Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 37 Gut Jahnsfelde, Kr. Lebus |
Dat. - Findbuch: | 1201 - 1943 |
Vorwort: | Besitzgeschichte
Das bei Müncheberg, östlich von Berlin, gelegene Dorf Jahnsfelde wurde im Jahr 1244 vom Kloster Trebnitz/Schlesien gegründet und mit 50 Hufen ausgestattet. Die Besitzbestätigung durch den Erzbischof von Magdeburg erfolgte im gleichen Jahr. Klosterbesitz war das Dorf noch nach dem Jahr 1405. Vor 1444 ging es in die Lehnsherrschaft der brandenburgischen Kurfürsten über, die 1444 die Brackow aus Berlin und ab 1473 die v. Pfuel (Pfuhl, Phull) mit dem Gut belehnten, das die Familie seit 1449 als Pfandbesitz innehatte. Bis zum Jahr 1946 blieb Jahnsfelde im Besitz der Pfuels. Als eine der ältesten Familien der Mark Brandenburg verfügten sie über ausgedehnte Besitzungen vorwiegend im Land Lebus, auf dem Barnim, im Ruppinschen und in der Uckermark. Das Gebiet vom Barnim bis Lebus, zwischen Eberswalde und Frankfurt/Oder wurde das Pfuelenland genannt. Der überlieferte Urkundenbestand betrifft die Güter Eggersdorf, Friedersdorf, Gielsdorf, Hirschfelde bei Strausberg, Jahnsfelde, Kienitz, Quilitz, Schulzendorf und Wesendahl. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren in diesem Gebiet nur noch Jahnsfelde, Gielsdorf und Wilkendorf bei Strausberg im Besitz der Familie. Die Güter Gielsdorf und Wilkendorf wurden 1924 an die Familie von Caro verkauft, so dass von dem einstigen Pfuelenlande nur noch Jahnsfelde verblieb. Im Jahr 1946 wurde die Familie durch die Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet. 1929 umfasste das Gut 1.061 ha. und hatte einen Grundsteuerreinertrag von ca. 13.300 RM. - Andere Zweige der Familie waren in den Gebieten um Bitterfeld und Mansfeld in der Provinz Sachsen, sowie in Sachsen und Schlesien ansässig. Die vorhandene urkundliche Überlieferung betrifft die Güter Mildenstein, Golpa, Esperstedt und Seeben. - Aus der verzweigten Familie von Pfuel (Pfuhl) gingen eine Reihe von Offizieren hervor. Die Familie war mit vielen brandenburgischen und sächsischen Adelsgeschlechtern verwandt und pflegte enge Beziehungen zu den Landesherren, zu Politikern und Künstlern. Der politisch bedeutendste Vertreter der Familie war Ernst Heinrich Adolf v. Pfuel (1779-1866), in jungen Jahren mit Heinrich v. Kleist befreundet und später Offizier unter den Königen Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. Im Jahr 1848 amtierte er einige Monate als preußischer Ministerpräsident. Bedeutend für die Familienüberlieferung war Alexander von Pfuel, der in der 2. Hälfte des 19. Jh. im Schloss Jahnsfelde eine Gemäldesammlung schuf. Außerdem fasste er die in mehreren Familienzweigen vorhandenen Briefe und Handschriften von Persönlichkeiten aus Politik und Kunst zusammen und legte damit den Grundstock für die Handschriftensammlung, von der heute nur Reste erhalten sind. Neben einem Nachlassteil des Generalintendanten der Preußischen Schauspiele Graf Brühl (1772-1837) enthält die Sammlung u.a. Autographen von Ernst Moritz Arndt, Gebhard Leberecht v. Blücher, Johann Gottlieb Fichte, Theodor Fontane, Johann Wolfgang v. Goethe, Karl August v. Hardenberg, Alexander u. Wilhelm v. Humboldt, August Wilhelm Iffland, Heinrich v. Kleist, Friedrich de la Motte-Fouqué, Johann Gottfried Schadow, Gerhard v. Scharnhorst, Karl Friedrich Schinkel und Carl Friedrich Zelter.
Bestandsgeschichte
Nach den Ermittlungen der Archivberatungsstelle der Provinz Brandenburg umfasste das Gutsarchiv Jahnsfelde im Jahr 1941 "Gutsakten und familiengeschichtliche Dokumente sowie eine Handschriftensammlung mit zahlreichen Briefen bekannter Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts". Bestandsverzeichnisse sind nicht mehr überliefert. Ende des Zweiten Weltkrieges verlagerte der Eigentümer Curt Christoph von Pfuel Teile in den Safe einer Berliner Großbank, andere Teile ließ er im Schlosspark vergraben. Im Jahr 1950 stellte der Archivar des Deutschen Zentralarchivs Dr. Riese anlässlich einer Bereisung ehemaliger Güter fest, dass Schloss Jahnsfelde von Flüchtlingen aus den früheren deutschen Ostgebieten bewohnt wurde und nach deren Aussage keine Archivalien und Bücher mehr vorhanden waren. Erhalten sind heute nur noch eine Akte aus dem Bereich der Gutswirtschaft, die vom Kreisarchiv Seelow an das BLHA gelangte, sowie die Urkunden und Reste der Handschriftensammlung, die 1978 bei Grabungen im Schlosspark wiederentdeckt werden konnten. Durch die jahrzehntelange Lagerung im Erdreich entstanden schwere, z.T. irreparable Schäden an den Archivalien. Die Handschriftensammlung und die Urkunden wurden in den Zentralen Werkstätten der DDR-Staatsarchive restauriert und 1985 bzw. 2000 in das BLHA übernommen. Aus Privathand konnten 1956 zwei Bände mit Regesten zur Geschichte der Familie von Pfuel erworben werden.
Literatur
Karl Heine und Hermann Größler, Die Familie v. Pful in Helfta, Polleben und Wimmelburg, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld, 6.1892. - Adolf Matthias Hildebrandt, Stammbaum des märkischen uradeligen Geschlechts v. Pfuel, Görlitz 1907. - Rudolf Schmidt, Aus der Pfuelen Land (= Oberbarnimer Heimatbücher 9), Bad Freienwalde 1929. |
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