwaltung verblieb zunächst noch bei der Revierleitung Welzow, bis sie zum 1. Mai 1946 an die AKW Halle überging.
Über den Stichtag zur Übergabe der Gruben Clara III und Werminghoff an das Land Sachsen wurde längere Zeit verhandelt. Er wurde erst Ende 1947 auf den 31. Dezember 1945 gelegt. Die sächsischen Werke wurden auf Grund des „Gesetzes über die Überführung von Bergwerken und Kohlenschätzen in das Eigentum des Volkes“ vom 8. Mai 1947 in das Eigentum des Landes Sachsen überführt. Die Gruben Clara III und Werminghoff gingen faktisch zum 1. Januar 1947 endgültig an die sächsische Verwaltung der Kohlenindustrie in Borna über. Bis dahin liefen die Planungen überwiegend über das Revier Welzow.
Der Revierverwaltung Welzow wurden zum 1. Januar 1947 zwar neben der übrig gebliebenen Grube Clara und der Zentralwerkstatt in Welzow auch die Gruben Mariannensglück in Kausche (ehemals AKW, Gruppe Senftenberg) und die Gruben Julius in Wolfshain und Conrad in Groß Kölzig (ehemals von Poncet Glashüttenwerke AG Friedrichshain) zugeordnet. Dennoch wurde das Restrevier Welzow zum 1. Januar 1948 aufgelöst und der Zentralgruppe Ost angegliedert.
Angemerkt sei, dass zu den AKW, Gruppe Welzow, auch die Güter Altliebel, Kaschel (beide Kreis Rothenburg), Liebegast und Lohsa (beide Kreis Hoyerswerda) gehört hatten, die mit jeweils über 100 ha unter die Bodenreformverordnung fielen.
Mit den SMAD-Befehlen Nr. 64 vom 17. April 1948 und Nr. 76 vom 23. April 1948 fand der Prozess der Konstituierung des volkseigenen Sektors der Industrie vorerst seinen Abschluss. Zum 1. Juli 1948 wurden Betriebe von zentraler Bedeutung für die gesamte sowjetische Besatzungszone branchenweise in VVB (Z) zusammengefasst. Die VVB (Z) BKV Welzow wurde, wie weitere sieben VVB (Z) BKV, zum 1. Juli 1948 als Anstalt des öffentlichen Rechts gebildet. Sie war juristische Person, die zugehörigen Werke waren unselbständig. Die VVB übte die wirtschaftliche, finanzielle und verwaltungsmäßige Leitung der Betriebe aus. An der Spitze der VVB stand ein Direktor, der diese gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten hatte, die Betriebsleiter ernannte und abberief. Als Überwachungs- und Kontrollorgan wirkte der Verwaltungsrat. Die VVB umfasste 13 Braunkohlenbetriebe, eine Zentralwerkstatt in Welzow und den VEB Görlitzer Maschinenbau und Eisengießerei. Acht der BKW lagen in Sachsen (Berzdorf, Hermann/Frieden, Werminghoff/Glückauf, Heye III/Heide, Hirschfelde Erika/Jonny Scheer, Brigitta/Spreetal, Zeißholz) und fünf in Brandenburg (Clara/Alfred Scholz, Conrad, Finkenheerd, Mariannensglück/Kausche, Julius/Vorwärts) Die VVB umfasste alle BKW, die im Dreieck Welzow, Frankfurt (Oder) und von da südwärts bis Zittau und zurück nach Welzow lagen. Sie war die weiträumigste aller BKV. Im Wesentlichen wurde das alte Revier Welzow wieder geschaffen, ergänzt durch die Gruben Heide, Jonny Scheer und Spreetal in unmittelbarer Nähe und alle weiter östlich liegenden Gruben (Finkenheerd, Conrad, Vorwärts, Frieden, Berzdorf und Hirschfelde). Die Mehrzahl der Gruben wurde umbenannt, die meisten noch im Sommer 1948, als letzte Werminghoff Anfang 1949. (Im Schriftgut sind die alten Namen allerdings noch längere Zeit gebräuchlich.)
Einzelne Veränderungen in der Zuordnung der Betriebe traten noch 1948/49 ein: Das Werk Kausche wurde dem BKW A. Scholz zum 1. Januar 1949 angegliedert. Der VEB Görlitzer Maschinenbau und Eisengießerei (Reparaturen, Ersatzteile, Stahl- und Graugussteile, Bau von Brikettpressen und Pumpen) wurde zum 1. Juli 1949 der nach DWK-Beschluss S 137/49 vom 11. Mai 1949 neu gebildeten VVB Gesko Leipzig (Geräte- und Schachtbaubetriebe der Kohlenindustrie) zugeordnet . Die BKW Conrad und Vorwärts wurden zum 1. August 1949 unter dem Namen Conrad zusammengefasst. (Überlegungen, diesem Verbund das BKW Frieden ebenfalls anzuschließen, blieben unberücksichtigt.) Die dem BKW Zeißholz zugehörige Ziegelei Saalau wurde zum 1. Januar 1951 dem Kommunalwirtschaftsunternehmen Hoyerswerda übergeben .
