37 Stülpe-Plessow; Rep. 37 Güter Stülpe, Kr. Jüterbog-Luckenwalde, und Plessow, Kr. Zauch-Belzig; 1335-1943 (Bestandsgruppe)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Güter Stülpe, Kr. Jüterbog-Luckenwalde, und Plessow, Kr. Zauch-Belzig
Dat. - Findbuch:1342 - 1924
Vorwort:Besitzgeschichte

Die beiden Güter Stülpe und Plessow waren selbständige Herrschaften, die sich über Jahrhunderte hinweg im Besitz verschiedener Linien der märkischen Uradelsfamilie von Rochow befanden. Neben Golzow und Reckahn gehörten sie zu den brandenburgischen Stammgütern der Familie. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden beide Besitze dauerhaft in der Hand der Plessower Linie vereinigt. Die Besitzgeschichte wird daher separat betrachtet.

Stülpe, Kr. Jüterbog-Luckenwalde
Der südöstlich von Luckenwalde gelegene Ort Stülpe gehörte im Spätmittelalter zum Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Magdeburg. 1342 wird urkundlich erstmals "sin hus zu der Stulpe" erwähnt. Dabei soll es sich um eine "Frühdeutsche Rechteckburg" gehandelt haben, der eine strategische Bedeutung bei der Verteidigung des Niederen Flämings zukam. An ihrer Stelle wurde Mitte des 18. Jahrhunderts das heute noch erhaltene Barockschloss errichtet. Das südwestlich der Burg gelegene Dorf Stülpe wird 1458 erstmals in den Quellen erwähnt. Nachdem Stülpe bereits im 14. Jh. mehrfach verpfändet gewesen war, ging es 1438 aus dem unmittelbaren Besitz des Erzbischofs als Lehen an die Familien (v.) Schönau (bis 1439), die v. Torgau, Herren zu Zossen (1439-1446) und die v. Schlieben (1446-1537). Der Erzbischof behielt sich jedoch die Öffnung der Burg im Kriegsfalle vor. Von 1537-1597 teilten sich die Familie v. Schlieben und v. Hake in den Besitz, danach waren die v. Hake bis zum Ausgang des 30jährigen Krieges alleinige Besitzer. Im Jahre 1648 erwarb Oberst Hans v. Rochow auf Plessow das durch den Krieg in Mitleidenschaft geratene Gut und Dorf Stülpe im Tausch gegen seinen Besitz in Neuendorf, Amt Storkow. Die Familie v. Rochow blieb bis zur Enteignung durch die Bodenreform im Jahre 1945 Eigentümer. Bis 1773 gehörte Stülpe zum Herzogtum Magdeburg, danach zur Kurmark. Zur Gutsherrschaft gehörten Dorf und Vorwerk Holbeck (vor 1446-nach 1872), Dorf Ließen (vor 1446- nach 1872), Dorf und Gut Riesdorf (1446-1597 u. 1656-1893) und Vorwerk Schmielickendorf (vor 1342 nach 1872). Im Jahre 1921 umfasste der Besitz 4596 ha., die einen Grundsteuerreinertrag von 12.870 RM erwirtschafteten. Der überwiegende Anteil war Waldbesitz (4.312 ha.).

Plessow, Kr. Zauch-Belzig
Bereits 1351 erscheinen die von Rochow als Lehnsbesitzer von Plessow. Neben der ebenfalls in der Zauche gelegenen Burg Golzow (1329) war Plessow eine der ältesten Besitzungen dieser Familie. Es blieb fast 600 Jahre bis zur Enteignung durch die Bodenreform im Jahre 1945 in ihrer Hand. Einen Rittersitz ist in Plessow erst seit dem 16. Jahrhundert fassbar. Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts wurde durch den Obristen Hans (XIV.) v. Rochow ein neues Gutshaus errichtet, das als Seitenflügel des Ende des 18. Jahrhunderts errichteten Hauptbaus heute noch vorhanden ist. Zur Gutsherrschaft Plessow gehörten die Dörfer Bliesendorf (1335-1584, danach 1/3 Anteil, vor 1745- nach 1872 über 2/3), Ferch (vor 1375- nach 1872), Kanin (vor 1445-1593, danach ½ Anteil bis nach 1872), Kemnitz mit Kammerodischer Heide (vor 1450-1584 u. 1609-1685), Klaistow (vor 1445- nach 1872), Wildenbruch (vor 1375-ca. 1891), die Vorwerke Kammerode und Resau (vor 1452- nach 1872) sowie Zolchow (1528- nach 1872). Im Jahre 1929 umfasste das Gut Plessow 2.702 ha. Und erwirtschaftete einen Reinertrag von 14.643 RM.

