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75 AKW; Rep. 75 Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW), Halle (Saale)/Berlin (Bestand)
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Allgemeine Information |
Angaben zu Inhalt und Struktur |
Titel: | Rep. 75 Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW), Halle (Saale)/Berlin |
Dat. - Findbuch: | 1906 - 1946 |
Vorwort: | Firmengeschichte
Die Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW) war in ihren Anfangsjahren auf den Betrieb der Braunkohlengrube Grube Ludwig im Froser Kohlenfeld bei Aschersleben konzentriert. Im Jahre 1867 verlieh das Bergamt zu Bernburg die Abbaurechte für die Froser Kohlenfelder. Die Froser Braunkohlen-Bergbau-AG förderte hier 1870 die erste Kohle. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, vor allem die hinter den Erwartungen zurückbleibende Förderleistung, zwangen die Gesellschaft 1877 in die Liquidation. 1879 übernahm die „Gewerkschaft Zeche Anhalt“ die Grube Ludwig. Um Kosten für den Ausbau der Grube zu beschaffen, wandelte sich die Gewerkschaft mit Beschluss vom 5. Februar 1881 in eine Aktiengesellschaft um. Am 12. März 1881 ließ sie sich unter dem Namen „Anhaltische Kohlenwerke“ in das Handelsregister des Amtsgerichts I in Berlin eintragen. Den Sitz verlegte die Gesellschaft 1884 von Berlin in das Land Anhalt nach Frose, wo sich ihre Betriebe befanden. Mit dem Erwerb von Kohlenfeldern und Gruben vor allem in Mitteldeutschland und im Lausitzer Revier expandierte das Unternehmen in den Folgejahren. Bei Senftenberg erwarb die AKW 1889 die Mariengruben, die Gruben Marie I und Marie II, später (1913) auch die Senftenberger Stadtgrube. Im mitteldeutschen Braunkohlenrevier wurde die Gesellschaft zunächst 1908 mit dem Aufschluss der Grube Elisabeth im Geiseltal aktiv. 1918 fusionierte sie mit den Zechau-Kriebitzscher Kohlenwerken "Glückauf" im Meuselwitz-Rositzer Revier und erwarb 1924 die Gewerkschaft Hohenzollernhall mit der Grube Hedwig bei Bösau im Zeitz-Weißenfelser Revier. Aus dem Revier Frankfurt (Oder) gelangten mit der Tiefbaugrube Emiliensglück bei Schönow (1918) sowie mit den Gruben Oskar und Borussia der Gewerkschaft Oskarssegen bei Schmagorei (Treuhofen) weitere Grubenbetriebe in ihren Besitz. Infolge der Ausdehnung des Geschäftsbetriebs verlegte die Gesellschaft den Sitz der Hauptverwaltung 1908 nach Halle (Saale). Die Produktion im Lausitzer Revier baute die AKW durch den Neuaufschluss der Grube Greifenhain ab 1934 und den Ankauf des Kauscher Werkes Knobbe mit der Grube Mariannensglück in Kausche im Jahre 1935 weiter aus. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann der böhmische Industrielle Julius Petschek die Aktienmehrheit in der Gesellschaft. Zusammen mit seinem Bruder Ignaz Petschek, der vor allem in der Lausitz tätige Bergbaugesellschaften übernahm, beherrschten die Brüder Petschek und ihre Rechtsnachfolger bis Mitte der 1930er Jahre große Teile der Braunkohlenindustrie in der Lausitz und in Mitteldeutschland. Auf Grund ihrer jüdischen Herkunft zerschlugen und enteigneten die Nationalsozialisten 1938 das Firmenimperium der Brüder Petschek. Im Zuge der „Arisierung“ wurde die AKW dem Flick-Konzern zugeschlagen, in dem sie eine Tochtergesellschaft der Mitteldeutschen Stahlwerke AG bildete. Der Konzern legte die Gesellschaft mit der Werschen-Weißenfelser Braunkohlen-AG zusammen, mit der die AKW bereits seit 1924 eine Verwaltungsgemeinschaft verbunden hatte. 