53 Bh Hechler; Rep. 53 Bankhaus Emil Hechler, Potsdam; 1867-2008 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 53 Bankhaus Emil Hechler, Potsdam
Dat. - Findbuch:1867 - 1955, 1995 - 2008
Vorwort:Firmengeschichte

Der Vorläufer des späteren Bankhauses Emil Hechler, das Bankhaus P. Bernhard, eröffnete 1882 unter Pintus Bernhard seine Geschäftsräume Am Kanal 46 in Potsdam. 1889 trat der jüdische Bankier Franz Bernhard als Mitgesellschafter in das Bankhaus ein und übernahm später als Alleininhaber dessen Leitung. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildete der Handel mit Wertpapieren für Kunden des Bankhauses an der Berliner Börse. 1907 begann der am 26. Februar 1891 in Potsdam geborene Emil Hechler eine Lehre im Bankhaus. Anschließend arbeitete er von 1909 bis 1915 als Börsenvertreter für das Bankhaus. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Prokurist bei der Geestemünder Bank in Geestemünde kehrte Hechler 1920 in das Potsdamer Bankhaus zurück, wo ihn Franz Bernhard ab 1921 zum Mitgesellschafter des Bankhauses machte. Unter Hechlers Einfluss begann das Bankhaus, sich auf dem internationalen Finanzmarkt zu betätigen. 1924 zog sich Franz Bernhard aus dem Geschäftsleben zurück und verkaufte seine Anteile an Emil Hechler, der seitdem Alleininhaber des Bankhauses war.
Die Folgen der Weltwirtschaftskrise brachten große Verluste. Sie beliefen sich in den Geschäftsjahren 1929 bis 1931 auf ca. 300.000 Reichsmark. Als Folge dieser Verluste, die durch Rückgriffe auf das Betriebsvermögen ausgeglichen wurden, bezog das Bankhaus zum 1. Oktober 1932 die vormals als Lebensmittelgeschäft genutzten Räumlichkeiten im Haus der Familie Hechler in der Charlottenstraße 76. Neben dem Wertpapierhandel wandte sich das Bankhaus ab den 1930er Jahren verstärkt dem Kreditgeschäft zu. Die Kundschaft für diesen neuen Geschäftszweig kam vor allem aus dem Bereich der kleineren und mittleren Gewerbebetriebe aus Potsdam, Berlin und dem Umland, darüber hinaus auch aus anderen Teilen Deutschlands. Die überregionalen Aktivitäten fanden ihren Niederschlag auch in der Aufnahme des Bankhauses in einschlägigen internationalen Bankadressbüchern. Mit dem internationalen Engagement des Bankhauses begründete Hechler seine Ablehnung gegen die im Zuge der NS-Rassenpolitik von Behörden und Wirtschaftsverbänden geforderte Änderung des nach 1924 beibehaltenen Banknamens. Im Interesse der Aufrechterhaltung des Bankbetriebes erfolgte schließlich die Umbenennung des Bankhauses zunächst ab 1. Januar 1942 in „Emil Hechler Bankgeschäft vormals P. Bernhard“ und ab 1. Januar 1943 in „Emil Hechler Bankgeschäft“. In den Kriegsjahren erhielt das Kreditgeschäft neuen Auftrieb. Seine Dienste bot das Bankhaus auch Firmen an, die Niederlassungen in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten Polens und der Sowjetunion aufzubauen suchten.
Das Gebäude Charlottenstraße 76 blieb von den Kriegsereignissen weitgehend unversehrt, so dass nach kurzer Unterbrechung im Juni 1945 das Bankgeschäft wieder aufgenommen werden konnte. Der Neuanfang endete zwei Monat später. Im Zusammenhang mit der Einrichtung der Provinzialbank für die Provinz Brandenburg wurde das Bankhaus am 4. August 1945 geschlossen und am 10. Dezember 1945 schlussbilanziert. Seine Geschäfte, insbesondere die Eintreibung ausstehender Forderungen, übernahm die Provinzialbank. Emil Hechler trat zum 6. August 1945 in die Dienste der Provinzialbank über und war dort bis April 1946 Leiter der Kreditabteilung. Seine Versuche, das Bankhaus wiederzueröffnen, scheiterten 1946 am Widerstand der Landesregierung Brandenburg. Auf der Grundlage der SMAD-Befehle 124 und 66 wurde das Bankhaus Emil Hechler am 30. November 1948 enteignet. Hechlers wirtschaftliche Aktivitäten in den Nachkriegsjahren und vor allem seine Mitwirkung an Finanzierungsgeschäften für die Stadt Potsdam bildeten den Hintergrund für die Verhaftung im Februar 1950. In einem Schauprozess wurde er wegen Steuerhinterziehung und Wirtschaftsvergehen zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe und Vermögenseinziehung verurteilt. Die Revision dieses Urteils 1951 verkürzte lediglich das Strafmaß auf vier Jahre Zuchthaus. Kurz nach seiner gesundheitsbedingt erfolgten vorzeitigen Haftentlassung verstarb Emil Hechler am 7. Juli 1952 in Potsdam-Babelsberg. Vier Jahrzehnte später, am 26. Oktober 1992, kassierte das Bezirksgericht Potsdam die gegen Emil Hechler verhängten Urteile und sprach ihn post mortem von den ihm zur Last gelegten Tatbeständen frei.