Bestandsgeschichte

Unter der Bestandsgruppe Stülpe-Plessow sind die drei (Teil-) Bestände Rep. 37 Plessow, Rep. 37 Stülpe und Rep. 37 Stülpe-Plessow (Verfilmung) zusammengefasst. Dabei handelt es sich um die Überlieferung der bis ins 19. Jahrhundert selbständigen Güter Stülpe und Plessow, die durch verschiedene Abgaben in das BLHA gelangten. Die ersten beiden Bestände waren bereits im BLHA vorhanden, als 2012 die Reste des Herrschaftsarchives Stülpe-Plessow aus dem Kreisarchiv Teltow-Fläming zur Verzeichnung in das BLHA zeitweise übernommen und anschließend verfilmt wurden. Diese Akten sind im BLHA nur als Film benutzbar, die Vorlagen liegen im Kreisarchiv in Luckenwalde. Um die im BLHA bereits mehrfach benutzten Archivalien von Rep. 37 Plessow und Rep. 37 Stülpe nicht umsignieren zu müssen, den Provenienzzusammenhang aber trotzdem erkennbar zu machen, sind die drei Bestandteile der ehemals selbständigen Güter Stülpe und Plessow zusammengefasst worden. Auf korrespondierende Archivalien wird verwiesen.

Bei Rep. 37 Plessow handelt es sich um 9 Akten, die dem Gutsarchiv provenienzhalber im BLHA aus den aufgelösten Patrimonialgerichtsbeständen zugeordnet worden. Rep. 37 Stülpe umfasst 6 Akten unterschiedlicher Herkunft (Rep. 16 Nachlass Heffter, Privathand, aufgelöste Patrimonialgerichtsbestände), die im BLHA zusammengefasst wurden. Bei Rep. 37 Stülpe-Plessow handelt es sich um Restbestände der beiden Gutsarchive, die den Vernichtungen des Zweiten Weltkriegs entgangen sind und 1992 in Stülpe aufgefunden wurden. Über den Vorkriegsbestand ist wenig bekannt, da ältere Findhilfsmittel fehlen. Ursprünglich bildeten die beiden Archive eigene Registraturen und wurden getrennt in Plessow und Stülpe verwahrt. 1935 berichtet der Archivpfleger Pfarrer Widdel über eine Besichtigung im unbewohnten Schloss Plessow: "Der Befund war geradezu trostlos! Nicht weniger wie 29 Pergamenturkunden, darunter eine des Markgrafen Ludwig d. Römer langen in einem aufgebrochen[en] Blechkasten in einem unverschlossenen Bodenverschlage, einige lagen auf der Erde. Ein Schutz gegen Staub und Mäusefraß war nicht vorhanden. Ferner befand sich in einem Schranke des Hauses, der jetzt wieder in Stand gesetzt werden soll, eine größere Menge von Akten ... Die Akten waren völlig ungeordnet, z.T. lag wertvolles Material zwischen belanglosen Prozessakten" (GStA PK, I. HA, Rep. 178 B 3, Nr. 2232/2). Sein Bericht war Anlass für die im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem ansässige Archivberatungsstelle der Provinz Brandenburg sich für eine bessere Aufbewahrung und Erschließung der Gutsarchive einzusetzen. Im Einvernehmen mit dem Eigentümer erfolgte 1936 eine Ausleihe nach Berlin und die Erschließung des Bestandes durch den Archivar Dr. Wolfgang Müller. Nach seinen Angaben beinhaltete der nunmehr zusammengefasste Bestand der Herrschaften Stülpe und Plessow "100 Pakete Akten, 60 Urkunden (Pergament) und 1 Karte des 18. Jahrhunderts" (BLHA, Karteikarte der Archivberatungsstelle vom Juli 1936). Er regestierte die Urkunden und verzeichnete den Aktenbestand, der in drei Teile gliedert wurde: A Herrschaft Stülpe, B. Herrschaft Plessow und C. Familiengeschichtliche Sammlung (Genealogie, Wappensachen, Ortsgeschichte). Sein Urkundenrepertorium und das Aktenfindbuch sind leider nicht mehr vorhanden.