1940 erwarb die AKW aus dem vormaligen Firmengeflecht des Ignaz Petschek die "Eintracht Braunkohlenwerke und Briketfabriken" AG in Welzow (Eintracht AG) und die ostelbischen Werke der Niederlausitzer Kohlenwerke AG in Berlin (NKW). Beide Unternehmen waren 1939 an die Deutsche Kohlenbergbau GmbH veräußert und anschließend von den Reichswerken für Erzbergbau und Eisenhütten "Hermann Göring" AG übernommen worden. Die AKW gliederte diese durch Einbringungsvertrag vom 12. April 1940 von den Reichswerken für Erzbergbau und Eisenhütten "Hermann Göring" AG übernommenen Unternehmen als Abteilungen Welzow und Klettwitz in die Gesellschaft ein. Mit diesen Erweiterungen errangen die AKW und damit der Flick-Konzern eine Monopolstellung in der Braunkohlenindustrie. In diesem Zusammenhang erfolgte 1940 die Verlegung der Hauptverwaltung der AKW von Halle (Saale) nach Berlin. Nach 1940 gliederte sich die AKW in die Gruppen Halle, Zeitz, Klettwitz, Senftenberg, Welzow und Chemische Betriebe. Im Lausitzer Revier gehörten folgende Gruben zu diesen Gruppen: - Gruppe Klettwitz in Grube Viktoria III in Naundorf b. Ruhland mit den Grubenbetrieben (v. a. Tagebaue, Brikettfabriken, Kraftzentralen) Anna I-II und Anna-Süd bei Schipkau, Alwine bei Kostebrau, Ferdinand bei Schwarzheide/ Lauchhammer, Viktoria III, Waidmannsheil bei Annahütte und Wilhelminensglück I-II bei Klettwitz sowie Sägewerk Schipkau und Ziegeleien Schipkau und Kostebrau; - Gruppe Senftenberg in Senftenberg mit Grubenbetrieben (v. a. Tagebaue, Brikettfabriken, Kraftzentralen) im Gebiet Senftenberg (Gruben Greifenhain, Mariannensglück bei Kausche, Marie I bei Reppist, Marie II bei Klein Räschen, Viktoria II bei Senftenberg, Ziegelei Viktoria I) sowie mit Grubenbetrieben aus dem Revier Frankfurt (Oder) im Gebiet Treuhofen (Gruben Oskar und Eduard) und im Gebiet Schönow (Grube Schönow - Tiefbau); - Gruppe Welzow in Welzow mit den Grubenbetrieben (v. a. Tagebaue, Brikettfabriken, Kraftzentralen) Clara in Welzow, Werminghoff bei Knappenrode, Clara III bei Zeißholz und Louise bei Domsdorf. 1944 wurden noch die Betriebe Heye I und II von der F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH in Annahütte erworben und der Gruppe Klettwitz angegliedert. Nach Kriegsende unterlagen die in der Sowjetischen Besatzungszone gelegenen Werke des Unternehmens den Enteignungsmaßnahmen, die mit dem SMAD-Befehl Nr. 124 vom 30. Oktober 1945 eingeleitet wurden. Die AKW wurde (wie alle Unternehmen mit mehreren Standorten) dabei nicht als Ganzes beschlagnahmt, sondern jede Grube einzeln durch das Land, in dem sie sich befand. Nach zwischenzeitlicher Verwaltung der Gruben durch Treuhänder ist in Brandenburg auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 323 vom 20. November 1946 der "Brandenburgische Bergbau, Provinzeigene Betriebe" mit Sitz in Senftenberg als Körperschaft des öffentlichen Rechts eingerichtet worden. Er nahm zum 1. Januar 1947 seine Tätigkeit auf und war für die Leitung der landeseigenen Betriebe der Kohlenindustrie zuständig. Am 28. Juni 1947 beschloss der Brandenburger Landtag das "Gesetz zur Überführung der Bodenschätze und Kohlenbergbaubetriebe in die Hand des Volkes". Die Überführung der Werke in Volkseigentum wurde 1948 in Umsetzung der SMAD-Befehle Nr. 64 vom 17. April 1948 und Nr. 76 vom 23. April 1948 abgeschlossen. Zum 1. Juli 1948 wurden Betriebe von zentraler Bedeutung für die gesamte sowjetische Besatzungszone branchenweise in Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) zusammengefasst. Die im Land Brandenburg gelegenen Werke der vormaligen Anhaltischen Kohlenwerke AG im Lausitzer Revier aus den Gruppen Klettwitz, Senftenberg und Welzow wurden weitestgehend der VVB Senftenberg und der VVB Welzow unterstellt.