37 Plattenburg-Wilsnack; Rep. 37 Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Kr. Westprignitz; 1138-1945 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Kr. Westprignitz
Dat. - Findbuch:0718 - 1945
Vorwort:Besitzgeschichte

Die urkundlich erstmals 1161 erwähnte Familie von Saldern stammt aus dem heutigen Niedersachsen und ist erst ab dem 16. Jh. in Brandenburg ansässig. Seit dem 13. Jh. gehörte die Familie als eine der mächtigsten Ritterfamilien zur herzoglich-braunschweigischen Ministerialität, war Inhaberin des Marschallamtes und stellte die Burgvögte auf der Landesburg Lichtenberg (seit 1942 zu Salzgitter). Diese Burg war Mittelpunkt eines Gerichtsbezirkes über 23 Dörfer und wurde Mitte des 14. Jh. zeitweise von der Familie von Saldern als Pfandinhaber übernommen. Die namengebende Stammburg Salder an der Fuse (seit 1942 zu Salzgitter) blieb bis 1696 im Besitz der Familie, nachdem sie von dem hochverschuldeten Braunschweiger Familienzweig in den Jahren 1620-1624 an die Brandenburgische Linie in Plattenburg verkauft worden war. 1696 wurden die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg Eigentümer der Burg. Die nördlich von Havelberg gelegene Plattenburg, seit 1560 im Besitz des brandenburgischen Familienzweiges der von Saldern, gehörte bis 1319 zum Landesbesitz der Markgrafen von Brandenburg und wurde in diesem Jahr durch den Askanier Woldemar an den Bischof von Havelberg verkauft. 1552 ging die Plattenburg aufgrund hoher Verschuldung des Bischofs nach einem Kriegszug wieder in markgräflichen Besitz über, wurde an den kurfürstlichen Kämmerer und Rat Mathias von Saldern verpfändet und ihm im Jahr 1560 erblich verkauft. Damit verlagerte die Familie ihren Besitzschwerpunkt aus Niedersachsen nach Brandenburg. Plattenburg und Städtchen Wilsnack wurden Stammsitz der Saldern und blieben von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts in einer Hand. Die Herrschaft bildete zu dieser Zeit einen eigener Unterkreis innerhalb der Prignitz und umfasste als relativ geschlossener Besitzkomplex ca. 125 km². Durch Erbstreitigkeiten spaltete sich der Besitz 1645 in die beiden Linien Plattenburg und Wilsnack, die abgesehen von einer kurzen "Wiedervereinigung" durch Johann Friedrich v. Saldern 1742-1753 als getrennte Besitztümer bestehen blieben und bis zur Enteignung durch die Bodenreform im Jahr 1945 der Familie von Saldern gehörten. Durch Erbteilungen innerhalb der Familie (Damerow, Garz, Klein Leppin) und durch Verpfändungen und Verkäufe wurde der Besitz jedoch seit Mitte des 17. Jh. weiter zersplittert.
Die Herrschaft Plattenburg-Wilsnack umfasste: Stadt und Gut Wilsnack, Dorf und Gut Abbendorf (bis 1803), 8 Hufen auf der wüsten Feldmark Bekenthin (1754 an Gut Kletzke abgetreten), das halbe Dorf Bendelin, 1/2 Feldmark Dahlen (1754 an das Domkapitel Havelberg abgetreten), die wüste Feldmark, seit dem 18. Jh. Meierei Damerow, 1645-1770 Anteile an der Burg Garz mit Pertinentien in Garz, Reckentin, Lindenberg, Tüchen und Viesecke, Dorf und seit 1730 Gut Haverland (bis 1803), Forst und Jägerhaus Jackel, die halbe wüste Feldmark Karthan, Dorf Legde, Dorf Groß Leppin, die Feldmark, Wassermühle und Gut Klein Leppin, Dörfer Groß und Klein Lüben, Vorwerk, 1742 Rittergut Övelgünde, Berggemeinde Saldernberg (vormals Bischofsberg) bei Havelberg, Dorf Söllenthin (1698-1726 wiederkaufsweise an v. Ingersleben), Dorf Vehlgast, 3 Bauern in Vehlin (bis nach 1800), das halbe Dorf Groß Welle, 8 Untertanen in Werder/Altmark, Schäferei, später Vorwerk und Gut Zernikow und die wüste Feldmark, seit dem 18. Jh. Gut Zichtow (bis 1832). Im 18. Jh. wurden die Siedlungen Saldernhorst, Scharleuk, Todtenkopf und Uhlenberg angelegt. Das Gut Abbendorf-Haverland wurde 1803 an die gleichnamigen Gemeinden verkauft. Im Jahre 1929 gehörten zum Plattenburger Besitz 1.627 ha., die einen Grundsteuerreinertrag von 23.367 RM auswiesen, der Wilsnacker Besitz umfasste 1.381 ha., bei einem Reinertrag von 10.986 RM.
Die niedersächsischen Besitzungen der Familie von Saldern waren Lehen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, des Bistums Hildesheim, des Klosters/Stifts St. Michael zu Hildesheim, des Stifts Gandersheim, der Landgrafen von Hessen, der Grafen von Regenstein (Reinstein) und der Familie von Plesse. Die Saldern hatten Besitzrechte in über 500 Dörfern in den Kreisen (Kreisangaben vor 1935) Alfeld, Blankenburg, Bleckede, Braunschweig, Burgdorf, Celle, Dannenberg, Duderstadt, Einbeck, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Göttingen, Gronau, Halberstadt, Hameln, Hannover, Heiligenstadt, Helmstedt, Hildesheim, Holzminden, Isernhagen, Linden, Lüchow, Marienburg, Neuhaldensleben, Neustadt am Rübenberg, Oschersleben, Osterode, Peine, Springe, Stade, Wernigerode und Wolfenbüttel. Der Lehnsbesitz wurde teilweise an Afterlehnsleute weiterverlehnt. Gleichzeitig wurden die einzelnen Besitzungen innerhalb der sich verzweigenden Familie aufgeteilt. Dabei entstanden folgende, in der Regel nur über einen begrenzten Zeitraum existierende, Linien, die nach dem jeweiligen Familiensitz benannt wurden: v. Saldern-Salder, -Equord, -Nettlingen, -Nienburg, -Hennekenroda und -Uetze. Die Belehnungen durch die bedeutendsten Lehnsherren erfolgten jedoch zu gesamter Hand der Familie, so wie die Afterlehnbriefe häufig ebenfalls von dem ältesten Familienvertreter im Namen der übrigen Familienmitglieder und Lehnsinhaber erteilt wurden.