Nach der Wiedervereinigung wurden die vorliegenden Reste in einem Schuppen in Stülpe entdeckt. Vermutlich hat sie die Frau des ehemaligen Rentmeisters Schwermer dort untergebracht. Die Unterlagen wurden zunächst an das Stadtarchiv Luckenwalde, später an das Kreisarchiv Teltow-Fläming abgegeben. Im Jahre 1992 erfolgte eine erste, vorläufige Neuerschließung. Weil diese archivischen Ansprüchen nicht genügte, wurde der Bestand im Jahre 2012 in einer Zusammenarbeit vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv und dem Kreisarchiv Teltow-Fläming neu verzeichnet. Das Gutsarchiv umfasst 267 Akten aus dem Zeitraum (1342)-1943. Bei 159 Akten sind Altsignaturen nachweisbar, die 1936 von Müller vergeben wurden. Bei den restlichen 108 Akten sind entweder keine Aufschriften vorhanden oder diese mit den Deckblättern verloren gegangen. Da eine vollständige Rekonstruktion der Provenienzen Plessow und Stülpe dadurch nicht mehr möglich war, wurde bei der Neuordnung darauf verzichtet. Stattdessen sind die Akten einheitlich in das für Gutsarchive im Brandenburgischen Landeshauptarchiv übliche Gliederungsschema Gutsherrschaft, Gutswirtschaft und Familienarchiv (v. Rochow) eingeordnet worden. Bei dem Bestand sind erhebliche Verluste eingetreten. Die Signaturenkonkordanz zeigt, dass ganze Titelgruppen der Müllerschen Verzeichnung von 1936 fehlen (z.B. A, Titel 4, 7, 8, 10-13; B, Titel 3, 6-10, 13 und C, Titel 1-2 und 4-5). Namentlich fehlen der gesamte Urkunden- und Kartenbestand, das Erbbuch der Herrschaft Stülpe aus dem Jahre 1609, das Erbregister der Herrschaft Plessow vom Ende des 16. Jh., Gerichtsprotokolle von Plessow, 1686-1736, die Tagebücher eines v. Rochow aus der Zeit der 1848er-Revolution (25 Bände) und ca. 100 Briefe Wilhelms I. von Preußen (GStA PK, I. HA., Rep. 178 B 3, Nr. 2231 und Karteikarte der Archivberatungsstelle). Es ist zu vermuten, dass sich Teile noch in Privathand befinden. Nach einem Aktenvermerk von 1972 waren damals Teile der erwähnten Tagebücher in Hand des Rates der Gemeinde Stülpe und z.T. an Lehrer ausgeliehen. Das Gutsarchiv ist Eigentum des Landkreises Teltow-Fläming. Der Teilbestand Rep. 37 Stülpe-Plessow (Verfilmung) enthält auch Fremdprovenienzen im Umfang von 9 Akten, die aus dem Amtsbezirk Stülpe, den Gemeinden Holbeck und Stülpe, dem landesherrlichen Amt Zinna und der Ritterakademie Brandenburg (Havel) stammen. Die Verfilmung ist im BLHA benutzbar. Bei Veröffentlichungen ist auf das Kreisarchiv Teltow-Fläming zu verweisen.

Literatur

A.F.A. v. Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen, Berlin 1861. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Bd. 2, Berlin 2000, S. 458ff. und 581ff.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=109398
 
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