Die VVB (Z) BKV Welzow bestand bis zum 9. April 1952. Mit der Anordnung des Staatssekretariats für Kohle und Energie über Maßnahmen zur Einführung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung vom 10. Mai 1952 wurde aus der Vereinigung mit Wirkung vom 10. April 1952 eine Verwaltung Volkseigener Betriebe der Kohlenindustrie Welzow, ebenfalls „VVB BKV Welzow“ abgekürzt. Die einzelnen Betriebe erhielten nun das Recht, im Rahmen des Betriebsplanes selbständig zu wirtschaften und in eigener Verantwortung abzurechnen. Sie wurden juristische Person und Rechtsträger von Volkseigentum. Dagegen hatten die Verwaltungen keine juristische Selbständigkeit mehr, sondern waren nachgeordnete Verwaltungen der Fachministerien.
Die VVB unterstand der Deutschen Wirtschaftskommission/Hauptverwaltung Industrie (bis Oktober 1949), dem Ministerium für Industrie/Hauptabteilung Kohle (Oktober 1949 - November 1950), dem Ministerium für Schwerindustrie/Hauptverwaltung Kohle (November 1950 - November 1951), bzw. dem Staatssekretariat für Kohle und Energie/Hauptverwaltung Kohle (November 1951 - April 1953).
Zum 1. Mai 1953 wurde die Verwaltung Volkseigener Betriebe der Kohlenindustrie Welzow aufgelöst und der Verwaltung Volkseigener Betriebe der Kohlenindustrie Senftenberg zugeordnet. Diese erhielt die Bezeichnung Revierleitung Senftenberg, Verwaltung Volkseigener Betriebe der Kohlenindustrie und unterstand dem Staatssekretariat für Kohle.
Durch die weite räumliche Entfernung zwischen den BKW teilte sich das Revier Welzow im Grunde in vier Teile, in denen regional sehr verschiedene Lagerungsverhältnisse der Kohle anzutreffen waren. Im Kernrevier um Welzow herum wurde die Kohle nach 1945 ausschließlich im Tagebau gewonnen. Die Welzower Grube war die letzte, in der Kohle bis 1950 im Oberflöz geborgen werden konnte. In allen anderen Gruben wurde bereits das 1. Unterflöz abgebaut. Das Verhältnis von Abraum zu Kohle betrug im Durchschnitt 4:1 im Vergleich zum Revier Bitterfeld mit 2:1 und Revier Merseburg mit 1:1.
Für den Muskauer Faltenbogen mit den Gruben Conrad, Vorwärts (der ältesten Grube im Muskauer Faltenbogen) und Frieden waren komplizierte, stark verworfene Lagerungsverhältnisse der Kohle charakteristisch. Dadurch arbeitete die überwiegende Mehrzahl der Gruben im Tiefbau (einzelne Schächte mit kürzerer Lebensdauer) und nur einige wenige im Tagebaubetrieb. Die Tiefbaubetriebe lieferten ca. 8 % der Kohle des Reviers. Der Tiefbau wurde im brandenburgischen Teil um 1960 und im sächsischen Teil um 1970 eingestellt.
Besonders ungünstig waren die Deckgebirgsverhältnisse im Raum Fürstenberg-Frankfurt. Im Tagebau Helene-Nord wurde bereits mit einem Deckgebirgsverhältnis von 6-7:1 gerechnet.
Im Görlitz-Zittauer Gebiet war zwar ein relativ günstiges Verhältnis von Abraum zu Kohle von 1:1 zu finden, doch infolge unregelmäßiger Ablagerungen und wechselnder Kohlenbeschaffenheit waren weitere große Tagebau unterblieben.
Grube, Brikettfabrik und Grubenkraftwerk bildeten in der Regel eine Einheit. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden die Brikettfabriken in unmittelbarer Nähe zu den Gruben errichtet. So konnte die Kohle fast vor Ort verarbeitet und lange Wege vermieden werden. Andererseits benötigten der Abraum- und Grubenbetrieb sowie die Brikettfabriken zum Antrieb aller Geräte und Maschinen viel Energie, die ebenfalls im Kraftwerk vor Ort (z.T. in Kopplung mit der Dampfwirtschaft) erzeugt werden konnte.
Diese Einheit bestand allerdings nicht bei allen Werken.
Bedingt durch die Grenzziehung zwischen der Sowjetischen Besatzungszone und Polen durch Oder und Neiße wurde das BKW Hirschfelde geteilt. Während die Fabriken auf deutscher Seite lagen, befand sich das Kohlenvorkommen nun auf polnischem Territorium. Zunächst erfolgte der Abbau noch durch die deutsche Seite. Doch am 16. August 1947 wurde der Tagebau an Polen abgegeben und die deutschen Arbeitskräfte durch polnische abgelöst. Außerdem wurde das Großkraftwerk Hirschfelde, da es mehr Energie erzeugte als nur für das eigene Werk, zum 1. Juli 1948 aus dem Verbund heraus gelöst und der VVB (Z) Energiebezirk Ost Dresden unterstellt.
