37 Satzkorn; Rep. 37 Gut Satzkorn, Kr. Osthavelland; 1790-1814 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Gut Satzkorn, Kr. Osthavelland
Dat. - Findbuch:1790 - 1814
Vorwort:Besitzgeschichte

1375 teilten sich dem Landbuch Kaiser Karls IV. zufolge sechs Besitzer 31 der 32 Hufen Land zu je fünf bzw. fünfeinhalb Hufen. 1450 bestanden fünf Rittergüter in Satzkorn. Neben der Familie von Bardeleben, die zehn Hufen Land auf sich vereinte, waren dies Kune Hünicke, Claus Bröseke [Brösicke] mit jeweils fünf Hufen sowie Hans Bußkow und die von Stechow zu Fahrland mit jeweils fünfeinhalb Hufen.
Bis ins frühe 18. Jahrhundert wechselten häufig die Besitzer dieser fünf Rittergüter. Am längsten mit Besitzungen in Satzkorn nachweisbar sind von 1375 bis 1753 die Herren von Bardeleben (auch Barleben, Bardeleven). Ihnen gehörte im 18. Jahrhundert nachweislich das Rittergut am Dorfanger, unweit der Kirche, in der heutigen Ringstraße.
Von 1412 bis 1739 verfügten auch die Freiherren und Herren von Hünicke (auch Hünecke, Hunicke) über Ritterhufen in Satzkorn. 1412 besaßen sie einen Freihof zu fünf Hufen, 1657 und 1684 drei Rittersitze in Satzkorn. Die von Hünicke prägten insbesondere im 17. Jahrhundert das Dorf. Davon zeugen die Innenausstattung der Satzkorner Kirche mit 1670/71 gestiftetem Altar und Kanzel sowie drei lebensgroße Sandsteinepitaphe der von Hünicke. Bis 1739 waren sie im Besitz des Rittergutes am südwestlichen Dorfende, auf dessen Areal an der Dorfstraße heute das letzte erhaltene Satzkorner Herrenhaus zu finden ist, das die Familie Brandhorst ab 1739 errichtete.
Die dritte zu Satzkorn über einen längeren Zeitraum gesessene Adelsfamilie waren zwischen 1511 und 1735 die Herren von Falcke (auch Falke, Falk, Valk). Ihr Rittergut und Gutshof in Satzkorn befand sich im 18. Jahrhundert nachweislich am südöstlichen Ausgang des Dorfangers, schräg gegenüber vom Gutshof der Herren von Hünicke.
Das vierte Rittergut, mit seinem Gutshof am nordöstlichen Eingang des Straßendorfes Satzkorn, war von 1476 bis 1627 im Besitz der Familie Falkenrehde. Seit 1627 waren zeitweilig die von Borgsdorf zu Hohen-Ziethen, die von Hacke, Fritze, Prüwer und vor 1684 bis 1723(?)/1727 die Wedige Eigentümer dieses fünfhufigen Rittergutes. 1727 erwarb die bereits seit 1375 in Satzkorn mit Landbesitz nachweisbare Familie von Bardeleben diesen Hof, womit sich die Anzahl der Rittergüter in Satzkorn von fünf auf vier verringerte.
Schließlich kamen vor 1450 die Herren von Brösicke zu Gortz und Ketzür in den Besitz von fünf Ritterhufen in Satzkorn. Noch nach 1652 lassen sie sich als Rittergutsbesitzer in Satzkorn nachweisen – vermutlich mit einem Gutshof am südöstlichen Ende des Straßendorfes. 1640 verpfändeten die von Brösicke erstmals einen Dreihufen-Hof an die benachbarten Rittergutsbesitzer von Hünicke in Satzkorn auf zwölf Jahre. 1718 und zuletzt 1737 wurde die Verpfändung des „Lindemannschen Bauerngutes“ der von Brösicke an Cuno von Hünicke auf zehn Jahre bis 1748 erneuert. 1740 übertrug Maximilian Rudolph von Brösicke auf Drängen des Königs sein Pfand- und Lehnsrecht an diesem von Andreas Geue bewohnten Bauerngut auf Friedrich Brandhorst.
Der Hofrat und Leibchirurg König Friedrich Wilhelms I., Johann Conrad Friedrich Brandhorst (1682–1740), und nachfolgend seine Witwe, Charlotte Louise Brandhorst geborene Greinert (1696–1768), erwarben ab 1735 sukzessive die drei noch in Satzkorn verbliebenen Rittergüter. 1735 kauften sie das von Falckesche Rittergut, 1739 folgte das Rittergut der von Hünicke und 1753 der von Bardelebensche Besitz, der 1727 erst mit dem Gutsanteil der Wedige beziehungsweise vormals Falkenrehde vereint worden war. So befanden sich sämtliche, einst fünf Satzkorner Rittergüter ab 1753 im Besitz der bürgerlichen Gutsbesitzerfamilie Brandhorst.
Die Familie Brandhorst, die sich seit 1889 Brandhorst-Satzkorn nannte, bestimmte bis 1945 die Geschicke des Dorfes und seiner Bewohner. Im Zuge der Bodenreform wurde die Familie 1947 enteignet. Ab 1950 wurde in Satzkorn ein Volkseigenes Gut (VEG) aufgebaut. Ab 1960 wurde hier Tulpen- und Gladiolenzucht betrieben, ab 1972 Obst- (insbesondere Apfel-) Anbau. 1975 separierte sich die Abteilung Tierproduktion von der Abteilung Apfelproduktion im VEG Satzkorn. 1991 wurde das Volkseigene Gut Satzkorn durch die Treuhandanstalt aufgelöst.

