Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 902 VEB Aluminiumwerk "Albert Zimmermann" Lauta |
Dat. - Findbuch: | 1946 - 1991 |
Vorwort: | Betriebsgeschichte Während des ersten Weltkrieges machte sich ein Mangel an Buntmetallen bemerkbar. Buntmetalle konnte Deutschland weder vom Weltmarkt beziehen noch durch eigenes Aufkommen der Rüstungsindustrie in ausreichender Menge zur Verfügung stellen. An die Stelle des Buntmetalls, insbesondere Kupfers, trat vielfach Aluminium. Deshalb wurde 1917 der Bau eines Aluminiumwerkes in Lauta begonnen. Bereits am 17. Oktober 1918 konnte das erste Aluminium geschöpft werden. Das Lautawerk wurde von der Chemischen Fabrik Grießheim-Elektron AG, der Metallbank & Metallurgische Anlagen AG und dem Deutschen Reich gebaut, die bereits Aluminiumwerke in Rummelsburg bei Berlin, Horrem bei Köln und in Bitterfeld errichtet hatten. Zum Werk gehörten ein Tonerdewerk, ein Aluminiumwerk und ein Kraftwerk. Die Grube „Erika“ der Ilse-Bergbau AG lieferte die Kohle für das Kraftwerk. Die vier Aluminiumfabriken waren zur Vereinigten Aluminiumwerke AG (VAW) zusammengefasst. Ende 1919 wurden alle Aktien an das Deutsche Reich verkauft. Das Kraftwerk wurde ausgegliedert und der ebenfalls reichseigenen Elektrowerke AG Berlin zugeordnet. Der VAW-Konzern gehörte ab 1923 zur Vereinigten Industrieunternehmungen AG (VIAG). Das Lautawerk wurde in den 30er und 40er Jahren zum größten Aluminiumproduzenten Europas. Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg und Demontagen 1945/46 führten zum Erliegen der Produktion. Das Werk wurde enteignet. Im August 1946 wurde die „Gemeinnützige Bergungs- und Verwertungsgesellschaft mbH“ geschaffen, die Aufräumarbeiten durchführte und Dinge des täglichen Bedarfs herstellte. Sie ging Ende 1948 in Liquidation. Mit der Überführung des Werkes in Volkseigentum entstand der VEB Aluminiumhütte Lautawerk, der ab 1. Januar 1949 zur VVB (Z) Alu Potsdam-Babelsberg gehörte. In der Alugießerei und der Eisengießerei stellte man Formguss aus Aluminium und Legierungen, Baubeschläge (Türdrücker, Fensteroliven, Fensterruderknöpfe, Herdgriffe) und Ofenguss her. Außerdem wurde Flugzeugschrott zerlegt. Von Beginn an gab es Überlegungen zum Wiederaufbau der Tonerde- und der Aluminiumfabrik. Am 13. Dezember 1950 wurde vom Minister für Schwerindustrie der DDR die Auflage zum Bau der Tonerdefabrik erteilt. Es gab zu dieser Zeit keine weitere Tonerdefabrik in der DDR. Am 26. Dezember 1951 konnte das erste Aluminiumoxid (Tonerde) auf den Trommelfiltern der Bayer-Anlage abgeschieden werden. Da die Aluminiumfabrik zur Herstellung von Hüttenaluminium noch fehlte, wurde das Aluminiumoxid zum einzigen Hersteller von primärem Aluminium (kein Umschmelz-Aluminium) nach Bitterfeld (erst Sowjetische Aktiengesellschaft, dann VEB Elektrochemisches Kombinat) gebracht, wo die Aluminium-Elektrolyse erfolgte. 1958/59 war Baubeginn für die neue Aluminiumhütte in Lauta. Im Januar 1964 konnten die ersten Elektrolyseöfen in Betrieb genommen werden. Die Tonerdefabrik entsprach bereits nach ihrem Aufbau 1950 nicht dem technischen Stand. Nach dem vollständigen Aufbau der Aluminiumhütte wurde über die Rekonstruktion der Tonerdefabrik beraten, 1976 wurde sie in Angriff genommen und 1987 beendet. Das Bauxit als Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Aluminiumoxid kam vorwiegend aus Ungarn und Jugoslawien und in den 80er Jahren zu etwa 40 % aus Guyana, Guinea und der BRD. Außerdem suchte man nach Möglichkeiten, Aluminiumoxid aus einheimischen Rohstoffen zu gewinnen, wozu in den 80er Jahren eine Versuchsanlage errichtet wurde. Nur etwa die Hälfte des Aluminiumoxids wurde im Werk für die Herstellung von Aluminium verwendet, die andere Hälfte wurde außerhalb des Werkes verarbeitet und fand beispielsweise auch Verwendung bei der Produktion von Badewannen, Haushaltsporzellan, Glas, Feuerfestmaterial, Papier und in der Halbleiterindustrie. Weitere Produkte des Werkes waren Trocken- und Feuchthydrat, Gallium, Natriumaluminatlauge und Aluminiumgeschirr. 1989 wurden 81.019 t Aluminiumoxid und 16.214 t Hüttenaluminium (davon 480 t im Umschmelzverfahren) hergestellt. Ab dem 1. Januar 1951 nannte sich das Werk VEB Chemiewerk Lauta und gehörte zur VVB Alcid Radebeul. 1958 bis 1970 unterstand es der VVB Elektrochemie und Plaste Halle. Am 8. November 1964 erhielt es den Namen „Albert Zimmermann“ verliehen. 1971 erfolgten die Umbenennung in VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta und die Zuordnung zum VEB Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ Lutherstadt Eisleben. Mit der Privatisierung entstand 1990 die Lautawerk GmbH, die zum 31. Dezember 1992 ihre Geschäfte beendete.