Bestandsgeschichte

Die Archive von Plattenburg und Wilsnack befanden sich bis zum 1. Weltkrieg vor Ort. Unter dem Eindruck der Novemberrevolution bewog Otto v. Saldern-Brallentin, Schriftführer des Familienverbandes von Saldern, seine Vettern Siegfried v. Saldern-Plattenburg und Achim v. Saldern-Wilsnack 1919 dazu, die Bestände aus Sicherheitsgründen im Preußischen Staatsarchiv Stettin zu deponieren und dort auf Kosten des Familienverbandes erschließen zu lassen. In den Jahren 1936-1943 erfolgte in Stettin eine Neuverzeichnung durch Dr. Wilhelm Biereye und Dr. Schulze-Bauer in drei Findbüchern (Wilsnack I-II und Plattenburg I), wobei eine einheitliche Klassifikation zugrunde gelegt wurde. Als Findbuch Plattenburg II diente ein älteres Verzeichnis von 1877, das v.a. die Urkunden und Akten der niedersächsischen Besitzungen enthält. Dessen Überarbeitung war vermutlich geplant, kam aber nicht mehr zum Abschluß. Parallel dazu wurde begonnen, den umfangreichen Urkundenbestand in Form einer Kartei zu regestieren. Teile der Urkunden sind in den beiden Regestenwerken von Dr. Otto Grotefend publiziert (s. Literatur). Durch die Auslagerung der Archivbestände während des Zweiten Weltkrieges wurden Urkunden und Akten voneinander getrennt. Die Urkunden gelangten nach 1945 als Depositum in das Staatsarchiv Osnabrück, wogegen die Akten über das Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem (GStA) 1942 nach Mitteldeutschland ausgelagert und von dort 1949 in das Deutsche Zentralarchiv, Abt. Merseburg und schließlich 1952 in das BLHA übernommen wurden. 1963 erfolgte eine Abgabe von Urkunden durch das DZA, Abt. Merseburg und die provenienzgemäße Einordnung in den Bestand. Im Jahre 2001 konnte mit dem Familienverband v. Saldern eine Zentralisierung und Zusammenführung der verschiedenen Überlieferungsteile im BLHA vereinbart werden. Im gleichen Jahr erfolgten die Übernahme der Urkunden aus dem Staatsarchiv Osnabrück (892 Stück) und die Zusammenführung mit dem im BLHA neu aufgebauten Urkundenfonds. Die noch nicht bearbeiteten Urkunden wurden in der Folgezeit erstmals regestiert. Zugleich übernahm das BLHA Familienarchivalien aus dem Staatsarchiv Marburg, die auf Grund der Eigentumsverhältnisse separat als Rep. 37 Familienarchiv v. Saldern aufgestellt wurden. Im Zuge der Retrokonversion der Findhilfsmittel für den Aktenbestand in die Archivdatenbank erfolgte in den Jahren 2007-2008 eine Vereinheitlichung der Bestandsgliederung und Zusammenführung der Teilbestände. Das Herrschaftsarchiv Rep. 37 Herrschaft Plattenburg-Wilsnack ist einer der umfangreichsten kurmärkischen Überlieferungen aus dem Bereich der Adelsarchive. Mit Einbringungsvertrag vom 19. September 2014 wurde das Herrschaftsarchiv Plattenburg-Wilsnack dem BLHA vorbehaltlos übereignet.

Literatur

Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 318-360 und 4279-4288. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/443-449. - C. H. Goeroldt, Geschichte des Geschlechts von Saldern, Oschersleben 1865. - Otto Grotefend, Urkundenbuch der Familie von Saldern, Bd. 1: 1102-1366, Bd. 2: 1366-1500 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, XIII). Hildesheim und Leipzig 1932, 1938. - Johannes Meyer, Genealogie des Geschlechts v. Salder im Mittelalter (1161-1500), o.O. u.J. - Jan Peters, Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack 1500-1800 (= Veröffentlichungen des BLHA, 53), Berlin 2007. - Richard Rudloff, Plattenburg und die Familie von Saldern (= Prignitzer Volksbücher, 64/65), Pritzwalk 1925. - F.L.S. von Saldern, Friedrich von Saldern'sche Familienstiftung, errichtet im Jahre 1876 auf Grund des Testaments des am 10. Jan. 1876 verstorbenen Friedrich von Saldern auf Wilsnack, Berlin 1886. - Stammtafeln XXI, Tf. 100-112. - Klaus Neitmann, Übereignung des Herrschaftsarchivs Plattenburg-Wilsnack an das Brandenburgische Landeshautarchiv. (Brandenburgische Archiv 32/2015).
Verweis:Rep. 37 Familienarchiv v. Saldern. - GStA PK, I. HA, Rep. 178 B, Nr. 939 Waldgut Plattenburg, 1940-1941
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=106653
 
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