Auch in den BKW Zeißholz und Kausche wurde keine Kohle abgebaut. Der Tagebau Zeißholz war bereits 1934 erschöpft. Die Kohle wurde aus der Grube Werminghoff bezogen. Das BKW Kausche wurde nur als Brikettfabrik der VVB zugeordnet. Aber auch im BKW A. Scholz lief die Kohlenförderung 1951 aus.
Gruben ohne Brikettfabrik gab es 1948 in den Werken Berzdorf, Frieden, Finkenheerd und Vorwärts. Die Grube Berzdorf beispielsweise wurde nach ihrer Stilllegung 1927 erst ab 1946 wieder neu aufgeschlossen. Die Grube Finkenheerd war in erster Linie Kohlelieferant für das (Groß)Kraftwerk der Märkischen Elektrizitätswerke AG in Finkenheerd. Die Grube Vorwärts förderte nur so viel Kohle wie von der Glashütte und vom angeschlossenen Kraftwerk benötigt wurde.
Einige Werke besaßen Nebenbetriebe: das Werk Hirschfelde chemische Betriebe (Schwelerei, Phenolgewinnung, Stadtgas), das Werk Zeißholz die Ziegelei Saalau, die Werke Berzdorf und Hirschfelde Nasspresssteinanlagen und die Werke A. Scholz, Finkenheerd und J. Scheer Sägewerke.
Im Vordergrund der Arbeiten standen 1945 und nach der Bildung der VVB die Wiederingangsetzung und der Ausbau der Kohlenförderung und Brikettherstellung. Dabei galt es, sowohl die Kriegsschäden zu beseitigen als auch die Folgen der Demontagen 1946 und 1947 im Rahmen von Reparationsleistungen (Abbau von kompletten Brikettfabriken, Kraftwerken, Fördereinrichtungen und Gleisen oder von Teilen) zu überwinden. Zum Wiederaufbau wurden Brikettfabriken und Fördergeräte umgesetzt und an Schwerpunkten konzentriert.
Schwerpunkte des Wiederaufbaus waren die BKW Glückauf und J. Scheer. Sie wurden u.a. durch Nutzung der Ausrüstungen von stillgelegten Brikettfabriken anderer VVB wieder errichtet. Das BKW Glückauf erhielt 1949 die Abraumförderbrücke aus dem BKW A. Scholz, in dessen Tagebau Clara der Kohlenabbau auslief. (Der Einsturz der Brücke im Zuge des Abbaus sorgte für viel Aufregung.) Im BKW J. Scheer wurde die vorhandene Abraumförderbrücke umgebaut. Dem Tagebau Glückauf kam schon immer eine besondere Bedeutung zu, da er Hauptlieferant an Kohle für die Eintracht AG war und nun auch weitere Brikettfabriken (v.a. in Welzow) versorgen sollte.
Weitere Arbeitsschwerpunkte waren u.a. der Aufschluss bzw. Ausbau der Tagebaue Berzdorf (Berzdorf sollte insbesondere die Brikettfabriken in Hirschfelde beliefern), Helene-Mitte (BKW Finkenheerd), Horlitza (BKW Vorwärts-Conrad), Skado und Bluno (BKW J. Scheer) und der Tagebau III des BKW Glückauf.
Bedingt durch die Abhängigkeit der Brikettfabriken von den Gruben kam den Verbindungsbahnen zum Transport der Kohle eine große Bedeutung zu. Deshalb wurden Verbindungsbahnen neu oder ausgebaut, u.a. von der Grube Erika zur Grube Clara.
Eine ständige Aufgabe bestand in der rechtzeitigen Bereitstellung von rollendem Material und der Beschaffung von Gleisen.
Der Vertrieb der Kohle erfolgte nicht über die VVB, sondern 1945 durch die Verrechnungsstelle für den Niederlausitzer Braunkohlenbergbau, später das mit SMAD-Befehl Nr. 154 vom 20. Mai 1946 geschaffene Ostelbische Verkaufskontor für feste Brennstoffe in Senftenberg als Organ der Deutschen Zentralverwaltung der Brennstoffindustrie und ab 1. Oktober 1951 durch die Deutsche Handelszentrale Kohle in Berlin .
Die VVB Zählte 1951 ca. 15.000 Beschäftigte, davon 13.500 Männer und 1.500 Frauen bzw. 13.300 Arbeiter und 1.500 Angestellte.
Hauptdirektoren waren Karl Plesse (1948 - August 1951), Max Figura (01.10.1951 – 11.08.1952) und Bruno Herrmann (ab 11.08.1952), Technische Direktoren Erich Burdach (01.07.1948 – 31.07.1949) und Dr. Wilfried Kopetschke (ab 01.08.1949) und Kaufmännischer Direktor Hans Hensel (1948-1953). Technischer und Kaufmännischer Direktor waren gleichzeitig Stellvertreter des Hauptdirektors.