Bestandsgeschichte Der Bestand wurde 1991 mit Ablieferungsverzeichnissen von der Lautawerk GmbH übernommen. Akten des Werkes aus der Zeit bis 1945 befinden sich im Bestand Rep. 75 Vereinigte Aluminiumwerke AG, Lautawerk.
Erschließungszustand Der Bestand wurde von Febr. - Okt. 2020 erschlossen.
In den Verzeichnungsdaten verwendete Abkürzungen wurden soweit möglich mit ihrer Auflösung im folgenden Abkürzungsverzeichnis erfasst. Betriebsinterne Abkürzungen waren teilweise nicht auflösbar, dies betrifft insbesondere Bezeichnungen für technische Betriebsbereiche. In den Akten finden sich häufig betriebsspezifische Kurzzeichen zur Angabe der Struktureinheiten. Eine in den Akten gefundene Liste dieser Kurzzeichen des Betriebes befindet sich im Bestandsordner.
Abkürzungen
ABI Arbeiter- und Bauerninspektion AEG Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AG Aktiengesellschaft AGL Abteilungsgewerkschaftsleitung AHB Außenhandelsbetrieb ANG-Kosten betrieblich anfallende Kosten für technologisch bedingten Ausschuss, Nacharbeit und Garantieverpflichtungen bei Erzeugnissen und Leistungen APO Abteilungsparteiorganisation ASAO Arbeitsschutzanordnung ASI Arbeitsschutzinspektion, Arbeitsschutzinspektor atü Atmosphären-Überdruck AWG Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft AWH Arbeiterwohnheime AWU Arbeiterunterkünfte BBC Brown, Bovery & Cie. BD-Beratungen Betriebsdirektionsberatungen BGL Betriebsgewerkschaftsleitung BKV Betriebskollektivvertrag BKW Braunkohlekraftwerk BMK Bau- und Montagekombinat BMSR Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik BRD Bundesrepublik Deutschland BSG Betriebssportgemeinschaft CAD/CAM computer-aided design, computer-aided manufacturing CSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik DAMW Deutsches Amt für Messwesen und Warenprüfung in der DDR DDR Deutsche Demokratische Republik DRK Deutsches Rotes Kreuz DSF Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft EKB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld EDV Elektronische Datenverarbeitung EGS Einheitliches Gefäßsystem EKG Eigenkontrollgruppen ELN Erzeugnis- und Leistungsnomenklatur EOS Erweiterte Oberschule FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FDJ Freie Deutsche Jugend FKI Femipari Kutato Intezet GAB Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH i. G. GmbH in Gründung GST Gesellschaft für Sport und Technik HO Handelsorganisation ICSOBA International Committee for Study of Bauxite, Alumina & Aluminium IG Industriegewerkschaft kA Kiloampere kg Kilogramm km Kilometer kt Kilotonne kV Kilovolt LFM Leipziger Frühjahrsmesse LHM Leipziger Herbstmesse Lkw Lastkraftwagen MMM Messe der Meister von Morgen MKWP Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“ MVN Materialverbrauchsnorm NE-Metalle Nichteisenmetalle NL Niederlausitz NSW Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet NVA Nationale Volksarmee NVe Neuerervereinbarung ODS Ordnung, Disziplin, Sauberkeit OSD Ordnung, Sicherheit und Disziplin OSSD Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit und Disziplin ÖL Ökonomischer Leiter PCB Polychlorierte Biphenyle PGH Produktionsgenossenschaft des Handwerks Pkw Personenkraftwagen PNT Plan Neue Technik PWT Plan Wissenschaft und Technik (ab 1977) qm Quadratmeter RGW Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe RS Rotschlamm RuSt Rechnungsführung und Statistik SAG Sozialistische Arbeitsgruppe SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SKET Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ SR Sozialistische Republik SU Sowjetunion SV Sozialversicherung SW Sozialistisches Wirtschaftsgebiet T Tonne Tca Tonerdekalzinat TGL Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen TKO Technische Kontrollorganisation TOM Technisch-organisatorische Maßnahmen innerhalb eines Betriebes TÖK Technisch-Ökonomische Kennziffer(n) TÖZ Technisch-Ökonomische Zielsetzung UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UTP Unterricht in der technischen Produktion UVR Ungarische Volksrepublik V2O5 Vanadiumpentoxid/Vanadium(V)-oxid VAW Vereinigte Aluminiumwerke VEB Volkseigener Betrieb VEB WAB VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung VR Volksrepublik VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe WAO Wissenschaftliche Arbeitsorganisation WBA Wohnbezirksausschuss WTZ Wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit ZK der SED Zentralkomitee der SED ZNSP Závody Slovenského národního povstání |
Vorgänger: | Vereinigte Aluminiumwerke AG |
Nachfolger: | Lautawerk GmbH |
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Angaben zum Umfang |
Umfang: | 27 lfm |
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Angaben zur Benutzung |
Zitierweise: | BLHA, Rep. 902 VEB Aluminiumwerk "Albert Zimmermann" Lauta Nr. |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Archivar |
Physische Benützbarkeit: | § 11 BbgArchivG |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=84313 |
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