901 Kw Trattendf; Rep. 901 VEB Kraftwerke "Artur Becker" Trattendorf; 1931-1982 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 901 VEB Kraftwerke "Artur Becker" Trattendorf
Dat. - Findbuch:(1931 - 1951) 1952 - 1982
Vorwort:Betriebsgeschichte
1915 begann das Unternehmen Brown, Boveri & Cie Mannheim bzw. sein Tochterunternehmen Elektrische Kraftversorgung AG Mannheim unter dem Namen „Niederlausitzer Kraftwerke AG“ mit dem Bau eines Großkraftwerkes mit einer Gesamtleistung von 160,5 MW am westlichen Spreeufer Trattendorfs. Das Kraftwerk lieferte 1917 den ersten Strom aus der von der Grube Brigitta gelieferten Kohle. 1919 ging es an die reichseigene Elektrowerke AG Berlin über. Zusätzlich wurde 1943 begonnen, östlich der Spree ein standardisiertes „Einheitskraftwerk“ mit zwei Halbwerken zu errichten. Bis 1945 wurde das erste Halbwerk im Rohbau fertig und mit ersten Ausrüstungen bestückt.
Nach 1945 erfolgten Demontagearbeiten im Rahmen der Reparationsleistungen an die Sowjetunion und die Enteignung. Fast alle Anlagen wurden ausgebaut. Das „Kraftwerk“ konnte deshalb nur als regionales Umspannwerk genutzt werden.
Die Regierung der DDR beschloss, im Rahmen des 1. Fünfjahrplanes 1951-1955 das erste neue Kraftwerk der DDR in Spremberg-Trattendorf aufzubauen. Noch vorhandene Gebäude des ab 1915 gebauten Kraftwerkes konnten meist nicht mehr genutzt werden und wurden abgerissen. Am 1. März 1954 erfolgte die Grundsteinlegung auf dem alten Gelände, welches nun als Werk III bezeichnet wurde. Am 21. Dezember 1954 begann der Probelauf der ersten Turbine und am 7. April 1955 ging sie ans Netz. Bis 1957 wurden im Werk III sechs Maschinen mit je 25 MW in Betrieb genommen. Die Bauten des Einheitskraftwerkes konnten genutzt werden. Das erste Halbwerk wurde als Werk I bezeichnet. Ende 1955 wurde begonnen, Anlagen im vorhandenen Baukörper zu installieren. Ab 1957 entstand das zweite Halbwerk. Jedes Halbwerk wurde mit Maschinen für 2x25 MW und 2x50 MW bestückt. Am 9. März 1960 war das gesamte Kraftwerk mit insgesamt 450 MW am Netz. Ursprünglich sollte das zweite Halbwerk als Werk II fungieren, es setzte sich aber für beide Halbwerke der Begriff „Werk I“ durch. Die Baustelle des Kraftwerkes Trattendorf wurde von Anbeginn zum „Bau der Jugend“ erklärt. Am 29. April 1958 erfolgte die Namensverleihung „Jugendkraftwerke Trattendorf Artur Becker“.
Das „Kraftwerk“ wurde ab 1. Juli 1948 durch das Kraftwerk Lauta verwaltet, wurde 1952 VEB Kraftwerk Trattendorf und unterstand dem Ministerium für Schwerindustrie/HA Elektroenergie bzw. dem Ministerium für Kohle und Energie. Per 1. Juli 1957 wurde es als selbstständiger Betrieb aufgelöst und dem VEB Energieversorgung Cottbus als Betriebsteil angegliedert.

Der VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf wurde auf der Grundlage der Energiewirtschaftsverordnung vom 18. April 1963 zum 1. Juli 1963 gebildet. Ihm gehörten die Kraftwerke in Trattendorf, Plessa, Lauta und Finkenheerd sowie die Zentrale Reparaturabteilung Lauta (ZRA) an. Die Kraftwerke Trattendorf, Plessa und Lauta waren zuvor dem VEB Energieversorgung Cottbus zugeordnet, das Kraftwerk Finkenheerd dem VEB Energieversorgung Frankfurt (Oder). Wirtschaftsleitendes Organ des VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf war die zeitgleich am 1. Juli 1963 gebildete VVB Kraftwerke Cottbus.
Mit dem Entstehen weiterer und größerer Kraftwerke wie in Lübbenau und Vetschau wurde ab Ende der 1960er Jahre immer wieder über die Perspektive der vergleichsweise kleinen und unrentablen Kraftwerke in Finkenheerd, Lauta und Plessa beraten. Letztlich wurde nur das Kraftwerk Finkenheerd zum 1. Januar 1970 aus dem VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf herausgelöst, an den VEB Energiekombinat Mitte, Sitz Potsdam, angeschlossen und zum Heizkraftwerk für Frankfurt (Oder) umgebaut.
Mit der Auflösung der VVB Kraftwerke am 30. September 1980 erfolgte auch die Auflösung des VEB Kraftwerke „Artur Becker“ als selbstständiger Betrieb und die Eingliederung der Kraftwerke Trattendorf, Lauta und Plessa und des Bereiches Montage der ZRA als Produktionsbereiche in den VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe - Stammbetrieb. Der Bereich Fertigung der ZRA kam zum VEB Instandsetzung Kraftwerke Peitz. Das Gaskombinat wurde 1990 in die Energiewerke Schwarze Pumpe AG umgewandelt. Die Kraftwerke Plessa und Lauta wurden 1992 vom Netz genommen, das Kraftwerk Trattendorf 1996. Während die Kraftwerke in Trattendorf und Lauta (und auch das Heizkraftwerk in Finkenheerd) abgerissen wurden, wurde das Kraftwerk in Plessa als Technikmuseum und Veranstaltungsort weiter genutzt.