Zur VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow gehörten folgende Betriebe:

VEB BKW Alfred Scholz Welzow
ehemals Eintracht AG/Anhaltische Kohlenwerke Welzow, Grube Clara
Tagebau, Brikettfabriken in Welzow und Haidemühl, Kraftwerke in Welzow und Haidemühl, Sägewerk

VEB BKW Kausche (ab 01.01.1949 dem BKW Alfred Scholz angeschlossen)
ehemals Anhaltische Kohlenwerke Senftenberg, Grube Mariannensglück
Brikettfabrik (ab 1933 stillgelegt), Kraftwerk

VEB BKW Berzdorf
ehemals Aktiengesellschaft Sächsische Werke, 1946 Zweckverband Görlitz-Löbau, 1947 landeseigener Betrieb
Tagebau (1927 stillgelegt, 1946 wieder aufgeschlossen), Nasspresssteinanlage

VEB BKW Conrad Groß Kölzig
ehemals von Poncet Glashüttenwerke AG Groß Kölzig, 1946 Kommunaler Kohlenversorgungsbetrieb, 1947 Brandenburgischer Bergbau
Tiefbau, Brikettfabrik und Kraftwerk

VEB BKW Vorwärts Wolfshain/Friedrichshain (ab 01.08.1949 dem BKW Conrad angeschlossen)
ehemals von Poncet Glashüttenwerke AG Friedrichshain, 1946 Kommunaler Kohlenversorgungsbetrieb, Grube Julius
Tiefbau, Tagebau, Kraftwerk

VEB BKW Finkenheerd
ehemals Märkische Elektrizitätswerke AG, (Tagebau, Tiefbau)
Tiefbau, Tagebau, Sägewerk

VEB BKW Frieden Weißwasser
ehemals Gräflich Arnimsche Kohlenwerke und Brikettfabriken Weißwasser, u.a. Grube Hermann,
Tiefbau, Tagebau

VEB BKW Glückauf Werminghoff, ab 1950 Knappenrode
ehemals Eintracht AG/Anhaltische Kohlenwerke AG, Grube Werminghoff
Tagebau, Brikettfabrik, Kraftwerk

VEB BKW Heide Wiednitz
ehemals F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH Annahütte und Wiednitz, Grube Heye III (1942 an AKW verkauft)
Tagebau, Brikettfabrik, Kraftwerk

VEB BKW Hirschfelde
ehemals Aktiengesellschaft Sächsische Werke, 1945-1947 Sowjetische Aktiengesellschaft
Brikettfabrik, chemische Betriebe (Schwelerei, Entphenolung, Gaswerk), Nasspresssteinanlage (1949 stillgelegt)

VEB BKW Jonny Scheer Laubusch (später John Schehr)
ehemals Ilse Bergbau AG, Grube Erika
Tagebau, Brikettfabrik, Sägewerk

VEB BKW Spreetal, Post Spremberg oder Burgneudorf
ehemals Elektrowerke AG, Grube Brigitta
Tagebau, Brikettfabrik, Kraftwerk

VEB BKW Zeißholz
ehemals Eintracht AG/Anhaltische Kohlenwerke AG, Grube Clara III
Brikettfabrik, Kraftwerk, Ziegelei Saalau (01.01.1949 an Kommunalwirtschaftsunternehmen Hoyerswerda), (Kohlenabbau 1934 eingestellt)

