Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 37 Gut Alt Madlitz, Kr. Lebus |
Dat. - Findbuch: | 1561 - 1988 |
Vorwort: | Besitzgeschichte
Das nordöstlich von Fürstenwalde gelegene Rittergut Madlitz wurde 1751 vom preußischen Kabinettsminister Carl Wilhelm Reichsgraf Finck von Finckenstein und seiner Schwiegermutter von der Familie von Wulffen erworben, die es seit 1551 besessen hatte. Mit dem seit 1721 zu Madlitz gehörenden Besitzanteil des Gutes Kersdorf (II. Anteil) und dem von seinem Sohn, dem Regierungspräsidenten Friedrich Ludwig Carl, im Jahre 1792 hinzugekauften Nachbargut Wilmersdorf bildete es das 1866 gestiftete Familien-Fideikommiss Madlitz. Es blieb bis zur Enteignung im Jahre 1945 im Besitz des brandenburgischen Zweiges der Familie v. Finckenstein. Nicht zum Fideikommiss gehörten das 1784 ebenfalls vom Regierungspräsidenten erworbene Gut Petersdorf bei Briesen, Kreis Lebus, das 1813 auf seinen Schwiegersohn, Ritterschaftsdirektor von Schütz, überging, sowie die nicht weit von Madlitz entfernten, in der Neumark belegenen Rittergüter Drehnow, Kr. Crossen und Ziebingen, Kr. Weststernberg. Während Drehnow nur kurze Zeit (1818-1821) in den Besitz dieses Zweigs der Finckensteins überwechselte, blieb das jenseits der Oder gelegene Ziebingen mit kurzem Interim von 1807-1945 Eigentum der Madlitzer Linie. Im Jahre 1929 umfassten die Rittergüter Alt Madlitz und Wilmersdorf 2.759 ha. Gesamtfläche und erzielten einen Grundsteuerreinertrag von 21.753 RM, während Ziebingen 1.714 ha. ausmachte und einen Grundsteuerreinertrag von 23.642 RM aufwies. Das 1354 erstmals urkundlich erwähnte Wilmersdorf war von 1368-1561 im Besitz des Domkapitels von Lebus zu Fürstenwalde. Danach gelangte es an die Familie Thumb und wurde 1630 in zwei Anteile aufgesplittert. Den einen Rittersitz kauften die von Ilow, verpfändeten ihn 1672 zunächst an die von Rohr bis er 1694 endgültig in deren Besitz überging. Der andere Rittersitz kam von 1630-1654 an die von Schack, danach an die von Wulffen und schließlich im Jahre 1676 an die Familie von Rohr, die beide Anteile wieder in einer Hand vereinigte und bis 1742 innehatte. Die Familie von der Marwitz folgte als Besitzer von 1742-1784 und die Freiherren von der Goltz von 1784-1792. Am 21. Mai 1792 erwarb der Regierungspräsident v. Finckenstein das Rittergut. Dorf und Rittergut Ziebingen gehörten von 1582-1804 zum Herrschaftsbereich des Johanniterordens, der sie von Kurfürst Johann Georg von Brandenburg tauschweise gegen die Stadt Sandow und das Dorf Bergen erhalten hatte. Seit Ende des 15. Jh. erscheinen die von Loeben als Vasallen auf Ziebingen und sind noch Ende des 17. Jh. mit dem mehrmals in Besitzanteile zersplitterten Gut belehnt. Neben ihnen ist in der zweiten Hälfte des 17. Jh. die Familie Magirus von Logau als Besitzer nachweisbar. Von 1686 an erscheint Hans Heinrich von Maltzahn, Freiherr von Wartenberg zunächst als Besitzer des vierten Anteiles, später des gesamten Gutes Ziebingen. Im Jahre 1703 überlässt er es wiederkäuflich auf 40 Jahre der Familie von Burgsdorff, die es über die Einlösungsfrist hinaus bis ins Jahr 1807 behält. Am 30. November 1807 erwarb der Regierungspräsident von Finckenstein das Gut von seinem Vetter Joachim Friedrich Ehrentreich von Burgsdorff, nachdem er bereits fünf Jahre zuvor die Bewirtschaftung übernommen hatte. Das Gut musste zwar aus finanziellen Gründen 1845 an den königlichen Familien-Fideikommiss veräußert werden, konnte aber 12 Jahre später durch den Major Wilhelm von Finckenstein (1777-1843) wieder zurückerworben werden.
Bestandsgeschichte
Teilbestand des Gutsarchives Alt Madlitz, der im Frühjahr 1945 auf der Flucht vor der Roten Armee in den Westteil Deutschlands gebracht und zuletzt in Aschau (Bayern) aufbewahrt wurde. Im November 1997 erfolgte die Übernahme in das BLHA, 1998 die Neuordnung und -verzeichnung. Das Gutsarchiv ist bis auf Einzelstücke ein Depositum der Grafen v. Finckenstein. - Zu den Verlusten müssen u.a. die Korrespondenzen zwischen dem Regierungspräsidenten Friedrich Ludwig Carl v. Finckenstein und seinem Sohn, dem preußischen Gesandten in Wien Carl v. Finckenstein (1772-1811), sowie dem Oberprediger D. Friedrich Sack, die Briefe von Wilhelm v. Finckenstein (1777-1843) aus den Befreiungskriegen von 1813-1815 sowie Karten und Pläne des Gutes Ziebingen sowie der Etablissements Sieversdorf und Dreetz, Kr. Ruppin aus dem Ende des 18. Jh. gerechnet werden. Das Archiv beinhaltet neben Archivalien der zum Fideikommiss Madlitz gehörigen Güter in geringerem Umfang auch Unterlagen über die Güter Drehnow, Kr. Crossen und Ziebingen, Kr. Weststernberg. Der Verbleib des Gutsarchives von Ziebingen ist unbekannt. - Im Juli 1999 wurde ein Aktenstück aus Privatbesitz hinzugekauft.
Literatur
Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 99-113. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/16-19. - Karl Wilhelm Graf Finck von Finckensteins Rückkehr nach Alt Madlitz, in: Karl Feldmeyer, Schwierige Heimkehr. Neusiedler auf altem Boden, Berlin 1997, S. 212-234. - So ist die Anmuth gestaltet, Graf Friedrich Ludwig Carl Finck von Finckenstein und sein Madlitz, bearbeitet von Melanie Gräfin Finckenstein, Clemens Alexander Wimmer und Georg Graf Wallwitz (= Mitteilungen der Pückler Gesellschaft, Heft 13, Neue Folge 1998). - Werner Heegewaldt, Das Gutsarchiv der Grafen Finck von Finckenstein auf Alt Madlitz - ein neues Depositum im Brandenburgischen Landeshauptarchiv. In: Klaus Neitmann (Hrsg.), Aus der brandenburgischen Archivalienkunde. Berlin 2003, S. 133-155. - Erich Joachim und Melle Klinkenborg, Familien-Geschichte des Gräflich Finck von Finckensteinschen Geschlechts, 2 Bde (1.1 Die Finck von Finckenstein in Altpreußen, 1.2 Die Grafen Finck von Finckenstein in der Mark Brandenburg und Bd. 2 Urkunden), Berlin 1920-1921. - Manfred Schieche und Gerhard Jaeschke, Ziebingen, ein Marktflecken im Sternberger Land, Eisenhüttenstadt und Berlin 2001. |
Verweis: | GStA PK I. HA, Rep. 178 B, Nr. 937: Waldgut Alt Madlitz. |
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