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen wurden aus Betriebsarchiven verschiedener Braunkohlenwerke, der VVB Braunkohle Senftenberg in den Jahren 1973 und 1974, des VEB Braunkohlenveredlung Lauchhammer 1987 und des VEB Braunkohlenwerk Cottbus in den Jahren 1983 und 1989, übernommen. Weitere umfangreiche Ergänzungen erhielt der Bestand aus den Abgaben der DISOS GmbH bzw. Rhenus GmbH in den Jahren 2007-2008. Diese Gesellschaften verwahrten nach 1990 im Auftrag der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) die Unterlagen verschiedener geschlossener Braunkohlenwerke, Braunkohlenkombinate und VVB der Braunkohlenindustrie. Die Arbeiten zur Verzeichnung des Bestandes begannen bereits vor 1990, blieben in weiten Teilen jedoch unvollendet. 2018 und 2019 konnten die Arbeiten wiederaufgenommen und die vorhandene Verzeichnung überarbeitet und ergänzt werden. Ebenso wurden die noch unbearbeitet gebliebenen Übernahmen aus der Zeit vor 1990, die zum Teil ohne Übergabelisten in das BLHA gelangten, und die jüngeren Übernahmen bewertet, verzeichnet und geordnet. Die abschließende Bearbeitung des Karten-Bestandes steht noch aus. Der Bestand enthält Unterlagen, die bei den Gruppenverwaltungen Senftenberg, Klettwitz und Welzow sowie vor allem bei einzelnen Gruben (Greifenhain, Wilhelminensglück und Waidmannsheil, Anna und Anna-Süd, Louise und Werminghoff) entstanden. Der Begriff "Grube" bezieht sich in der Regel im weiteren Sinne auf das gesamte Werk und nicht nur auf die Grube als Tagebau im engeren Sinne. Die im geringen Umfange außerdem überlieferten Unterlagen der Hauptverwaltung, die überwiegend Rechts- und Grundstücksangelegenheiten betreffen, sind bereits vor Kriegsende – wahrscheinlich im Zuge der Verlagerungen auf Grund des Luftkrieges – zur Gruppenverwaltung nach Senftenberg gelangt. Für die Abgrenzung des Bestandes Rep. 75 Anhaltische Kohlenwerke AG (AKW) mit den Aktenbeständen der 1940 in den Besitz der AKW übergegangenen Unternehmen wurde das Grenzjahr 1940 zugrunde gelegt. Unterlagen dieser Vorgängerunternehmen, die 1940 enden oder nicht wesentlich darüber hinausreichen, sind den Beständen Rep. 75 Niederlausitzer Kohlenwerke AG Berlin und Rep. 75 Eintracht Braunkohlenwerke AG Welzow (Eintracht AG) zugeordnet worden. Unterlagen der Anhaltischen Kohlenwerke AG werden auch im Landesarchiv Sachsen-Anhalt - Abteilung Merseburg und im Landesarchiv Berlin verwahrt. |
Verweis: | Rep. 270 VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow. - Rep. 901 Revierleitung Senftenberg, VVB der Kohlenindustrie. - Rep. 901 Lausitzer Braunkohlenwerke. |
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Angaben zur Benutzung |
Veröffentlichungen: | Der Braunkohlenbergmann - Werkzeitschrift der Anhaltischen Kohlenwerke, Sondernummer zum 60jährigen Bestehen der Gesellschaft, Berlin 1941. |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1695813 |
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