Zentralwerkstatt Welzow
ehemals Eintracht AG/Anhaltische Kohlenwerke AG
Werkstatt, Sauerstoffanlage, Lehrwerkstatt

VEB Görlitzer Maschinenbau und Eisengießerei (ab 01.07.1949 zur VVB (Z) Gesko Leipzig)
ehemals Teil der Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz (Wumag)
Maschinenfabrik, Gießerei


Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1963 und 1968 vom BKW Alfred Scholz Welzow (Betrieb der VVB Braunkohlenverwaltung Cottbus, Sitz Senftenberg) an das Zentrale Staatsarchiv der DDR, Außenstelle Coswig, mit Ablieferungslisten und Kartei abgegeben. Von dort gelangte er 1991 ins BLHA. Die Erschließung erfolgte 2004-2006.
2021 wurden aus dem Bestand Rep. 75 Eintracht Braunkohlenwerke AG 0,66 lfm Unterlagen in den Bestand aufgenommen.

Die Gliederung des Bestandes richtete sich nach der Struktur der Hauptverwaltung 1949, die sich – abgesehen von einzelnen Zuordnungen innerhalb der Abteilungen - im Laufe der Jahre nicht änderte.
Direktion A: Hauptdirektor
- Abteilung VII Arbeitskraft
- Abteilung IX Personalabteilung
Direktion B: Technischer Direktor
- Abteilung I Planung und Statistik
- Abteilung II Produktionstechnische Abteilung
- Abteilung III Energie – mechanische Abteilung
- Abteilung IV Bauabteilung
Direktion C Kaufmännischer Direktor
- Abteilung VI Materialtechnische Abteilung
- Abteilung X Finanzabteilung
- Abteilung XI Allgemeine Verwaltung
Die Einteilung in die einzelnen Abteilungen folgte der Gliederung des Ministeriums/Hauptabteilung Kohle. Die Abteilungen V Leitung der Maschinenfabriken und VIII Kohlenabsatz und Verkaufskontore waren in der VVB nicht belegt.
Der Produktionstechnische Abteilung oblag die operative Leitung der Werke. Sie war in ständiger Verbindung mit den Werken, um alle Bedingungen zur optimalen Produktionserfüllung zu schaffen. Deshalb entstanden in ihr Akten nicht nur zum Produktionsprozess im engeren Sinne, sondern zu allen Fragen die die Situation im jeweiligen Werk belegen.

Aktentitel, die zeitlich nacheinander auf die Zusammenarbeit mit der übergeordneten Deutschen Wirtschaftskommission, dem Ministerium für Industrie, dem Ministerium für Schwerindustrie und dem Staatssekretariat für Kohle und Energie hinweisen, werden oft nur als "Zusammenarbeit mit dem Ministerium" benannt, um lange Aufzählungen zu vermeiden.
Der Begriff "Grube" bezieht sich in der Regel im weiteren Sinne auf das gesamte Werk und nicht nur auf die Grube als Tagebau im engeren Sinne.
7 Plakate (Kundgebung in Finkenheerd, Arbeitsschutz und Volkshochschule Welzow) wurden aus dem Bestand herausgelöst und in der Plakatsammlung gesondert verzeichnet.
Einen schnellen Überblick über die Situation und Veränderungen in der VVB und den einzelnen Werken geben die unter dem Punkt 2.2.3.2. aufgeführten Jahres- und Monatsberichte. Aufbau und Arbeitsweise eines Tagebaus im Zug- und Brückenbetrieb und einer Brikettfabrik werden in der Akte Nr. 1 anschaulich dargestellt.


Abkürzungsverzeichnis
A. Scholz Alfred Scholz
BKW Braunkohlenwerk
DFD Demokratischer Frauenbund Deutschlands
DKK Deutsche Kühl- und Kraftanlagen
D-Lok Diesellok
EKM Energie- und Kraftmaschinenbau
E-Lok Elektrizitätslok
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ Freie Deutsche Jugend
HO Handelsorganisation
HV Hauptverwaltung
IFA Industrievereinigung Fahrzeugbau
J. Scheer Jonny Scheer
KG Kommanditgesellschaft
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMA Sowjetische Militäradministration
SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland
TAN Technische Arbeitsnormung
tato Tagestonnen
UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
VEB Volkseigener Betrieb
VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe
Nachfolger:Revierleitung Senftenberg, VVB der Kohlenindustrie

Angaben zum Umfang

Umfang:69 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 270 VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=65315
 
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