75 OstelBKSyn; Rep. 75 Ostelbisches Braunkohlensyndikat GmbH, Berlin; 1902-1946 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 75 Ostelbisches Braunkohlensyndikat GmbH, Berlin
Dat. - Findbuch:1902 - 1946
Vorwort:Firmengeschichte

Das Ostelbische Braunkohlensyndikat ging 1919 aus der Niederlausitzer Braunkohlensyndikat GmbH hervor und bildete bis 1945 ein Wirtschaftskartell zur Regulierung von Produktion, Absatz und Preisen der Braunkohlenwerke im Ostelbischen Revier. Zur einheitlichen Ausrichtung ihrer Wirtschaftsinteressen und zur Vermeidung eines ruinösen Wettbewerbes gründeten Braunkohlenwerke im Niederlausitzer Kernrevier im Vergleich zu anderen Braunkohlenrevieren am 16. Dezember 1907 mit der Niederlausitzer Brikett-Verkaufs-GmbH ein Kartell zum Vertrieb der den Gesellschaftern gehörenden Brikettproduktion, das zum 1. April 1908 in Kraft trat. Bereits in diesem Kartell sicherte sich die Ilse Bergbau AG eine Vorrangstellung. Erster Geschäftsführer dieser Gesellschaft war der Berliner Kohlengroßhändler Albert Schmits. Nach Spannungen innerhalb des Kartells zwischen der Ilse Bergbau AG und den Unternehmen der Petschek-Gruppe, nach dem zwischenzeitlichen Austritt der Ilse Bergbau AG im Jahre 1914 und der staatlichen Androhung eines Zwangskartells vor dem Hintergrund der kriegswirtschaftlichen Erfordernisse gründete sich das Kartell am 14. März 1918 neu als Niederlausitzer Brikettsyndikat GmbH mit Sitz in Berlin. Der beherrschende Einfluss der Ilse Bergbau AG blieb bestehen. Ihre Beteiligung betrug über ein Viertel des Gesamtaufkommens der am Syndikat beteiligten 15 Gesellschafter.
Infolge des Kohlenwirtschaftsgesetzes vom 23. März 1919, das die Kohlenerzeuger eines Reviers zum Zusammenschluss in einem Zwangskartell verpflichtete, entstand durch Beschluss der Gesellschafter der Niederlausitzer Brikettsyndikat GmbH vom 20. September 1919 das Ostelbische Braunkohlensyndikat GmbH. Neben dem Niederlausitzer Kernrevier umschloss dieses Syndikat nun auch die bislang außen vor gebliebenen Ostelbischen Randreviere Forst, Frankfurt (Oder) und Görlitz.
Die Organe des Syndikats bildeten die zwei Geschäftsführer, der unter dem Vorsitz des Generaldirektors der Ilse Bergbau AG (bis 1929 Kommerzienrat Dr. Gottlos Schumann) geführte Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung. Das Stimmrecht der Gesellschafter war gebunden am Wert ihrer Beteiligung am Syndikat und war an der Menge von Erzeugnissen bemessen, die über das Syndikat abgesetzt wurden. Neben diesen Organen bestimmten und kontrollierten Ausschüsse die Geschäftsführung des Syndikats.1928 und 1939 wurde das Syndikat jeweils unter Beteiligung derselben Gesellschaften als GmbH durch Abschluss neuer Satzungen (Gesellschaftsverträge) erneuert.
Grundsätzlich hatten die Gesellschafter ihre gesamte Produktion dem Syndikat zu überlassen, das diese im eigenen Namen für Rechnung seiner Gesellschafter zum Verkauf brachte. Nach den Satzungen des Syndikats waren davon bestimmte Mengen ausgenommen, die die Gesellschafter auf eigenen Vertriebswegen absetzen konnten, z. B. Deputate, Landabsatz (Absatz auf Fuhrwerken oder Lastwagen ab Brikettfabrik) und Absatz auf eigenen Beförderungs- oder Gleisanlagen ohne Benutzung der öffentlichen Eisenbahn.
Absatzgebiete des Syndikats waren Brandenburg und die preußischen Ostprovinzen (Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Danzig-Westpreußen), das Land Mecklenburg, sowie Teile Schleswig-Holsteins und Sachsens. Exporte erfolgten nach Skandinavien (v. a. Dänemark und Schweden). Der Absatz wurde über Brikettvertriebe abgewickelt.
Aus Gründen der Marktordnung und zur effektiven Nutzung der Ressourcen der Reichsbahn schloss das Ostelbische Braunkohlensyndikat mit dem benachbarten Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat in Leipzig ein Kohlenabsatz-Grenzabkommen zur Festlegung von Absatzgrenzen ab.
Der Sitz des Ostelbischen Braunkohlensyndikats befand sich in Berlin, Bunsenstraße 2. Nach der Zerstörung des Gebäudes bei einem Luftangriff im November 1943 wurde die Geschäftsleitung nach Senftenberg in das Bergbauhaus verlagert.
Im Februar 1946 stellte das Ostelbische Braunkohlensyndikat seine Tätigkeit bis auf Abwicklungsarbeiten ein. Auf Grund des SMAD-Befehls Nr. 154 vom 20. Mai 1946 wurden Kohlensyndikate aufgelöst und an deren Stelle Verkaufskontore für feste Brennstoffe eingerichtet. In der Niederlausitz übernahm das Ostelbische Verkaufskontor für feste Brennstoffe in Senftenberg die Aufgaben des bisherigen Syndikats.

Bestandsgeschichte

Die Unterlagen gelangten 1974 mit einer Abgabe der VVB Braunkohle Senftenberg in das Archiv. 1988 erfolgte ihre Verzeichnung. 2021 wurde noch einige in anderen Beständen aufgefundene Reste dem Bestand angefügt.
Große Teile der Geschäftsunterlagen des Syndikats wurden bei einem Luftangriff in Berlin im November 1943 vernichtet. Erhalten blieben wenige zu diesem Zeitpunkt bereits ausgelagerte Unterlagen und vor allem Unterlagen aus dem Besitz der Aufsichtsratsmitglieder. Auf korrespondierenden Überlieferungen zur Beteiligung am Syndikat und zu seiner Geschäftstätigkeit in den Beständen verschiedener Bergbauunternehmen, vor allem Rep. 75 Ilse Bergbau AG und Rep. 75 Eintracht Braunkohlenwerke AG, wird verwiesen.
Nachfolger:Ostelbisches Verkaufskontor für feste Brennstoffe, Senftenberg

Angaben zum Umfang

Umfang:3,63 lfm; 90 Akte(n)

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 75 Ostelbisches Braunkohlensyndikat GmbH, Berlin Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=52085
 
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