Bestandsgeschichte

Die Aktenbände Nr. 1 und Nr. 2 sind Akten des Brandhorstschen Patrimonialgerichts zu Satzkorn, die nach Abschaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1849 an die zuständigen staatlichen Gerichte gelangten und von dort an das BLHA abgegeben wurden.
Bei den Aktenbänden Nr. 3 bis Nr. 94 handelt es sich um das Guts- und Familienarchiv der Familie Brandhorst, in dem sich auch zahlreiche Unterlagen aus dem Besitz der Familie von Hünicke finden, die offenbar der Leibchirurg Johann Conrad Friedrich Brandhorst 1739 beim Kauf des Rittergutsanteils der von Hünicke in Satzkorn übernommen hat. Nach der Enteignung ihres Gutsbesitzes in Satzkorn 1947 wurde das Archivgut von der Witwe des am 25. April 1945 erschossenen Rittergutsbesitzers Friedrich Brandhorst-Satzkorn (1885-25. April 1945), Margarete Brandhorst-Satzkorn (1887-1966) und ihren fünf Kindern Gertrud (1920-2012), Luise-Charlotte (1921-1978), Ilse (1923-2011), Margarete (geb. 1926), Leonore (1927-2019) und Kurt (geb. 1929) mit nach Aachen genommen.
Nach dem Tod der Mutter Margarete 1966 scheint das Archivgut von der ältesten Tochter Gertrud Kessel in Aachen bewahrt worden zu sein. Nach deren Tod 2012 gelangte es an ihren Bruder Kurt Brandhorst, der seit 1952 in Schweden lebt.
Im Zuge der Erstellung eines bauhistorischen Gutachtens über das Gutshaus, den Gutspark und die landwirtschaftlichen Nebenanlagen von Potsdam-Satzkorn machte die Berliner Kunst-/Historikerin Dr. Ines Elsner das Archivgut in Schweden ausfindig und vermittelte dessen Übergabe an das BLHA als Depositum der Familie im Frühjahr 2022. Teil des Depositums sind auch Nr. 95 – 102: zwei Bände Ortschronik von Satzkorn, die in den 1980er Jahren erstellt wurden, vier Bände Betriebschronik des VEG Satzkorn und eine Sammlung von Urkunden und Auszeichnungen des VEG Satzkorn in zwei Konvoluten. Der Bestand wurde 2022 verzeichnet.

Literatur

Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt: Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 4796-4798. -
Ramona Simone Dornbusch unter Mitarb. von Simone Hennig: Schlösser und Gärten der Mark: Satzkorn; hrsg. vom "Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark" in der Deutschen Gesellschaft, 2007. - Ramona Simone Dornbusch: Das letzte Gutshaus in Satzkorn In: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Jg. 103-105.; 2002 - 2004. - Ramona Simone Dornbusch ; Andreas Kalesse: Der Wandel der agrarstrukturellen Verhältnisse in Satzkorn vom 18. Jahrhundert bis zum 19. Jahrhundert In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. Verein für Kultur und Geschichte Potsdams, Heft 1., Jg. 9, 2004. - Ines Elsner: Von Rittergütern, Gutsbesitzern und Herrenhäusern in Potsdam-Satzkorn. In: Mitteilungen des Vereins für Kultur und Geschichte Potsdams. Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. 26 (2021) S. 120-186.

Angaben zum Umfang

Umfang:2,11 lfm; 102 Akte(n); 10 Fotonegative

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 37 Gut Satzkorn Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=107611
 
Startseite|Anmelden|de en fr
Online Recherche mit scopeQuery