Neben der Stromerzeugung entstand auch Dampf, mit dem anliegende Betriebe (u.a. Aluminiumwerk Lauta, Ferrolegierungswerk und Sprela-Werke Spremberg) und Wohnungen beheizt wurden. Zum Produktionsbereich Trattendorf gehörte ab 1960 auch eine eigene Gewächshausanlage, die per 01.01.1975 an das VEG Roitz übergeben wurde. 1972/73 erfolgten im Werk I Umbauten zur Zweistofffeuerung, bei der neben Kohle auch Erdgas im Pufferbetrieb eingesetzt werden konnte.
1967 waren in allen Produktionsbereichen insgesamt 2926 Arbeitskräfte tätig, 1975 waren es 2419 Arbeitskräfte.
Werkdirektoren waren ab 1963: Dieter Albert (01.07.1963-09.03.1966), Herbert Krause (10.03.1966 – März 1969), Siegfried Bielig (Apr. 1969 – Okt. 1973), Martin Maul (Nov. 1973 – Febr. 1978), Heinz Grunow (März 1978 – 30.09.1980?).

Kraftwerk Plessa (Kreis Bad Liebenwerder)
1925 Beschluss des Elektrizitätsverbandes Gröba bei Riesa zum Bau des Kraftwerkes, 1926 Baubeginn, 1927 Lieferung des ersten Stroms, 1929 sind 34 MW Leistung installiert, 1942 können mit dem 4. Turbosatz weitere 24 MW Leistung erbracht werden, 1945 Demontage des 4. Turbosatzes als Reparationsleistung, 1948 Enteignung und Übergabe des Werkes an die VVB (Z) Energiebezirk Ost mit 34 MW Leistung, 1954 zur VEB Energieversorgung Cottbus, 1963 zum VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf, 1975 Überlegungen zum Aufbau eines Gasturbinenkraftwerkes, 1985 wird das Kraftwerk unter Denkmalschutz gestellt, 1992 vollständige Abschaltung der Anlagen, das Kraftwerk darf als Industriedenkmal nicht abgerissen werden.

Kraftwerk Lauta (Kreis Hoyerswerda)
1917 Baubeginn im Zusammenhang mit dem Bau des Aluminiumwerkes Lauta durch die Vereinigte Aluminiumwerke AG Berlin, 1918 Lieferung des ersten Stroms, 1921 erwirbt die reichseigene Elektrowerke AG das Werk, 1938 höchste Ausbauleistung mit 173 MW, 1944/45 Beschädigungen durch Luftangriffe, 1945 Teildemontagen als Reparationsleistung, Ende 1945 mit 24 MW Leistung, ab 1946 Reparaturen und Wiederaufbau, 1948 Enteignung und Übergabe an die VVB (Z) Energiebezirk Nord, 1954 zur VEB Energieversorgung Cottbus, 1963 zum VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf, 1955 Ausbauleistung von 125,6 MW, 1965 mit 116 MW installierter Leistung, die danach (u.a. nach einer Havarie 1975) auf 41 MW bis 1989 sinkt, 1992 Abschaltung und danach Abriss der Anlagen.

Zentrale Reparaturabteilung Lauta
1954/55 gegründet als zentrale Reparaturabteilung für die VEB Energieversorgung Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus, 1963/64 dem VEB Kraftwerke „Arthur Becker“ Trattendorf zugeordnet mit Werkstatt und Ersatzteilfertigung für die VVB Kraftwerke, 1973 Produktionsaufnahme einer Armaturenwerkstatt, 1978 Einrichtung einer Werkstatt zur Aufarbeitung von Gleitlagern, 1980 Bereich Fertigung geht zum VEB Instandhaltung Kraftwerke, 1990 Herauslösung und Privatisierung von Abteilungen.

Kraftwerk Finkenheerd (Kreis Eisenhüttenstadt)
1921 Beschluss der Märkischen Elektrizitätswerke AG zum Bau des Kraftwerkes, 1923 Lieferung des ersten Stroms, 1929 Endausbau mit 170 MW Leistung, 1943 Aufstockung auf 270 MW Leistung, 1945 Demontagen als Reparationsleistung, 1947 mit 75 MW Leistung, 1948 Enteignung und Übergabe des Werkes an die VVB (Z) Energiebezirk Nord, 1954 zur VEB Energieversorgung Frankfurt (Oder), 1963 zum VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf, 1961 werden 171 MW Leistung erreicht, 1970 zum VEB Energiekombinat Mitte und Umbau zum Heizkraftwerk für die Versorgung von Frankfurt (Oder) mit Heizwärme, 1973 erste Fernwärmelieferung, 1992 Produktionseinstellung, 1996 Abriss.

Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde 1988 vom VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe mit Findkartei übernommen und 2013/14 erschlossen. Weitere Unterlagen aus dem VEB Kraftwerke „Artur Becker“ Trattendorf befinden sich in dem zusammengefassten Bestand Rep. 901 Lausitzer Braunkohlenwerke.

Abkürzungen

AGL Abteilungsgewerkschaftsleitung
BGL Betriebsgewerkschaftsleitung
BKW Braunkohlenwerk
BPO Betriebsparteiorganisation
FDJ Freie Deutsche Jugend
KW Kraftwerk
LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MMM Messe der Meister von morgen
NVA Nationale Volksarmee
ORGREB Organisation für Abnahme, Betriebsführung und Rationalisierung von Energieanlagen
POS Polytechnische Oberschule
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe
ZK Zentralkomitee
ZRA Zentrale Reparaturabteilung
Vorgänger:Elektrowerke AG
VIAG
Nachfolger:VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe, Stammbetrieb

Angaben zum Umfang

Umfang:24 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 901 VEB Kraftwerke "Artur Becker" Trattendorf Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=83852
 
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