53A ML; Rep. 53A Märkische Landschaft (Kur- und Neumärkisches Ritterschaftliches Kreditinstitut); 1713-1958 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 53A Märkische Landschaft (Kur- und Neumärkisches Ritterschaftliches Kreditinstitut)
Dat. - Findbuch:(1571) 1713 - 1952, 1955, 1958
Vorwort:Firmengeschichte

Die Märkische Landschaft wurde am 15. Juni 1777 unter dem Namen Kur- und Neumärkisches Ritterschaftliches Kreditinstitut mit Sitz in Berlin gegründet. Nach dem Siebenjährigen Krieg entstanden in den verschiedenen Landesteilen Preußens Kreditanstalten, so auch in Schlesien (1769), Pommern (1781), Westpreußen (1787) und in Ostpreußen (1788). Sie hatten die Aufgabe, den ritterschaftlichen Grundbesitzern billige und sicherer Kredite zu verschaffen. Die Landschaften trugen dadurch wesentlich dazu bei, den für die Aufrechterhaltung des Feudalabsolutismus dem preußischen Staat unentbehrlichen grundbesitzenden Adel gegenüber dem wirtschaftlich aufsteigenden Bürgertum in seinem Besitz zu erhalten.
Das Kreditreglement vom 15. Juni 1777 sah vor, dass die ausgegebenen Pfandbriefe von der Gesamtheit aller kreditverbundenen Güter, d. h. von den Gütern, die vom Kur- und Neumärkischen Kreditinstitut Anleihen genommen hatten, garantiert werden sollten, nicht aber von allen märkischen Rittergutsbesitzern, wie es Friedrich II. gewünscht hatte und bei den anderen landschaftlichen Kreditinstituten üblich war. Der Geschäftsbereich des Kur- und Neumärkischen Kreditinstituts war bis 1945 die Mark Brandenburg im Umfange von 1777. Daher gehörten auch die Altmark, der Distrikt Ziesar, die seit 1815 zum schlesischen Kreise Grünberg gehörenden Teile des alten Kreises Crossen und das 1816 an die Provinz Pommern gelangte Gebiet von Schivelbein und Dramburg mit dazu. Die 1815 von Sachsen abgetretenen Gebiete, soweit sie der Provinz Brandenburg zugelegt wurden, blieben dagegen außerhalb seines Geschäftsbereiches.
Innerhalb des Gebietes konnten alle in die Matrikel der Rittergüter eingetragenen Güter beliehen werden, die nach den Ritterschaftlichen Abschätzungsgrundsätzen von 1843 einen Wert von mindestens 6 000 Talern hatte. Alle anderen beliehenen Güter mussten mit mindestens 20 000 Talern eingeschätzt sein.
Domänen und Güter von Korporationen und Handelsgesellschaften durften nicht beliehen werden. Jedoch waren Ausnahmen möglich.
Die preußischen Landschaften waren Korporationen des öffentlichen Rechts, deren Beamte mittelbare Staatsbeamte waren. Die Staatsaufsicht wurde in der ersten Instanz durch den Oberpräsidenten wahrgenommen, in letzter durch das Ministerium für Landwirtschaft. Oberstes Organ des Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Kreditinstituts war die Generalversammlung der ritterschaftlichen Kreditverbundenen, zu denen jeder Landesteil eine Anzahl von Abgeordneten entsandte. Sie wählte auf jeweils 6 Jahre die drei amtierenden Hauptritterschaftsdirektoren. Bis zum Nachtrag vom 12. Mai 1877 zum Reglement vom 15. Juni 1777 war der von der Generalversammlung gebildete Engere Ausschuß die regelmäßige Vertretung der zum Ritterschaftlichen Kreditwerk verbundenen Gutsbesitzer. Nach 1877 hatte der Engere Ausschuß nur noch spezielle Aufgaben und die Generalversammlung blieb die einzige Vertretung.

Mit Bestätigung vom 20. August 1869 wurde das Neue Brandenburgische Kreditinstitut gegründet, das insbesondere dem bäuerlichen Grundbesitz Kredite bieten sollte, in seiner Wirksamkeit aber tatsächlich dem Großbauerntum nutzte. Eine weitere unmittelbar mit dem Kur- und Neumärkischen ritterschaftlichen Kreditinstitut verbundene Bank war die am 8. Januar 1873 errichtete Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehnskasse. Sie sollte v. a. schnell Zwischenkredite und Vorschüsse sowie Personalkredite gewähren. Am 1. Januar 1874 wurde die Centrallandschaft der Preußischen Staaten, eine Spitzenorganisation aller preußischen Landschaften, gegründet, der auch das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Kreditinstitut angehörte. 1934 wurde das Kur- und Neumärkische Kreditinstitut in Märkische Landschaft umbenannt und gleichzeitig das Neue Brandenburgische Kreditinstitut aufgelöst. Sein Vermögen übernahm die Märkische Landschaft, die damit Rechtsnachfolger wurde.

Der Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland vom 23. Juli 1945 verbot in der sowjetischen Besatzungszone den alten Banken jegliche Kreditoperationen. Am 13. April 1948 nahm der Landtag des Landes Brandenburg rückwirkend vom 9. Mai 1945 ein Gesetz über die Enteignung der Bankinstitute an. Damit endete hier die Tätigkeit der Märkischen Landschaft.
In Berlin erfolgte die entschädigungslose Enteignung auf Grund der Verordnung des Magistrats von Groß-Berlin zur Überführung von Konzernen und sonstigen wirtschaftlichen Unternehmen in Volkseigentum vom 10.5.1948. Das Vermögen wurde zunächst von der Bankenkommission und danach von der Deutschen Investitionsbank Potsdam verwaltet. Auf Grund des Berliner Altbankengesetzes vom 10.12.1953 konnte die Märkische Landschaft dann noch ihre Verbindlichkeiten abwickeln, jedoch kein Neugeschäft mehr eröffnen.

Bestandsgeschichte

Der Bestand gelangte zwischen 1956 und 1965 aus verschiedenen staatlichen und genossenschaftlichen Kreditinstituten in das Archiv. Die Generalia wurden 1959 - 1961 und die Hypothekenbriefe 1999 verzeichnet. Die überlieferten Kreditakten, ca. 14 000 waren zunächst nach Landschaften, innerhalb dieser nach Kreisen und nachfolgend alphabetisch nach Orten geordnet. Ihre Verzeichnung erfolgte von 2008 - 2013 und sie umfassen insgesamt 15 025 Akten.
1994 wurden von der Deutschen Genossenschaftsbank, Geschäftsstelle Potsdam 10 lfm Akten ohne Ablieferungslisten übernommen und in den Jahren 2009 - 2010 bewertet und verzeichnet. In diesem Zusammenhang erfolgte eine Überführung der karteimäßig verzeichneten Generalakten in die vorhandene Archivsoftware.
Ein weiterer Zugang erfolgte 2003 vom Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen Berlin. Hierbei handelte es sich um 3 lfm Gutsbücher, d. h. Haupt-, Schuld- und Inventurbücher, Jahresabschlussregister, Naturalien- und Viehregister von Gütern die mit der Wirtschaftsberatung der Märkischen Landschaft zusammenarbeiteten. Diese wurden im Jahre 2004 verzeichnet und 2010 in die Archivsoftware übernommen.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1732035
 
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