742 NF BA FfO; Rep. 742 Nationale Front - Bezirksausschuss Frankfurt (Oder); 1953-1990 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 742 Nationale Front - Bezirksausschuss Frankfurt (Oder)
Dat. - Findbuch:1953 - 1990
Vorwort:Organisationsgeschichte
Die Nationale Front der DDR entwickelte sich aus der "Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden" in der SBZ. 1945 bildeten die SPD, die KPD, die 1946 zur SED verschmolzen, die CDU und die LDPD den antifaschistisch-demokratischen Block der Parteien, in den 1948 die DBD, die NDPD und der FDGB aufgenommen wurden. Im Juni 1949 erfolgte die Umbenennung in "Demokratischer Block der Parteien und Massenorganisationen". Die Verabschiedung des Beschlusses des SED-Parteivorstandes vom 4. Oktober 1949 "Die Nationale Front des demokratischen Deutschland und die SED" stellt das eigentliche Gründungsdatum der Nationalen Front dar. Mit diesem Beschluss wurden gleichzeitig die organisatorischen Ziele festgesetzt. Das 1950 verabschiedete Programm der Nationalen Front bestimmte zu deren wichtigsten Aufgaben den Kampf um die Erhaltung des Friedens und die Wiederherstellung der staatlichen Souveränität Deutschlands sowie die Förderung der Demokratie in der DDR. Die Programmatik entsprach den Zielstellungen der SED, durch den Zusammenschluss der in der DDR bestehenden Parteien, gesellschaftlichen Organisationen, Vereinigungen unter Einbeziehung des einzelnen Bürgers in einer "sozialistischen Volksbewegung" auf allen Klassen und Schichten ihren Einflussbereich auszudehnen.
Die organisatorischen Gliederungen der Nationalen Front, der keine eingetragenen Mitglieder, sondern ehrenamtlich tätige Helfer angehörten, wurden im Zuge der Verwaltungsreform 1952 umstrukturiert. Die Nationale Front gliederte sich danach in Bezirks-, Kreis-, Stadt-, Stadtbezirks-, Orts-, Wohnbezirks- und Dorfausschüsse, deren Leitungsorgane auf Einwohnerversammlungen bzw. Delegiertenkonferenzen gewählt wurden. Bei den Bezirks- und Kreisausschüssen der Nationalen Front bestand ein aus hauptamtlichen Mitarbeitern besetztes Sekretariat, das die Geschäfte der Ausschüsse zwischen den einzelnen Tagungen führte. Dem Sekretariat waren die auch beim Nationalrat bestehenden Arbeitsgruppen Handwerker und Gewerbetreibende und Christliche Kreise beigeordnet. Die AG Handwerker und Gewerbetreibende sollte den Kontakt zu diesen Schichten intensivieren und sie für die Ziele des Sozialismus gewinnen. Der AG Christliche Kreise oblag vor allem die Auseinandersetzung mit Theologen, kirchlichen Amtsträgern und Mitarbeitern. Neben der Initiierung von Bürgerinitiativen wie der Bewegung "Schöner unsere Städte und Gemeinden - Mach mit!" und der Sammlung von Sekundärrohstoffen (Schrott, Altpapier) trat die Nationale Front hauptsächlich als Organisator der Wahlen zu den Volksvertretungen hervor. Der Wahlaufruf wurde vom Nationalrat verabschiedet und hatte den Status eines Wahlprgoramms. Die Ausschüsse nahmen die Wahlvorschläge der in der Nationalen Front vertretenen Parteien und Massenorganisationen an und organisierten die Vorstellung der Kandidaten auf Einwohnerversammlungen. Die Wahlvorschläge wurden auf einer gemeinsamen Liste vereint und den gewählten Wahlkommissionen eingereicht. Die freiwilligen Helfer der Nationalen Front führten dann im Vorfeld der Wahlen zur Volkskammer bzw. den örtlichen Volksvertretungen Bürgergespräche und sogar Familiengespräche durch und überbrachte die Wahlbenachrichtigungen teilweise auch persönlich. Dies diente vor allem den Zweck, die Beteiligung der Bürger an den Wahlen zu sichern und letztlich ein für die Einheitsliste der Nationalen Front positives Wahlergebnis zu erzielen. Die als internationalistische Arbeit der Nationalen Front bezeichneten Aktivitäten bestanden hauptsächlich in der Vorbereitung und Durchführung von Unterschriftenaktionen gegen Rüstungspolitik der NATO und in Solidaritätsaktionen zugunsten der nationalen Befreiungsbewegung der Entwicklungsländer. Die 1989 einsetzenden gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR läuteten auch das Ende der "sozialistischen Volksbewegung" ein. Die Versuche einer programmatischen und organisatorischen Reform scheiterten nicht nur auf der Ebene des Nationalrates, sondern auch in den regionalen und örtlichen Ausschüssen der Organisation. Die Nationale Front der DDR löste sich bis zum April 1990 endgültig auf.

Bestandsgeschichte
Der Bezirksausschuss Frankfurt (Oder) der Nationalen Front unterhielt ein Verwaltungsarchiv, in das jeweils jährlich das nicht mehr laufend benötigte Schriftgut ausgesondert wurde. Für die Anleitung des Verwaltungsarchivs und die Übernahme des Archivgutes war das BLHA zuständig. Bis zur Auflösung des Bezirksausschusses Frankfurt (Oder) im Jahre 1990 erfolgten jedoch keine Übernahmen. Vielmehr übergab erst der Auflösestab beim Nationalrat der Nationalen Front im Juni 1990 die noch im Verwaltungsarchiv vorhandenen archivwürdigen Unterlagen mit Ausnahme einiger Finanzunterlagen, die für die Liquidation benötigt wurden. Dabei musste festgestellt werden, dass die archivwürdigen Unterlagen aus dem Entstehungszeitraum von 1952 bis 1974 fast vollständig vernichtet worden waren. Die Personal-, Lohn- und Gehaltsunterlagen verblieben ebenfalls beim Auflösestab und befinden sich nunmehr bei der DISOS GmbH in Damsdorf.

Erschließungszustand
Der Bestand wurde im Zuge der Retrokonversion von Findhilfsmitteln in das Archivprogramm überführt, d.h. es erfolgte keine Bearbeitung des Bestandes.
Vorgänger:Nationale Front - Landesausschuss Brandenburg

Angaben zum Umfang

Umfang:4 lfm

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 742 Nationale Front - Bezirksausschuss Frankfurt (Oder) Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=89195
 
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