Bestandsgeschichte

Nach Einstellung der Geschäftstätigkeit gelangten Unterlagen des Bankhauses in den Besitz der Vorgängerinstitutionen der Staatsbank der DDR - Filiale Potsdam (Provinzialbank, Landeskreditbank und Deutsche Notenbank Potsdam). 1950 wurden im Zuge der Verhaftung Hechlers weitere bis dahin noch in Privatbesitz befindliche Geschäftsunterlagen des Bankhauses sowie außerdem private Unterlagen Hechlers von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und von dieser dem Verwaltungsarchiv der Deutschen Notenbank Potsdam übergeben. Einen Teil dieser Unterlagen gab die Staatsbank der DDR - Filiale Potsdam in den Jahren 1974 und 1989 an das Brandenburgische Landeshauptarchiv ab, wo sie als Bestand Rep. 53 Bankhaus Emil Hechler, Potsdam aufgestellt wurden. Darin befanden sich Unterlagen des Bankhauses Emil Hechler, Nachlassschriftgut von Emil Hechler sowie einige Fremdprovenienzen, die dem Bestand durch Anreicherung bzw. Neukomponierung von Akten im Zusammenhang mit der Auswertung des Bankschriftgutes durch das Verwaltungsarchiv der Deutschen Notenbank Potsdam angefügt wurden.
1995 wurde dieser Bestand vom Rechtsnachfolger nach Emil Hechler dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv als Depositum überlassen. In Ausführung des Depositalvertrages übergab der Eigentümer in den Jahren 2000 und 2016 weitere Unterlagen des Bankhauses Emil Hechler an das Brandenburgische Landeshauptarchiv. Diese Unterlagen umfassen zum einen den noch bei der Staatsbank der DDR verbliebenen Teil der Bankhausunterlagen, die der Rechtsnachfolger nach Emil Hechler 1994 von der Staatsbank Berlin erhalten hatte. Zum anderen wurden die noch im Privatbesitz verwahrten Unterlagen übergeben.
Die Abgaben der Staatsbank aus den Jahren 1974 und 1989 wurden 1994 in einer Findkartei verzeichnet. Mit der Erarbeitung des Findbuches für den Gesamtbestand fand die Erschließung 2016 ihren vorläufigen Abschluss.
Mit dem Tod der vertragsschließenden Person im Jahre 2023 erlischt der Depositalvertrag und die Unterlagen gehen in das Eigentum des Brandenburgischen Landeshauptarchivs über. Im Jahre 2024 erhielt das Archiv die letzten noch im Privatbesitz befindlichen Unterlagen. Diese müssen noch in den Bestand eingearbeitet werden.

Angaben zum Umfang

Umfang:7,42 lfm

Angaben zu Findmitteln

Findhilfsmittel:Findbuch, Ablieferungsverzeichnis

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 53 Bankhaus E. Hechler, Potsdam Nr.
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.2208
Erforderliche Bewilligung:Archivar
Physische Benützbarkeit:Eingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=50037
 
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